Das Coronavirus hat auch das Leben von SCB-Stürmer Thomas Rüfenacht und seiner Familie auf den Kopf gestellt. Statt Ferien und Sommertraining steht Fitness zuhause und statt Eishockey das Lieblingsspiel von Sohn Nolan, «Gou», auf dem Tagesprogramm.
Wer sich vor Hunden fürchtet, zuckt zusammen, wenn er bei Rüfenachts in einem Berner Vorort klingelt. Tiefes Gebell ist zu hören. Die Tür öffnet sich und ein wunderschöner Rhodesian Ridgeback empfängt uns zusammen mit Romana, der Chefin im Haus. Immer noch leicht bellend, aber freudig schwanzwedelnd und die Hand leckend, macht uns Scooby den Weg ins Haus frei und lässt uns, auf Streicheleinheiten wartend, nicht mehr aus den Augen.
Der zweijährige Nolan schläft, Lia, die Älteste, wäre eigentlich im Kindergarten, doch nun setzt sie sich zusammen mit der vierjährigen Elli zu uns und hört den Gesprächen der Eltern mit den unbekannten Fremden aufmerksam zu, die in «Corona-likem» Abstand Platz genommen haben.
«Wir haben viele Bananen-Kisten oft nicht ausgepackt»
Seit August wohnen Rüfenachts in ihrem neuen Heim, weil ihnen die ehemalige Wohnung mit drei Kindern und Hund zu klein wurde. Jetzt, im eigenen Haus, stehen ihnen 200 Quadratmeter und eine riesige Terrasse zur Verfügung. Der Garten ist zwar zu kurz, damit Schwiegervater Peter Hofmann, im Hornussen ein gefürchteter Langschläger und 1982 eidgenössischer Schlägerkönig, den Nouss abschlagen könnte, aber gross genug, damit die drei Kinder und der Hund spielen und herumtollen können.
«Hell, sonnig, geräumig, mit Sicht in die Ferne, nahe Kindergarten und Schule musste es sein», sagt Mutter Romana. Die Familie Rüfenacht ist fündig geworden. «Der Weg zur Schule und zum Kindergarten ist kurz, autofrei und ungefährlich, so dass die Kinder allein gehen können», sagt Thomas Rüfenacht (35), der sich am neuen Wohnort sichtlich wohlfühlt. «Wir haben viel Privatsphäre, es ist optimal, wir sind happy.» Das will etwas heissen, sagt das doch ein Mann, der sich aus den USA andere Dimensionen gewohnt ist.
«Es gefällt mir hier ausgezeichnet. Ich erwache am Morgen mit einer guten Laune, weil es hell ist und mir der Nachbar nicht schon zum Fenster reinschaut», sagt Romana, die einmal mehr eine «Züglete» erfolgreich hinter sich gebracht hat. Umzüge sind für sie zur Routine-Angelegenheit geworden. Von Zug nach Lugano, weiter nach Ostermundigen und nun ins eigene Haus. «Wir haben viele Bananen-Kisten oft nicht ausgepackt, weil wir wussten, dass es bald wieder weitergeht», sagt Romana Rüfenacht. Doch nun ist alles anders.
Sesshaft geworden
Ist die Tatsache, dass jetzt alle Schachteln ausgepackt sind und die Rüfenachts nicht mehr zur Miete, sondern im Eigenheim wohnen, ein Hinweis darauf, dass die Familie sesshaft geworden ist? «Ja, das trifft zu. Wir bleiben hier, alles passt perfekt und die Eltern meiner Frau sind auch in der Nähe, das ist praktisch, wenn die Kinder gehütet werden müssen», so Thomas Rüfenacht, der seinen Vertrag mit dem SCB soeben vorzeitig verlängert hat. «Eine Antwort, wie es danach aussehen wird, kann ich nicht geben. Entweder mache ich etwas anderes, aber mit grosser Wahrscheinlichkeit bleibe ich in irgendeiner Funktion im Eishockey tätig.»
Elli, die Lebendigste der drei Kinder, wird unruhig, und will zusammen mit Lia den Gästen ihr Reich zeigen. Zeit für unseren Fotografen, im Wohnzimmer ein Familienbild zu schiessen. Doch halt, da fehlt noch Scooby. «Lay down», sagt Romana kurz, der Hund gehorcht, setzt sich, und schon sind die Bilder im Kasten. Die Frage, ob Scooby genau so perfekt gehorche wie Thomas, beantwortet Romana mit einem ebenso charmanten wie vielsagenden Lächeln.
Thomas, der Spitzenkoch
Zum Abschluss zeigt uns Romana noch den Küchenbereich, Wer kocht, will der «gwundrige» Schreiber wissen. «Meistens ich, aber Tom kocht gut und gerne», kommt die Antwort von Romana wie aus der Pistole geschossen. «Er ist in der Küche ein Chaot, kocht aber hervorragend, am liebsten Filet», ergänzt Romana, noch ehe sich Thomas wehren kann.
Ja, es ist eine heile Welt, im neuen und schönen Reich der Rüfenachts. In der Ferne strahlen Eiger, Mönch und Jungfrau um die Wette, doch das kümmert Nolan wenig. «Wir spielen ‹Gou›», sagt er und gegen Vater Tom schiesst er im Wohnzimmer auf dem neuen Parkettboden Tor um Tor und hat riesigen Spass. «Ich spiele nicht Eishockey, mir gefällt Tennis besser», sagt Lia, während Scooby immer noch auf meinen Füssen Platz genommen hat.
Pierre Benoit