Im europäischen Futsal dominieren Portugal und Spanien. Seit der ersten Austragung im Jahr 2002 gewannen zwölfmal Teams aus diesen Ländern den UEFA-Klubwettbewerb. Nun trifft Futsal Minerva ausgerechnet auf Benfica Lissabon.
Das bekannte Duell David Minerva gegen Goliath Benfica ist vergleichbar etwa mit einem Champions-League-Spiel auf Rasen zwischen dem FC Vaduz und Bayern München. «Wir haben fast keine Siegeschancen», sagt Miro Prskalo, Rechtsanwalt und Präsident von Futsal Minerva.
Der sechs Sprachen sprechende Kroate mit Wurzeln aus dem Wallis ist aber keineswegs bereit, den Kopf schon vor dem Spiel (Samstag, 19 Uhr, Weissensteinhalle, leider ohne Zuschauer) in den Sand zu stecken. «Wir wollen an diesem Tag alles versuchen und nach dem Match das Feld erhobenen Hauptes verlassen können.
Unser Ziel ist es nicht nur mitzuspielen, sondern zu gewinnen, auch wenn unsere Chancen realistisch eingeschätzt bei fünf Prozent liegen.»
Miro Prskalo freut sich auf das Spiel und bedauert einzig, dass keine Zuschauerinnen und Zuschauer den interessanten Vergleich in der Weissensteinhalle live verfolgen dürfen. «Futsal ist spannend, technisch attraktiv, erfordert geistige Flexibilität und schnelle Entscheide», sagt er und gibt ohne Umschweife zu: «Ich bin verliebt, in Futsal.»
Besser als die Konkurrenz
Minervas Erfolgstrainer Pedro Santos, der mit neun Jahren mit Futsal begann, besitzt, wie nicht weniger als sieben seiner Spieler, den portugie-sischen Pass. Auch wenn er es nicht gestehen würde, für den ehemaligen Spieler von Sporting und Benfica ist der Vergleich mit seinen Landsleuten mit Bestimmtheit ein spezieller Match. Seit vier Jahren coacht und trainiert er das Fanionteam Minervas – mit bisher zwei Titelgewinnen war dieser Zuzug ein Glücksgriff.
Fragt man Pedro Santos, weshalb Futsal Minerva im Schweizer Futsal führend ist, kommt die Antwort schnell: «Wir sind in allen Bereichen besser als die Konkurrenz. Das Kader mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren ist talentiert. Wir trainieren wöchentlich viermal, sind taktisch und technisch stark, unsere Spieler werden optimal gepflegt, auch von einem ausgewiesenen Team von Physiotherapeuten, und wir verfügen über das höchste Budget.» Zum Vergleich sei angemerkt, dass bei den Profis von Benfica acht wöchentliche Übungseinheiten auf dem Programm stehen.
Sieben Spieler aus Portugal
Wie ihr Trainer werden Goalie Nuno China, Claudio Lumbu, Emanuel Soares, Caio Japa, Fabio Aguiar, Marcio Monteiro und Tia-go Machado gegen ihre Landsleute unter Beweis stellen wollen, dasssie in der Schweiz nichts von ihrem Können eingebüsst haben und ihr Klub seit Einführung der Meister-schaft nicht grundlos der erfolgreichste Futsal-Verein des Landes ist. Vor allem Tiago Machado wird den 16. Januar 2020 wohl nie in seinem Leben vergessen. Seit er gehen kann, ist er leidenschaftlicher Fan von Benfica. Mit Captain Yves Mezger und Fabio Santona stehen zudem zwei Spieler im Team, die Fussball-Erfahrung auf dem Rasen mitbringen und bei verschiedenen Vereinen in der Region in der 1. Liga aktiv waren.
Schwierige Bedingungen
Den letzten Ernstkampf bestritt Futsal Minerva Mitte Oktober, seither fehlt der Mannschaft, weil die Meisterschaft wegen Covid-19 ruht, die Spielpraxis. Umso schwieriger dürfte der Auftritt gegen ein Top-3-Team-Europas werden. Präsident Miro Prskalo: «Wir dürfen zwar trai-nieren, weil wir in der Champions League engagiert sind, doch unter sehr schwierigen Bedingungen, mit Maske und unter strikter Einhaltung der Vorschriften des Bundesamts für Gesundheit. Die Wettkampferfahrung fehlt, doch die Spieler gehen sehr gut mit diesem Handicap um. Jeder versucht, das Beste aus der misslichen Situation herauszuholen, die Motivation gegen ein Team, des-sen Budget sich auf drei Millionen beläuft, etwas Ausserordentliches zu schaffen, ist durchaus vorhanden.» Genau so, wie es im Leitbild von Futsal Minerva nachzulesen ist.
«Wir haben bewiesen, dass mit Mut, Stolz und Leidenschaft vieles möglich ist.» Vielleicht sogar mithilfe Minervas, der Göttin der Weisheit und der taktischen Kriegsführung, ein Sieg über Benfica.
Pierre Benoit