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«Ein riesiger Konkurrenzkampf – jeder will immer spielen»

Er ist in Steg, im gleichen Walliser Dorf wie der ehemalige Nationalspieler Raphaël Wicky, geboren, spielte bei Sion, Raron, Lausanne und YB und ist mittlerweile in Bern heimisch geworden. Geblieben ist Martin Fryand der sympathische Oberwalliser-Dialekt.

Kein Gramm Fett ist am Körper des ehemaligen YB-Stürmers zu entdecken – kein Wunder, zeichnet er doch seit mehr als zehn Jahren als Athletik-Trainer für die Fitness der Kaderspieler des Schweizermeisters verantwortlich. In dieser Funktion wäre ein Wohlstands-Bäuchlein fehl am Platz. Ein Blick zurück lässt uns schmunzeln. Als Martin Fryand nach Abschluss der Bäckerlehre aus Steg in die weite, grosse Fussballwelt Richtung Sion zog, legte ihm «CC», berühmt-berüchtigter Präsident des FC Sion, einen Vertrag vor, «als Stürmer Nummer 3», wie sich Fryand erinnert. «Als ich dann aus den Ferien zurückkehrte, war ich nur noch Stürmer Nummer 6, Christian Constantin hatte in der Zwischenzeit einige Transfers getätigt.» So zog der talentierte Stürmer weiter, nach Raron, wo er in der 1. Liga unter Spielertrainer Georges Bregy Tore schoss. Nach zwei Jahren in Lausanne wechselte Martin Fryand zu YB, wo er schnell im Fanionteam Fuss fasste und im alten Wankdorf vor dem Abriss gegen Winterthur das vermeintlich letzte Tor schoss, wäre dort nicht anschliessend noch das erste Spiel der kommenden Saison vor der «Züglete» ins Neufeld durchgeführt worden.

Zuerst bei den YB-Kindern
Nach Abschluss des durch einen Riss der Achillessehne beschleunigten Rücktritts kehrte Martin Fryand schon bald wieder zu YB zurück. «Ich fühlte, dass meine Stärken nicht im Verkauf liegen und gab meinen Job bei einer Versicherung auf.» Martin Fryand absolvierte dann ein Mammut-Programm, arbeitete zu 40 Prozent in einem Fitnesscenter, 60 Prozent als Bäcker und dazu mit den kleinsten YB-Junioren. Daneben absolvierte er beim Schweizerischen Fussballverband und bei Swiss Olympic eine Ausbildung zum Konditionstrainer. «Nach und nach veränderte ich mein Pensum, steigerte mein Engagement bei YB und reduzierte die anderen Bereiche.» Kurz darauf übernahm Fryand die Fitnesstrainings bei der U21 und wurde 2009 vom heutigen Nationaltrainer Vladimir Petkovic als Fitnesstrainer in die erste Mannschaft berufen; in das Amt, das er jetzt seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich ausübt.

Vieles hat sich geändert
Seither ist viel Wasser die Aare hinuntergeflossen und hat sich auch im Bereich der Fitnesstrainings einiges geändert. «Ich bin schon als Spieler viel gerannt und deshalb ist der Fitnessbereich auch auf mich zugeschnitten. Die Arbeit ist komplex, die Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer und seinen Assistenten sehr eng, denn viele Übungen, welche zur Verbesserung der Fitness beitragen, absolvieren wir in Spielformen.» In der Saisonvorbereitung und in der Winterpause, wo der Athletik besonderes Gewicht beigemessen wird, ist der Fitnesstrainer stark gefordert, «doch die Arbeit ist im Prinzip immer ähnlich und oft auch auf die individuellen Bedürfnisse der Spieler abgestimmt», sagt Martin Fryand. Klar, dass ein Aussenspieler nicht über die gleichen Stärken verfügen muss wie ein Dauerläufer im Mittelfeld, dem wird im Training ebenfalls Rechnung getragen. «Es herrscht ein riesiger Konkurrenzkampf – klar, jeder will immer spielen», sagt Fryand. «Die Mentalität hat sich klar verbessert, jeder weiss, dass er in allen Bereichen seriös trainieren muss, weil er sonst nicht bestehen kann.» Martin Fryand betrachtet es als Vorteil, dass er selbst Fussballer war, er sich deshalb in die Situation des Spielers hineinfühlen kann und oft schon weiss, was dieser denkt, bevor er sich ausgesprochen hat. «Wir haben viele unterschiedliche Spielertypen im Kader, jeder hat in gewissen Bereichen seine Stärken und vielleicht auch Schwächen. Darauf gehen wir in den Trainings ein und versuchen mitzuhelfen, Schwächen auszumerzen und Stärken weiter zu fördern.» Und wie geht man mit verletzten oder rekonvaleszenten Spielern um? «Da gibt es eine lange Abfolge. Zuerst sind die Physiotherapeuten gefragt, dann Reha-Trainer Stefan Flückiger, nach einer gewissen Zeit komme ich ins Spiel, ehe der Spieler nach und nach ins Mannschaftstraining zurückkehrt. Die Genesung kann oft lang dauern und fordert viel Geduld.»

Pierre Benoit

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