So präzis wie er früher aus der Abwehr mit seinen Pässen die Mitspieler lancierte, ist Matteo Vanetta in seinen Antworten. Der ehemalige Innenverteidiger ist als YBs Co-Trainer Perfektionist geblieben, wie er es in seiner Aktivzeit war.
Warum, so die erste Frage an den Assistenztrainer des souveränen Tabellenführers, hat ihn, der als Spieler nicht nur bei Lugano, sondern auch im Wallis und in Genf aktiv war, sein Weg ausgerechnet nach Bern geführt? Die Antwort kommt nicht überraschend. Wie (fast) alles, das in den letzten zwei Jahren bei YB auf sportlicher Ebene mit goldenen Händen in die erfolgreichen Bahnen gelenkt wurde, sagt Matteo Vanetta: «Eine ganz normale Entwicklung. Christoph Spycher hat meinen Werdegang bei den SFV-Nachwuchsteams verfolgt und mich nach meinem Abgang bei Servette angefragt, ob ich Interesse hätte, zu YB zu kommen. Auch die Idee, nach dem Wechsel auf der Position des Coachs und eines Assistenten zum Fanionteam zu wechseln, kam von Spycher. Für mich ist es eine Riesenchance, die Ausbildung bei YB abzuschliessen, auch wenn man immer weiter dazu lernt.»
Das grandiose Trio
Und so bildet Matteo Vanetta zusammen mit Gerardo Seoane und Harald Gämperle das YB-Trainertrio, das so hervorragend funktioniert. Und wie gut alles rund um das Fanionteam läuft, beweist auch die Tatsache, dass Matteo Vanetta sofort erwähnt, dass nicht nur dieses Trio, sondern viele mehr am Erfolg beteiligt sind. Torhütertrainer, Konditionstrainer, Reha-Trainer, Sportchef, Chefscout, Ausbildungschef, am liebsten würde Matteo Vanetta alle erwähnen und am Erfolg teilhaben lassen – bis zur Reinigungskraft im Fanshop. Klar, dass ein Posten als Assistent für den Inhaber der Uefa-Pro-Lizenz in seiner Trainerkarriere nicht Endstadion bedeuten kann, obwohl er sich derzeit in seiner Rolle pudelwohl fühlt. «Würde ich zu einem anderen Klub der Super League wechseln, müssten die Strukturen ebenso klar sein wie bei YB und sollte ein erfolgversprechendes Projekt bestehen.» Auf die Zwischenbemerkung, dass dies derzeit nur bei wenigen Vereinen der Fall sei, reagiert der Tessiner mit einem vielsagenden Lächeln.
Zufriedenheit an allen Fronten
In der Meisterschaft der Konkurrenz entschwunden, im Cup noch dabei – auch bei Matteo Vanetta herrscht über den bisherigen Saisonverlauf Zufriedenheit. Im Verbund des Trainertrios vor allem für die defensiven stehenden Bälle, die Verteidigung, die Ausbildung der Abwehrspieler und die Entwicklung der Jungen zuständig, bemerkt er: «Von den 19 einkassierten Toren kamen deren neun nach stehenden Bällen und zehn nach dynamischen Angriffsaktionen des Gegners zustande. Bei den stehenden Bällen fehlt es hin und wieder an der Konzentration, doch dem versuchen wir in individuellen Gesprächen Abhilfe zu schaffen. Die Spieler reagieren hervorragend darauf und versuchen, alles im Spiel umzusetzen.» Was vielen Bernern vielleicht nicht mehr geläufig ist: Der Innenverteidiger war bei Lugano, Sion und Servette und als Captain der U21-Nationalmannschaft ein Führungsspieler. Dass er den Sprung ins A-Team nicht schaffte, lag einerseits daran, dass er im entscheidenden Moment mit einem Kreuzbandriss lange ausfiel und anderseits die Konkurrenz in der Innenverteidigung mit Stars wie Patrick Müller, Murat Yakin und Stéphane Henchoz nicht eben klein war. Im Vergleich zu damals, Ende der Neunzigerjahre, sagt Matteo Vanetta: «Das war eine andere Welt. Seinerzeit lief ein Spieler pro Match sechs bis sieben Kilometer, heute sind es zehn oder mehr. Und weil das Spiel bedeutend schneller geworden ist, hat sich auch die Technik stark verbessert.»
Gute, kompetente Leute
Wer mit dem Mann aus der Schweizer Sonnenstube spricht, in seine glänzenden Augen schaut, spürt, wie wohl er sich in der Bundesstadt fühlt. «Um mich herum sind nur kompetente Leute, jeder hat in seinem Bereich die entsprechenden Kompetenzen, die Kommunikation im Trainerstab ist unkompliziert und sehr natürlich, alle respektieren einander, das Einvernehmen könnte besser nicht sein», so Matteo Vanetta. Und dann ist da ja auch noch der sportliche Erfolg, der nicht unwesentlich zur prächtigen gelb-schwarzen Stimmung beiträgt.
Pierre Benoit