In der kommenden Saison wird bei Playoff-Halbfinalist Floorball Köniz ein neuer Mann das Sagen haben. Etienne Güngerich unterzeichnete beim Cup- und Supercupsieger einen mehrjährigen Vertrag
als Cheftrainer.
«Ich bin überzeugt, dass dies eine gute Wahl ist», sagt René Berliat, der den Verein so gut kennt wie kein anderer. Berliat führte als Trainer die Könizer zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte und er weiss um die fachlichen Qualitäten von Etienne Güngerich, der unter ihm als Assistent tätig war. «Güngerich kennt den Verein bestens und hat sich viel Erfahrung angeeignet – ich bin zuversichtlich, dass es klappen wird.»
Im Gespräch mit dem Bärnerbär sagt Etienne Güngerich, welche Werte ihm wichtig sind, worauf er besonderes Gewicht legt und weshalb das Amt als Köniz-Chefcoach die Krönung seiner Trainerlaufbahn ist.
Sie waren viele Jahre Assistenztrainer des Fanionteams von Floorball Köniz. Jetzt übernehmen Sie die Chefposition. Was ändert sich für Sie?
Vor allem in organisatorischer Hinsicht wird sich einiges ändern. Ab Mai trage ich die Hauptverantwortung und werde zusammen mit dem Athletiktrainer die Art der Vorbereitung auf die kommende Saison besprechen. Auch die zu wählende Spieltaktik wird ein wichtiges Thema sein. Während den Spielen ändert sich nur wenig, ich konnte bereits in der Rolle als Assistent meine Meinung einbringen. Der «Endentscheid» wird aber nun bei mir liegen. Das ist das, was mich an der Aufgabe als Headcoach am meisten reizt.
Oft wird im Mannschaftssport von der Schwierigkeit gesprochen, übernimmt der Assistent, der auch Kumpel der Spieler ist, die Chefposition. Ist es ein Vorteil, dass Sie in den letzten Jahren nicht mehr nahe am Team waren und deshalb eine gewisse Distanz entstanden ist?
Es stimmt, dass der Assistent ein gutes Verhältnis zu den Spielern hat. Er unterhält sich mit ihnen nicht ausschliesslich über Unihockey und pflegt einen kameradschaftlichen Umgang, bei mir war das auch so. Als Headcoach ist dies weniger der Fall, das wird sich aber automatisch einpendeln. Wichtig ist es, mit den Spielern ehrlich zu sein. Ich will mit einer offenen Kommunikation punkto Rollenverteilungen Vertrauen aufbauen. Nach acht Jahren das Team nur noch aus der Distanz mitzuverfolgen, tat mir gut.
Viele Spieler aus Ihrer Zeit als Assistent stehen immer noch im Team.
Einige sind noch dabei, mit ihnen verstand ich mich bestens. Aber auch viele Junge sind dazugekommen, die ich nicht kenne. Ich finde die Mischung ideal.
Sie kennen die Werte und die DNA von Floorball Köniz dank Ihrer jahrelangen Erfahrung. In den letzten Jahren war Köniz äusserst erfolgreich. Mit dem Fanionteam, aber auch im Nachwuchs. Die Erwartungshaltung ist hoch. Wie gehen Sie damit um und worauf werden Sie in Ihrer neuen Tätigkeit besonderen Wert legen?
Als ich als Assistent einstieg, war ich noch sehr jung, stand am Anfang meiner Trainerkarriere. In der Zwischenzeit habe ich an Erfahrung gewonnen und mit vier verschiedenen Headcoaches gearbeitet. Diese Erfahrung will ich einbringen, mit meinen eigenen Ideen kombinieren und die Werte von Floorball Köniz weiter pflegen. Mit der Erwartungshaltung habe ich kein Problem, weil ich selbst hohe Ansprüche stelle. Köniz ist ein Spitzenverein, hat eine herausragende Nachwuchsarbeit und eine tolle Infrastruktur. Logisch, muss man vorne mitspielen.
Jedermann erwartet von Floorball Titel, ob im Cup, Supercup oder der Meisterschaft. Wie gehen Sie mit diesem Druck um? Cheftrainer bei Köniz zu sein ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Ihr Team ist stets in der Favoritenrolle, vergleichbar mit YB.
Der Vergleich mit YB ist mir zu gewagt. YB hat einen Riesenvorsprung und keine echte Konkurrenz, ähnlich wie vor einigen Jahren Wiler-Ersigen im Unihockey. Bei uns ist das anders. Die Spitze ist näher zusammengerückt und die Erwartungshaltung sicher nicht so gross wie bei den Gelb-Schwarzen. Mit GC, Wiler und Köniz sind Teams mit Meister-Ambitionen vorne, auch andere Mannschaften sind näher an die Spitze gerückt. Wir sind nicht in jedem Spiel bedingungsloser Favorit und werden in der Meisterschaft öfter gefordert als YB.
Mit dem zurücktretenden Goalie Patrick Eder wird Ihnen einer der wichtigsten Spieler, auf und neben dem Feld, nicht mehr zur Verfügung stehen. Kann die Lücke im Tor geschlossen werden?
Patrick Eder ist ein grossartiger Goalie, der sich noch immer weiterentwickelt hat und grossen Anteil an den Erfolgen besitzt. Doch ich denke nicht, dass uns sein Rücktritt vor grosse Probleme stellen wird. Köniz hatte traditionell immer sehr gute Goalies. In der Nationalliga A (neu UPL – Unihockey Prime League) stehen bei drei anderen Vereinen Torhüter im Einsatz, die bei Köniz ausgebildet worden sind. Wir werden eine gute Lösung finden.
Noch sind Sie nicht verantwortlich und verfolgen das Team aus der Distanz. Holt Köniz das Triple und gewinnt nach Supercup und Cup auch den Meistertitel?
Es geht darum, vorerst einmal den Superfinal zu erreichen, dort ist alles möglich. Doch die Tatsache, dass Köniz die letzten vier Finalspiele immer gewann, stimmt mich zuversichtlich.
Sie blieben Köniz stets treu. Woher kommt diese enge Verbindung?
Seit Anfang der Neunzigerjahre war ich immer im Verein, zuerst als Junior, dann schon früh in verschiedenen Trainerfunktionen. Für mich gab es immer nur Köniz, ich fühle mich mit der Gemeinde verbunden und jetzt kann ich einen weiteren Schritt machen. Über all die Jahre durfte ich viele Leute kennenlernen, da ist es schwer vorstellbar, in einem anderen Verein tätig zu sein. Floorball Köniz ist für mich fast wie eine Familie.
So gesehen ist Ihre Verpflichtung als Headcoach die Krönung Ihrer Karriere im Unihockey?
Das kann man so sagen, ja.
Pierre Benoit
Etienne Güngerich wurde am 4. Januar 1987 in Bern geboren. Er war in verschiedenen Funktionen seit mehr als 20 Jahren bei Floorball Köniz tätig, von 2011-19 als Assistent der Cheftrainer Christian Wahli, Tomas Trnavsky, René Berliat und Jyri Korsman. Ab Saison 2023/24 übernimmt er den Posten als Cheftrainer. Beruflich ist Güngerich Sportjournalist und Sprachlehrer.