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Die Tradition hochhalten und sich mit der Zukunft befassen

Heute vor 125 Jahren gründeten die Gymnasiasten Max Schwab, Hermann Bauer, Franz Kehrli und Oskar Schwab den FC Young Boys. Aus dem zarten Pflänzchen ist einer der erfolgreichsten Schweizer Fussball-Vereine geworden.

Der BSC Young Boys feierte bisher 15 Meistertitel und sieben Erfolge im Cup. Im Jubiläumsjahr könnte das dritte Double nach 1958 und 2020 Tatsache werden. Der Bärnerbär unterhielt sich mit Hanspeter Kienberger, seit 2012 Verwaltungsratspräsident des Berner Grossklubs.

Als Sie 2012 bei YB das VR-Präsidium übernahmen, waren Sie ein fussballerisches Greenhorn, wie Sie damals selbst sagten. Sind Sie heute nach den vielen Gesprächen mit Fachleuten wie Christoph Spycher und Stéphane Chapuisat ein Fussball-Kenner?
In der Zwischenzeit habe ich zwar einiges gelernt, bezeichne mich jedoch immer noch als Laie. Fachkompetenz hat eine andere Dimension. Aber ich habe mir das Verständnis angeeignet, um Fragen besser zu plausibilisieren.

Können Sie sich einen schöneren Job vorstellen, als Verwaltungsratspräsident von YB zu sein?
Nein, ich kann mir momentan wirklich kein schöneres Mandat vorstellen.

Wie darf man sich Ihre Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung vorstellen?
Die Zusammenarbeit ist durch geplante Meetings organisiert, zudem findet aufgrund der Nähe ein laufender Austausch statt. Daneben bin ich auch in einzelne Projekte involviert wie die Verdichtung des Stadions oder den Campus mit Spielfeldern, den wir intern «Rasentraum» nennen.

Im letzten Herbst feierten Sie Ihr Jubiläum «Zehn Jahre VR-Präsident».
Das Jubiläum eines Funktionärs ist kein Grund für Festivitäten. Aber ich wurde mit einer sehr schönen, persönlichen Foto-Collage beschenkt.

Wenn Sie als Treuhänder einen Kunden beraten, wieviel Zeit nimmt das Thema YB in Anspruch, ehe Sie zum Geschäftlichen kommen?
Ich kann das sehr gut trennen. Klar gibt es Kunden, die gerne zuerst über YB reden, ich spüre oft die Begeisterung für YB. Die Frage ist auch: Was kann die Privatwirtschaft von YB lernen? Nicht selten ergibt sich eine Zusammenarbeit, viele meiner Kunden sind oder wurden YB-Sponsoren, so gesehen bin auch ich ständig am Vermarkten.

Heute wird Ihr Verein 125 Jahre alt. Was kommt Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie zurückblicken? Viele der goldenen Jahre in früheren Zeiten haben Sie nicht persönlich miterlebt.
Da ist sicher zuallererst einmal der 28. April 2018, als mit dem Titelgewinn die 32 Jahre dauernde Durststrecke endlich beendet war. Mir kommen auch Gedanken zur DNA von YB in den Sinn. Der heutige Tag gibt Gelegenheit, zurückzuschauen. Wir wollen die Tradition hochhalten und pflegen, aber nicht ohne uns mit der Aktualität und der Zukunft zu befassen. Die Frage heisst auch: Was lernen wir aus der Vergangenheit? Denn das ist wohl ihr grösster Wert. Die 32-jährige Leidenszeit prägte unsere DNA. Weil es so lange gedauert hat, sind wir demütig und bescheiden geblieben. Ich sehe bei YB niemanden, der überheblich ist.

Als Sie Ihr Amt antraten, war YB eine einzige Baustelle. Jetzt sind Sie Chef eines Teams, das sportlich und finanziell optimal unterwegs ist. Wie haben Sie das geschafft?
Bei meinem Amtsantritt lag die Organisation ziemlich am Boden. Überlebt haben wir nur dank der Familie Rihs. Ihr gebührt grosser Dank. Gemeinsam haben wir es geschafft, weil Leute an Bord sind, die dafür sorgten, dass wir heute dort sind, wo wir sind. Der Weg war schmerzhaft, aber das hat es gebraucht. Heute ist es die Zusammenarbeit der Menschen, die Ziele und Werte verfolgen, Ambitionen haben und in ihrem Bereich über hohe Kompetenz verfügen.

Sie sind Captain im VR. Was sagen Sie zu den Captains Ihrer Fanionteams, Fabian Lustenberger und Stephanie Waeber?
In dieser Position sind Persönlichkeiten mit Leaderqualitäten gefragt, mit Erfahrung. Sie verfügen über eine Aura, die man nicht lernen kann, üben eine Vorbildfunktion aus und behalten stets das grosse Ganze im Auge.

Beim Jubiläum «125 Jahre YB» darf man einen Mann nicht übersehen. Was sagt Ihnen der Name Geni Meier?
Sehr viel. Schade, durfte ich ihn nicht erleben. Viermal Meister, Cupsieger, er schoss für YB 247 Meisterschaftstore, insgesamt über 330. Eines unserer Sitzungszimmer trägt den Namen Geni Meier, derzeit sind wir daran, sein Grab auf dem Schosshaldenfriedhof, das von YB-Fans häufig Besuch erhält, zu restaurieren.

Sie halten sich stets im Hintergrund und überlassen die grosse Bühne den Verantwortlichen im Sport. Was halten Sie davon, wenn einer Ihrer Amtskollegen im «Blick» behauptete: «Es ist manchmal so, dass ich für 200 Meter 30 Minuten brauche. Weil jeder mit dir reden will.»
Jeder Klub hat seine eigene Struktur und Philosophie. Ich denke, dass sich das Publikum für den Sport und nicht für die Funktionäre interessiert. Bei YB sind wir alle davon überzeugt.

Wie lange benötigen Sie vom Zyt­glogge bis zum Bahnhof?
(lacht) Mit dem E-Bike etwa 60 Sekunden.

Was wünschen Sie YB für die nächsten 125 Jahre?
Dass YB den eingeschlagenen Weg weitergeht und unsere Ambitionen, unsere Werte und unsere DNA hochhält.

Pierre Benoit

Hanspeter Kienberger wurde am 18. März 1962 in Oftringen geboren. Er ist Steuerexperte, Wirtschaftsprüfer und Partner von Bommer und Partner Treuhand. Seit 2012 VR-Präsident von YB. Kienberger ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

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