Der Schwingerkönig? Ein Berner namens Christian Stucki. Der Fussballmeister? YB. Der Eishockeymeister? SCB. Und jetzt das grösste RadQuerrennen der Schweiz. Wo? Im Weyerli, in Bern.
SCB-Sportchef Alex Chatelain bezeichnete Bern in der letzten Bärnerbär-Ausgabe als «Europas Sport-Hauptstadt». Damit liegt er goldrichtig. Wo sonst kommt der Meister in den beiden wichtigsten Mannschafts-Sportarten aus der gleichen Stadt? Und jetzt noch das Dessert. Christian Rocha, OK-Präsident des Berner Weltcup-Radquers, ehemaliger Strassenfahrer und Nationaltrainer der Frauen, bringt den Radquer-Sport zum dritten Mal nach Bern; und wie im Vorjahr zählt das Rennen vom Sonntag auch diesmal zum Weltcup – mit Weltklassebeteiligung, versteht sich. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes die Kirsche auf der «Nidle». Die Besetzung des Weltcuprennens ist erstklassig. Verständlich, gibt es doch nur deren neun in Europa – Bern ist der einzige Austragungsort in der Schweiz. Zwar fehlen die beiden Erstklassierten aus dem Vorjahr wegen Verletzung, doch Christian Rocha ist mit der Besetzung trotzdem hochzufrieden. «Im Weltcup fahren alle, da will jeder und jede dabei sein. Dazu kommt, dass in Bern nicht ‹nur› ein Weltcuprennen stattfindet, sondern auch ein gesellschaftliches Ereignis, ein Treffpunkt für alle, Zuschauer und Hobbysportler, die ihre Fitness testen können.»
Auch Berner dabei
Neben der absoluten Weltspitze und den stärksten Schweizern stehen im Weyerli auch Berner im Blickpunkt. Lukas Flückiger bei den Herren und Zina Barhoumi bei den Frauen. Schweizer Vertreter sind im Feld mit Fahrerinnen und Fahrern aus 15 Nationen zwar in der Aussenseiterrolle, doch auf Juniorenstufe darf doch von einigen ein gutes Resultat erwartet werden. In der U23-Kategorie sind sogar Podestplätze möglich. Der Steffisburger Nils Aebersold, Lars Sommer und Dario Lillo (alle U19) sowie die beiden U23-Fahrer Kevin Kuhn und Loris Rouiller zählen zur erweiterten Spitze. Im Rennen der Männer ruhen die Schweizer Hoffnungen unter anderem auf dem aktuellen Landesmeister Timon Rüegg. Auch er mag die Strecke in Bern – nicht zuletzt, weil sie seinen Fähigkeiten entgegenkommt. «Es ist ein enorm schneller Parcours mit anspruchsvollen technischen Passagen, das gefällt mir», sagt Rüegg.
Ideale Infrastruktur
Auch wenn das Weyerli je nach Witterung am Montagabend einige braune Flecken statt sattgrünem Rasen aufweisen könnte, bezeichnet Christian Rocha die Infrastruktur als optimal. «Die Strecke ist für die Zuschauer leicht überschaubar, einen grossen Teil der 3,25 km langen Rundstrecke kann jedermann überblicken, wir sind nahe von Autobahn und den öffentlichen Verkehrsmitteln, also ideal erreichbar.» Christian Rocha hofft, dass in diesem Jahr noch mehr Zuschauer den Weg in den Westen Berns finden. «Es wird nie alles perfekt sein, doch grundsätzlich haben wir im Vorjahr sehr gute Erfahrungen gesammelt, wir wollen nur Kleinigkeiten optimieren», sagt der OK-Präsident.
Defizit verkleinern
Im letzten Jahr mussten die Organisatoren trotz vieler freiwilliger Helfer ein Defizit von rund 15 000 Franken verzeichnen. In diesem Jahr war die Suche nach Sponsoren zwar nicht weniger aufwendig und hart als vor zwölf Monaten, doch mit einer neuen Idee hofft man, diesmal zumindest eine schwarze Null oder im Idealfall gar einen kleinen Gewinn schreiben zu können. Eintrittsgelder dürfen nicht verlangt werden, doch wer will, kann für zehn Franken ein Armband kaufen und damit seine Unterstützung für den Anlass zum Ausdruck bringen – das System ist in Bern unter anderem vom Strassenmusikfestival Buskers bekannt. «Kaufen nur tausend der rund siebentausend erwarteten Personen ein solches Bändeli, ergibt dies Mehreinnahmen von zehntausend Franken», rechnet Christian Rocha vor und ergänzt: «Dies wäre auch wichtig, um die Existenz des UCI-Weltcuprennens in Bern langfristig sichern zu können.»
Pierre Benoit