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Einst wurde das Schwergewicht als zu leicht befunden

Talent beim FC Thalwil, vom FC Zürich und von SRF unterschätzt, endlich einige Spiele beim FC Thun in der Saison 2016/17, entdeckt und zu YB geholt und heute dreifacher Schweizermeister sowie Nationalspieler.

Das ist – sehr kurz zusammengefasst – die bisherige Laufbahn des 26-jährigen YB-Flügelstürmers, der heute aus dem Fanionteam der Berner nicht mehr wegzudenken ist. Doch auch in dieser Angelegenheit wird sich der clevere YB-Sportchef Christoph Spycher schon überlegt haben, wie er auf einen allfälligen Abgang des Flügelstürmers reagieren und ihn ersetzen wird. «Dass ich den Vertrag bis 2023 verlängert habe, ist ein deutliches Zeichen der Wertschätzung des Vereins, aber auch von mir selbst an YB, denn es gefällt mir in Bern sehr gut, die Bundesstadt ist meine zweite Heimat geworden und ein Teil meiner Familie lebt ja auch hier», sagt Christian Fassnacht, verheimlicht gleichzeitig aber auch nicht, «dass ich lügen müsste, wäre nicht ein Transfer ins Ausland mein Traum, nach Italien oder England beispielsweise, denn für die Bundesliga bin ich wohl schon zu alt, dort verpflichten sie lieber jüngere Spieler.» Sein steiler Aufstieg bei YB zum absoluten Stammspieler führte ihn auch in die Nationalmannschaft. Fünf Mal lief er bisher für das Team von Vladimir Petkovic auf – ein Ende der internationalen Karriere liegt mit den derzeitigen Leistungen in weiter Ferne. «Dass ich jetzt auch Nationalspieler bin, ist unglaublich. Dreimal Meister, Spiele in der Champions League und in der Nationalmannschaft, einfach traumhaft», so Christian Fassnacht.

Drei Titel in drei Jahren
Nicht nur der FC Zürich, sondern auch das Schweizer Fernsehen haben die Qualitäten des Manns vom linken Zürichseeufer einst falsch eingeschätzt. Für den Trailer der Sendungen «Sportflash», «Sportpanorama» und «Super League – Goool» suchte SRF einen unbekannten Fussballer und fand ihn – in Christian Fassnacht vom FC Thalwil. Der «unbekannte» Fussballer ist mittlerweile so bekannt geworden, dass ihn jeder Fussballfan erkennt und er oft auf seine täglich am Bildschirm zu sehende Hauptrolle angesprochen wird. Als dreifacher Meister und Nationalspieler ist dies mehr als logisch. «Dass ich zu dieser Rolle kam, war damals ein Riesen-Zufall. SRF fragte beim Präsidenten des FC Thalwil nach, ob er jemanden kenne, der diese Aufgabe übernehmen könne – und schon war ich dabei und mittendrin.» Aus dem einst unbekannten Pechvogel ist ein bestens bekannter Glückspilz geworden, der den Erfolg gepachtet zu haben scheint. Wer kann schon von sich behaupten, in drei Jahren immer Erster und Meister geworden zu sein? Christian Fassnacht kennt die Gründe für den durchschlagenden Erfolg des alten und neuen Meisters. «Bei uns stimmt einfach alles, von der Geschäftsstelle bis ins Team. Ich habe den Eindruck, dass jeder in seinem Aufgabenbereich alles richtig macht, jeder die YB-Werte verinnerlicht hat und sie pflegt. Selbst die vielen Veränderungen am Ende der letzten Saison änderten nichts daran, weil die sportliche Leitung in jedem Fall eine Lösung bereit hatte.»

Die Nummer 16
Bei den Titelgewinnen Nummer 12, 13 und 14 war Christian Fassnacht bei YB dabei. Seine Lieblingszahl und auch seine Rückennummer ist die 16. Da er erst kürzlich seinen Vertrag bei YB bis ins Jahr 2023 verlängert hat, ist es gut möglich, dass Christian Fassnacht auch Titel Nummer 15 und 16 bei den Gelb-Schwarzen feiert. Dass dies nur möglich sein wird, wenn er nicht ins Ausland abwandert, sondern seinen Vertrag erfüllt, liegt auf der Hand. «Die Zahl 16 hat in unsere Familie eine besondere Bedeutung, die 16 ist meine Zahl. Meine Brüder und Cousins trugen auf dem Fussballfeld diese Rückennummer, ich bin in einem Haus mit der Nummer 16 aufgewachsen und so war es für mich logisch, dass auch ich diese Zahl wählte.» Als zweites Standbein hat sich Christian Fassnacht mit dem Modelabel Cedici (abgeleitet von Sedici [Italienisch für «16», d. Red.], mit einem C wie Christian geschrieben) aufgebaut. «So kann ich meinem Hobby frönen, der Mode, doch mit dem intensiven Programm, das wir nach dem Lockdown mit den vielen Spielen in kurzer Zeit hatten, kam die Mode zuletzt zu kurz.» Auch zu kurz kommt das Tennis, ein weiteres Steckenpferd des «Zürihegels», der einst für den TC Thalwil im Junioren-Interklub mitwirkte. Vorderhand spielt er Fussball, das liegt ihm noch besser als Tennis.

Pierre Benoit

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