Roger Federer und Stan Wawrinka sei Dank. Auch Dominic Stricker sorgt im Bernbiet derzeit für Begeisterung. Tennis boomt und ist dank Ausnahmekönnern, die Jung und Alt in ihren Bann ziehen, wieder im Aufwind.
Mit seiner Qualifikation für die ATP Next Gen Finals in Mailand und drei gewonnenen Gruppenspielen ist Stricker für junge Tennisspielerinnen und Tennisspieler im Bernbiet leuchtendes Vorbild. Mädchen und Buben greifen wieder vermehrt zum Tennisschläger und auch ältere Semester erinnern sich immer öfter daran zurück, dass sie vor dem Griff zum Golfschläger auf den Tenniscourts ins Schwitzen kamen und kehren in die Halle oder auf die Sandplätze zurück.
Gerade im Bernbiet ist Tennis bei Senioren und Rentnerinnen ein willkommener Zeitvertrieb, bei dem nicht nur die Fitness gestärkt, sondern auch die Kameradschaft gepflegt wird. Grossen Anteil an diesem Seniorenboom hat Markus Pfister, der Mann, der vor 22 Jahren die Vereinigung Senior Tennis Swiss gegründet, seitdem als Geschäftsführer geleitet hat und im September von seinem Amt zurückgetreten ist. Für den Bärnerbär Grund genug, sich mit dem Mann, der in den vergangenen 50 Jahren zahlreiche Ämter im Tennis bekleidet hat, nochmals zurückzuschauen.
Auf eine lange und ebenso erfolgreiche Zeit, in der Pfister sowohl der Spitzen- als auch der Breitensport am Herzen lag, die jüngsten Kinder genauso wie die über 80-Jährigen bei ihm lernten oder mit ihm spielten. Trotz seinem Rücktritt bei Senior Tennis Swiss ist Pfister weiterhin eng mit dem Tennis verbunden. In der Region Bern organisiert der diplomierte Sportlehrer in der Funktion als Seniorenobmann von insgesamt 43 Vereinen monatlich einen Senioren-Doppel-Treff, bei dem neben dem Spiel auch der gesellschaftliche Aspekt gepflegt wird.
Fast immer dabei ist unter vielen anderen auch Ernst Lüthi, Vater des Schweizer Davis-Cup-Captains Severin Lüthi. Er ist des Lobes voll: «Dank der Initiative von Markus Pfister treffen wir uns regelmässig und haben riesigen Plausch an diesen Anlässen. Er macht das seit Jahren perfekt und zuverlässig.» Der Filzball lässt Markus Pfister nach wie vor nicht los, weshalb wir dem ruhelosen Rentner ein paar Fragen stellen.
Warum ist Tennis eine derjenigen Sportarten, die sich auch für Leute im fortgeschrittenen Alter eignet?
Ich kenne Leute, die auch mit 90 Jahren noch Tennis spielen, es werden sogar Weltmeisterschaften in der Kategorie der über 90-Jährigen durchgeführt. Viele ehemals gut klassierte Spielerinnen und Spieler beweisen, dass im Tennis im technischen Bereich gilt: Was man einmal beherrscht hat, verlernt man nie. Tennis verbindet auch Generationen. Spielt die Grossmutter mit ihrem Enkel, ist das für beide Seiten ein Erlebnis, das sie nie vergessen werden.
Gibt es denn wirklich keine Altersgrenzen?
Tennis kann gespielt werden, solange es Spass macht und die Gesundheit mitspielt. Wichtig scheint mir, dass man Partnerinnen oder Partner findet, die in etwa das gleiche Alter aufweisen.
Wie sieht es mit den körperlichen Belastungen aus? Fussgelenke, Knie, Ellenbogen und Schultern werden beim Tennis stark belastet. Kann diese einseitige Belastung im Alter nicht zu körperlichen Schäden führen?
Tennis ist keine Kraftsportart. Selbstverständlich sieht es nicht bei jedem Spieler so locker aus wie bei Roger Federer, doch mit richtigem Einlaufen und Aufwärmen kann man allfälligen Verletzungen vorbeugen. Es empfiehlt sich auch, einen falschen Ehrgeiz zuhause oder spätestens in der Garderobe zu lassen und einen Stoppball auch einmal zu akzeptieren, ohne sich beim Versuch, den Ball noch zurückzuspielen, eine Zerrung zu holen.
In der Region Bern organisieren Sie nach wie vor regelmässig Doppeltreffs, die auf grosse Beliebtheit stossen, nicht selten sind über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei. Ist Doppel die beste Variante, um auch mit 50 oder mehr Jahren noch aktiv Tennis zu spielen?
Das ist so. Beim Doppel sind die Laufwege für den einzelnen Spieler oder die einzelne Spielerin kürzer. Auch Frauen sind hochwillkommen und machen regelmässig mit. Die körperliche Belastung hält sich in Grenzen und wer gemerkt hat, dass man nicht mehr auf jeden Stoppball rennen muss und der erste Aufschlag nicht mehr mit 180 Stundenkilometern übers Netz fliegt, verringert auch das Verletzungsrisiko. Nicht unterschätzen darf man den geselligen Teil. Die Kameradschaft ist ausgezeichnet und nach dem Duschen verlässt kaum jemand sogleich den Klub oder die Halle. Es wird gegessen, getrunken, über die aktuelle Lage im Tennissport gefachsimpelt und nicht selten lässt man auch vergangene eigene Gross-
taten wieder aufleben.
Pierre Benoit
Markus Pfister (78) ist seit über 60 Jahren eng mit dem Tennissport verbunden. Der gebürtige Thurgauer, eidg. dipl. Sportlehrer, kam 1970 nach Bern und amtete bis 1994 als Ausbildungschef im Schweizerischen Tennisverband (heute Swiss Tennis). Als Coach stieg er mit dem TC Dählhölzli im Interclub in die Nationalliga A auf. Von 2000-22 war Pfister Geschäftsführer von Senior Tennis Swiss und ist nach wie vor in gleicher Funktion bei Team 70 tätig.