Verrückt, dass ein Verein, der in seiner Kaderliste neun Mittelfeldspieler aufführt, noch einen Akteur für die Zentrale verpflichtet. YB-Sportchef Christoph Spycher hat indes gut überlegt, als er Alexandre Tounde Dimitri Jankewitz verpflichtete.
Der 19-Jährige ist ein Juwel, das eine grosse Zukunft vor und schon einiges an Erfahrung hinter sich hat. Dies ist auch einer der Gründe, dass die sportliche Führung des Meisters den Jüngling gleich mit einem Vierjahres-Vertrag ausstattete. Christoph Spycher: «Wir haben den Weg von Alexandre Jankewitz seit Jahren mit grossem Interesse verfolgt und sind froh, dass er sich trotz einigen anderen Angeboten für YB entschieden hat. Obwohl er erst 19-jährig ist, hat er schon viele Erfahrungen gesammelt, die für seinen weiteren Karriereverlauf wertvoll sein werden. Er ist ein überaus kampfstarker Spieler, der mit seiner Einstellung und seinem Willen sehr gut zu uns passen wird.»
Wir treffen uns im Wankdorf, dort, wo sich Alexandre Jankewitz am wohlsten fühlt. Er kommt, strahlt, seine Augen glänzen, die Corona-Maske verdeckt zwar die Hälfte seines Gesichts, doch man fühlt: Der neue Mann fürs YB-Mittelfeld ist glücklich.
Man merke: Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs hat der neue YB-Hoffnungsträger erst 45 Minuten im Cup in Littau in einem Ernstkampf für die Gelb-Schwarzen gespielt. Die Konkurrenz ist gross, doch trotzdem ist klar, dass Jankewitz’ Zeit kommen wird.
«Bisher lief alles perfekt»
Wer sich Filmausschnitte von Jankewitz anschaut, beispielsweise bei seinen zehn Auftritten in der Schweizer U21-Nationalmannschaft, ist beeindruckt. Schnell, dribbelstark, technisch versiert, zeichnen den neuen YB-Mann ebenso Zweikampfstärke und ein gutes Auge für die Spielentwicklung aus. Er wird seinen Weg bei YB machen und mit grösster Wahrscheinlichkeit werden die Gelb-Schwarzen auch nicht seine letzte Station sein.
«Ich fühle mich in Bern schon nach wenigen Wochen wie zuhause. Ich war positiv überrascht, wie offen ich empfangen wurde, und zwar ausnahmslos von allen – Mitspieler, Trainer, Staff und Klubleitung machten mir den Einstieg leicht. Dazu kommt, dass mit Felix Mambimbi einer meiner besten Freunde im Team steht – für mich lief bisher alles perfekt.»
Das Weihnachtskind
Geboren am 25. Dezember, scheint der «Weihnachtsmann» ein Glückskind zu sein. «Ich werde oft auf meinen Geburtstag angesprochen. Das bin ich mich gewohnt, und meine Eltern meinen denn auch, ich sei das schönste Weihnachtsgeschenk gewesen, das sie sich wünschen konnten.»
Auf dem Rasen ist Alexandre Jankewitz allerdings nicht bereit, Geschenke zu verteilen. Er steigt in die Zweikämpfe, als ginge es gerade jetzt um den Sieg, will jeden Ball erobern und den schnellen Gegenangriff lancieren. Einmal wurde ihm diese Aggressivität auch zum Verhängnis. In seinem ersten Spiel in der Premier League mit Southampton gegen Manchester United stieg er zu hart in den ersten Zweikampf, sah rot und begab sich nach 90 Sekunden auf den Weg unter die Dusche. «Das war damals sehr hart und hat wehgetan. Rückblickend darf ich aber sagen, dass ich mental gestärkt aus diesem unglücklichen Zwischenfall hervorgegangen bin.»
Hohe Ziele mit YB
Die Zielsetzungen, die sich der 19-Jährige gesetzt hat, sind hoch und ambitiös. «Persönlich will ich mich verbessern, so oft wie möglich spielen und Fortschritte erzielen. Mit der Mannschaft wollen wir Erster werden, den Titel gewinnen und uns für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren.»
Der Doppelbürger (Schweiz/ Kamerun) weiss, was er will, wohin sein Weg führen soll, macht sich aber noch keine Gedanken, was nach der Erfüllung des Vierjahres-Vertrags bei YB passieren wird. «So weit schaue ich nicht voraus, zuerst will ich mich bei YB durchsetzen.»
Um dies zu erreichen, ordnet der junge Mann alles dem Fussball unter. Auf die Frage, welche Hobbys er pflege, lacht Jankewitz. «Fussball», sagt er. «Mein Leben dreht sich 24 Stunden pro Tag, siebenmal in der Woche und 365 Mal im Jahr um Fussball. Gehe ich aus dem Stadion, schaue ich zuhause Fussball, spreche mit Kollegen über Fussball, gehe ins Bett und träume von Fussball.» Steht er nicht gerade bei YB im Einsatz, ruft der Schweizerische Fussballverband. Der Romand gehörte seit der U15 gehörte stets dem Nationalteam an, er stand auch an der vergangenen EURO in England dreimal in der Startelf.
Pierre Benoit