Adi Hütter lebt jetzt als Eintracht-Trainer in der FinanzMetropole Frankfurt am Sitz der Europäischen Zentralbank, Gerardo Seoane im lauschigen Bern. Am Montag hatte der schweizerisch-spanische Doppelbürger seinen ersten Auftritt als neuer YB-Trainer und hinterliess dabei einen nachhaltigen Eindruck.
«Durch die Gespräche ist Gerardo Seoane in der Evaluation bei unserer Trainersuche zum Favoriten aufgestiegen», sagte YB-Sportchef Christoph Spycher am Montag bei der Vorstellungsrunde des neuen YB-Cheftrainers an der Medienorientierung im Stade de Suisse. «Ich bin ausserordentlich und extrem zufrieden, weil mich Gerardo Seoane in den persönlichen Gesprächen überzeugt hat. Er besitzt eine natürliche Autorität, ist ebenso hungrig wie ehrgeizig und hat in der kurzen Zeit als Cheftrainer des FC Luzern bewiesen, dass seine Teams ein klares, offensives und vertikales Spiel pflegen, das seine Handschrift trägt. Bei uns erhält er die Gelegenheit, seine eigenen Ideen weiterzuentwickeln», führte Christoph Spycher weiter aus.
Herausforderung und Ehre
«Für mich ist es eine grosse Herausforderung und eine Ehre, bei YB tätig sein zu dürfen. In den Gesprächen mit der YB-Sportkommission habe ich mich sofort wohlgefühlt und festgestellt, dass wir ähnliche Ideen und die gleiche Spielweise im Kopf haben. Ich bin sicher, dass ich in Bern einen weiteren Schritt in meiner Trainerkarriere machen kann», zeigt sich Gerardo Seoane zuversichtlich.
Seoanes fehlende Erfahrung als Cheftrainer in der obersten Spielklasse und vor allem auf internationaler Ebene bereitet Spycher keine Sorgen. «Wir sind hier ein Team, haben einen Staff, der auf der europäischen Bühne Erfahrung besitzt und dieser wird zusammen mit der Sportkommission seine Erfahrung einbringen können. Und wir werden sicher des öftern auch kontrovers diskutieren.»
Gerardo Seoane unterliess es auch nicht – trotz der zum Teil in den letzten Tagen seit Bekanntwerden des publik gewordenen Wechsels nach Bern wenig schmeichelhaften Aussagen einiger FCL-Vertreter und ein paar Fans – den Spielern, dem Vorstand und den Anhängern des FCL seinen Dank auszusprechen. «Ich habe in Luzern sieben grossartige Jahre erleben dürfen und bin den FCL-Verantwortlichen dankbar, dass ich ihr Vertrauen genoss.» Und trotz der Niederlage erinnert sich Gerardo Seoane auch mit Genugtuung an den 28. April, als er mit dem FC Luzern YB im Stade de Suisse 1:2 unterlag und mitansehen konnte, wie die Berner nach einer nicht zu übertreffenden Dramaturgie ihre Meisterhelden feierten. «Für meine jungen Spieler war diese Partie vor imposanter Kulisse eine grossartige Erfahrung. Und auch wenn es wohl nicht bei jedem Spiel so sein wird – es ist beeindruckend zu sehen, wie der Verein in der Bevölkerung grossen Rückhalt geniesst und die Menschen bewegt. Bern ist eine sportverrückte Stadt.»
Ende der Spekulationen
Pierluigi Tami, Urs Fischer, Ciriaco Sforza, Joël Magnin, Fabio Celestini, Willy Sagnol, Murat Yakin, Marcel Koller, René Weiler, Hannes Wolf – sie alle hätten gemäss diverser Gazetten nach dem Abgang von Meistertrainer Adi Hütter dessen Nachfolger werden können und sollen. Der Bärnerbär hat sich nicht an Spekulationen beteiligt und vertritt die Meinung, dass Sportchef Christoph Spycher mit der Verpflichtung des 19-fachen Schweizer U-21-Nationalspielers Gerardo Seoane keineswegs Russisch Roulette spielt, wie andere dies behaupten. Zwei Sachen sind in Zusammenhang mit Christoph Spycher so sicher, wie dass die Klubfarben von YB gelb-schwarz sind: Spycher mag keine Glücksspiele und was er bisher in seiner Funktion als Sportchef von YB angefasst hat, erwies sich als Volltreffer. So könnte es auch mit der Verpflichtung Gerardo Seoanes sein, der in die tiefen, breiten Fussstapfen Adi Hütters tritt. Im bunt gemischten YB-Team, in dem neben Deutsch auch Franzö- sisch und Englisch gesprochen wird, kommen Gerardo Seoane sicherlich seine Sprachkenntnisse entgegen – wer weiss, vielleicht verpflichtet YB ja noch einen spanisch sprechenden Spieler, damit Gerado Seoane auch in seiner zweiten Muttersprache parlieren kann. Frei nach dem Motto: «Olé y bienvenido».