Christoph Spycher, Alex Chatelain, Daniel Weber und Heinz Zaugg sind vier Ausnahme-Sportchefs. Mit ihrer Arbeit führen sie die BSC Young Boys, den SC Bern, den BSV Bern und Floorball Köniz zum Erfolg – und machen Bern damit zur führenden Sportstadt der Schweiz.
Die BSC Young Boys sind Schweizermeister, souveräner Tabellenleader und greifen in der Champions League gegen Juventus Turin, Manchester United und Valencia nach den Sternen. Der SC Bern ist ein Erfolgsmotor, gewann in den vergangenen drei Jahren zwei Mal den Titel und hat sich in der Eishockey-Champions-League frühzeitig für die Achtelfinals qualifiziert. Der BSV Bern gehört zu den vier besten Handballklubs der Schweiz und erreichte zuletzt die Playoff-Halbfinals sowie den Cupfinal. Floorball Köniz ist im Unihockey als Meister und Supercupsieger die Nummer 1. Für den Bärnerbär setzten sich die Sportchefs Christoph Spycher, Alex Chatelain, Daniel Weber und Heinz Zaugg anlässlich einer Talkrunde des Panathlon-Clubs Bern an einen Tisch und sprachen dabei vor allem auch über ihre Herkunft und ihren Werdegang. Wir zeigen die Sportchefs im Porträt-Vergleich.
DANIEL WEBER (58), SEIT 2000 EHRENAMTLICHER SPORTCHEF BSV BERN
Der Allrounder
«Einmal BSV Bern, immer BSV Bern»: Während 14 Jahren spielte Daniel Weber als Mittelfeldspieler ausschliesslich für den BSV Bern -– trotz Angeboten aus St. Gallen und Zürich. Sportlehrer Toni Loretan erkannte im Schwabgut frühzeitig das Talent seines Sekundarschülers. Spätere Handballgrössen wie Ueli Nacht und Daniel Eckmann waren beim BSV seine ersten Trainer. Bald gehörte der Rechtshänder zum Stamm der Equipe und erzielte zwischen 1976 und 1984 in 59 Spielen 30 Tore. 1980 gehörte Weber zur Meistermannschaft, als der BSV Bern in sämtlichen 18 MeisterschaftsPartien ungeschlagen blieb, nun mit Daniel Eckmann, Ueli Nacht und Daniel Buser im gleichen Team. Nach seiner Aktivzeit 1984 übernahm Weber verschiedene Posten beim BSV, als Junioren-, Assistenz- und Goalietrainer. «Nur einmal wechselte ich die Vereinsfarben, als ich während gut einer Saison als Coach aushalf, den TV Steffisburg vor dem Abstieg zu retten.» Um 2000, als der BSV in der Nationalliga B kriselte und zahlungsunfähig war, bildete sich eine Gruppe um Präsident Daniel Buser, Daniel Weber und anderen, um das sinkende BSVSchiff zu retten. Der «Förderverein Spitzenhandball Bern» wurde gegründet und später mit der «Stiftung Jugendförderung Berner Handball» ergänzt. Die Rettung gelang: Seit 2003 ist der BSV wieder A-klassig. Weber kümmerte sich während dieser Zeit um das Spielerkader, war also auch am sportlichen und wirtschaftlichen Aufschwung beteiligt, der mit der neuen Halle noch verstärkt werden soll. Inzwischen von einer Sportkommission mit ehemaligen BSV-Spielern unterstützt, ist der ehrenamtlich tätige Daniel Weber auch in der neuen Saison eine wichtige Kraft des Cupfinalisten 2018, der auch international Zeichen setzen möchte. Das gelang am vergangenen Wochenende: Im Europacup qualifizierten sich die Berner gegen Pölva Serviti (Estland) für die nächste Runde im EHF-Cup gegen Spartak Moskau.
ALEX CHATELAIN (40), SEIT 2015 HAUPTAMTLICHER SPORTCHEF SC BERN
Der Senkrechtstarter
Der heutige Sportchef der ZSC Lions, Sven Leuenberger, brachte Alex Chatelain einst in die Organisation des SCB und just diesen Sven Leuenberger beerbte der ehemalige Spieler des SC Bern als Sportchef – viel früher als ehemals geplant. Es war eine legendäre Pressekonferenz am 18. November 2015, als der neue Trainer Lars Leuenberger und eben der neue Sportchef Alex Chatelain vorgestellt wurden. Der ältere Sven trat für seinen jüngeren Bruder Lars als Sportchef zurück. «Zwei Leuenberger ist einer zu viel», war das Motto der Vereinsführung. 2014 war Chatelain zum SC Bern zurückgekehrt, für den er 7 Jahre als Stürmer gespielt hatte. Er übernahm die sportliche Führung der Nachwuchsabteilung und wurde Assistent von Sven Leuenberger, dem damaligen sportlichen Leiter. Alex Chatelain fühlte sich deswegen nicht gerade ins kalte Wasser geworfen: «Einerseits habe ich als Spieler meine Erfahrungen gemacht, in guten und weniger guten Teams. Ich habe Erfolge und Misserfolge erlebt. Ich glaube deshalb, dass ich beurteilen kann, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Andererseits habe ich durch mein Betriebswirtschaftsstudium gelernt, wie man Probleme und Aufgaben analytisch angehen muss. Ausserdem habe ich in den letzten 14 Monaten als rechte Hand von Sven Leuenberger einiges mitbekommen.» Inzwischen hat sich der Familienvater, dessen Söhne auch Eishockey spielen, etabliert, zwei Schweizermeistertitel gefeiert und schon einige heikle Geschäfte erledigt. «Nicht zur Zufriedenheit aller – auch ich kann nicht zaubern!» Dank seiner ruhigen, unaufgeregten Art hat sich der ehemalige Davoser aber Kredit verschafft. Vielleicht auch, «weil Bauchentscheide manchmal nicht die schlechtesten sind. Wir arbeiten mit Menschen zusammen. Da kann man sich noch so genau informieren und absichern: Ein letzter Unsicherheitsfaktor bleibt.»
