Die Insider von Floorball Köniz nennen ihn «Haile», weil er auf dem Feld läuft wie Marathon-Rekordmann Haile Gebrselassie und bezeichnen ihn als den idealen Schwiegersohn.
Was liegt da näher als der Vergleich mit «unserem» Maestro, dem ewig netten, zuvorkommenden, weltbesten Tennisspieler Roger Federer?
Stefan Castrischer, das 27-jährige Könizer Eigengewächs, ist das defensive Gewissen von Floorball Köniz. Er trug wesentlich zu den bisher grössten Erfolgen der Könizer bei, dem Gewinn von Cup und Supercup im Jahr 2016 und dem Meistertitel und Supercup-Gewinn 2018. Zum zweiten Mal führt er in diesem Winter Floorball Köniz als Captain in die Saison.
Was sagen Sie zum Vergleich mit Gebrselassie und Federer?
(Kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.) Das ist eine völlig andere Liga. Beide sind ausserordentliche, bewundernswerte Persönlichkeiten. Eindrücklich, wie sie ihren Sport geprägt und auch Menschen für ihre Sportart begeistert haben, die ohne Bezug zur Leichtathletik oder zum Tennis sind. Etwas habe ich mit diesen zwei Ausnahmeerscheinungen aber sicher gemein: die Leidenschaft für meinen Sport.
Aber gemäss Insidern sind Sie der Marathonmann auf dem Feld und der ideale Schwiegersohn.
Diese Aussagen stammen von meinen Teamkollegen und sind nicht ganz ernst zu nehmen. «Haile», weil ich bei Ausdauertests zu den Besten gehöre. Idealer Schwiegersohn? So weit ist es bei mir noch nicht ganz, aber man müsste Mirjam, die Mutter meiner Freundin, fragen.
Und Tanzen liegt Ihnen besser als Fussball?
Schon wieder meine Mitspieler. Ich tanze gerne nach Siegen in der Garderobe, das stimmt. Und im Fussball bin ich kein Ronaldo oder Messi. Aber beim Einspielen vor unseren Matches, wenn der Ball nicht zu Boden fallen darf, habe ich mich verbessert. Tendenz klar steigend.
Wenden wir uns Ihrem Sport zu. Der Saisonstart ging für Floorball Köniz mit der Heim-Niederlage im Auftaktspiel gegen Waldkirch St. Gallen in die Hosen. Warum?
Wir wollten vielleicht zu viel, erhielten simple Gegentore, kassierten unnötige Strafen. Die Gegentore, drei in Unterzahl und drei nach Freistössen, waren mehr oder weniger Geschenke. Selbst haben wir uns zu wenig Chancen kreiert und es nach dem Ausgleich nicht geschafft, weitere Tore zu erzielen, obwohl es genügend Möglichkeiten gab. Immerhin haben wir am Wochenende in Uster mit einem Sieg reagiert.
Mit Rückkehrer Manuel Maurer, der seine Zelte in Schweden abgebrochen hat, und dem Transfer von Andreas Nordh von Linköping (Sd) haben Sie namhafte Zuzüge. Weshalb läuft es noch nicht optimal?
Es ist schwierig, dies zu einem so frühen Saisonzeitpunkt zu beurteilen. Wir brauchen noch etwas Zeit. Aber für mich gibt es keine Zweifel. Mit Maurers Rückkehr und Nordhs Zuzug sind wir in der Offensive unberechenbarer geworden. Wir haben an Vielseitigkeit gewonnen.
Ihr härtester Gegner, Wiler-Ersigen, hat sich mit zwei finnischen Weltmeistern verstärkt und gilt in diesem Winter als Titelfavorit. Ist gegen die Emmentaler ein Kraut gewachsen?
Wiler-Ersigen hat auf dem Papier sicher am meisten an Qualität zugelegt. Aber gute Einzelspieler allein holen keine Titel. Die Liga ist insgesamt ausgeglichener geworden – alle sind schlagbar, auch der Meister aus dem Emmental.
Zurück zu Ihnen. Sie spielen seit Kindsbeinen Unihockey und stets im gleichen Verein. Wie kamen Sie zu dieser Sportart und weshalb diese Klubtreue?
Ich begann im Schulsport mit Unihockey, mein bester Kollege betrieb diese Sportart. Köniz lud mich dann an ein Training ein, so bin ich reingerutscht.
Und dem Sport, in dem man sich keine goldene Nase verdienen kann, und auch Köniz stets treu geblieben.
Geld ist irrelevant, für mich genies- sen Freunde, Kollegen und die Familie einen hohen Stellenwert. Mit 60 Prozent meiner Mitspieler stand ich schon in der U16 und der U18 im gleichen Team, ein Wechsel kam für mich nie in Frage. Mit sechs Trainings und Spiel stehen Aufwand und Ertrag zwar in einem krassen Missverhältnis, doch viel wichtiger ist die Freude.
Was denken Sie, kann Floorball Köniz in diesem Winter nach dem enttäuschenden Saisonstart erreichen?
Die All Blacks, die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft, formulierte es so. «Unser Ziel muss die höchste Wolke am Himmel sein.» Das versuche ich und versucht das Team im Alltag umzusetzen. Ziel kann deshalb nichts anderes als der Meistertitel sein.
Pierre Benoit