Ausbildung als: Master of Business Administration, Uni Bern
HEINZ ZAUGG (55), SEIT 2010 SPORTCHEF FLOORBALL KÖNIZ – EHRENAMTLICH
Der Manager
Fussball bleibt die sportliche Leidenschaft von Heinz Zaugg, obschon er seit acht Jahren Sportchef von Floorball Köniz ist. «Fussball spielte ich als Junior auch bei YB, zusammen mit Reto Gertschen und Maurizio Jacobacci, dem heutigen Trainer des FC Sion, im Mittelfeld, bis ich 22jährig war.» Wyler, Köniz und Ostermundigen hiessen die weiteren Stationen, ehe er den Schritt zum (Spieler-) Trainer wagte und bis 2001 mit dem UEFA-A-Diplom im Sack vier verschiedene Klubs betreute: den FC Zähringia, FC Breitenrain, FC Bern und den SV Lyss. «Um 2000 begleitete ich meine beiden Söhne zum Unihockey-Training und kam so zum ersten Mal in Kontakt mit dieser aufstrebenden Sportart. Nicht, dass ich selber mitspielen wollte, aber mich packte das Umfeld, der Verein und als der Könizer Kulttrainer René Berliat mich anfragte, im Vorstand mitzuhelfen, sagte ich zu.» Dass Heinz Zaugg früher einen Sportmanagement-Kurs bei Swiss Olympic an der Universität Freiburg absolviert hatte und als Geschäftsführer des FC Bern tätig war, kam ihm nun in seiner neuen Funktion zugute. Seine Söhne spielen immer noch Unihockey, der jüngere (Jan, 21) wurde eben als MVP (bester Spieler) der Nationalliga A ausgezeichnet. Nicht zuletzt auch dank ihm gewann Floorball Köniz dieses Jahr den Superfinal gegen den Serienmeister SV Wiler-Ersigen und wurde erstmals Unihockey-Schweizermeister. Wie seine Stadtberner Amtskollegen musste der ehrenamtlich tätige Sportchef in seiner achtjährigen Amtszeit Trainer auswechseln, gleich deren acht. Der bislang letzte, der Finne Jyri Korsman und Nachfolger von Meistertrainer René Berliat, soll mithelfen, in der kommenden Saison den Titel zu verteidigen. Und bereits verzeichnet Floorball einen ausgezeichneten Saisonstart: Am vergangenen Wochenende gewannen die Könizer auch noch den Supercup gegen Wiler-Ersigen.
UEFA-A-Diplom SFV, Sportmanagement-Diplom Swiss Olympic
CHRISTOPH SPYCHER (40), SEIT 2016 HAUPTAMTLICHER SPORTCHEF BSC YOUNG BOYS
Der Umsichtige
Selten hat ein Sportchef solche Lorbeeren geholt wie Christoph Spycher: «Dank Spycher Schweizermeister!» «Dank Spycher in der Champions League!» «Endlich Ruhe bei YB dank Spycher!» «Retter Spycher!» «Spycher Baumeister dieses wunderbaren BSC YB!» Nicht der Trainer, nicht die Spieler wurden an erster Stelle für die überragenden Erfolge der Berner Young Boys in diesem Jahr verantwortlich gemacht. Dabei wollte «Wuschu» eigentlich (noch) gar nicht Sportchef werden. Der CEO des BSC YB, Stefan Niedermaier, hatte Christoph Spycher nach seiner überragenden Aktivzeit 2014 weiter an YB gebunden, nach 99 (!) Spielen für YB. Als Talentmanager sollte er in die YB-Organisation eingebunden werden. Im September 2016 überschlugen sich die (negativen) Ereignisse, YB lag am Boden, so dass der YB-Vorstand Spycher bat, früher als geplant als Sportchef einzusteigen. «Nach reiflicher Überlegung» sagte der 47-fache Internationale zu und wurde Nachfolger von Fredy Bickel. Der Rest ist bekannt: wieder Schweizermeister nach 32 Jahren «Im Jahr 2000 begleitete ich meine Söhne zum Unihockey-Training und kam so zum ersten Mal in Kontakt mit dieser aufstrebenden Sportart.» Heinz Zaugg Wartezeit, erstmalige Teilnahme an der Champions League. In Köniz aufgewachsen, spielte Spycher erst ab 2010, bereits 32-jährig, für die Gelbschwarzen – nach einer langen Zeit in anderen Vereinen. Er schaffte den Sprung zum Profi 1999 beim FC Luzern – nach seiner Juniorenzeit bei Sternenberg und Bümpliz – sowie einer Phase beim Erstligisten Münsingen. 2001 wechselte Spycher zu GC und wurde mit den Zürchern 2003 Schweizer Meister. Bei der Eintracht Frankfurt schätzten sie in den fünf Saisons seine seriöse und solide Arbeit. Spycher ist kein Lautsprecher und drängt sich nicht in den Vordergrund. Attribute, die eben bei der erwähnten YB-Misere gefragt waren und sich nun ausbezahlt haben. Er gilt als teamorientiert, anständig und bodenständig, überzeugt mit Kompetenz, Ruhe und Weitsichtigkeit. Für Spycher ist eines klar: «Der Meistertitel 2018 soll keine Eintagsfliege bleiben.» Weiterbildung: Sportmanagement-Lehrgang an der Uni St. Gallen
Albi Saner