Helmut Kohl war deutscher Bundeskanzler. ABBA war gerade zurückgetreten, Motorola brachte das erste mobile Telefon auf den Markt und der «Stern» gab bekannt, dass die Hitler-Tagebücher gefälscht sind.
Das alles geschah im Jahr 1983, in dem Jahr, in dem der 17-jährige Martin Rauch sein erstes Spiel für den SCB bestritt. Bis ins Jahr 2011 sollten weitere 1315 Spiele in der Nationalliga folgen, was einsamen Rekord darstellt. Nicht beim SCB, wo Beat Gerber der Mann der Rekorde ist, aber schweizweit. Bei den Bernern hatte er während 17 Jahren nur dreimal gefehlt, einmal wegen Verletzung, zweimal wegen einer Sperre. Nach 756 Partien für den SCB zog Martin Rauch weiter. Zu Gottéron und nach Ambrì, wo er mit 39 seine letzte Saison in der obersten Spielklasse bestritt, weiter in die Nationalliga B nach Biel, Olten und Ajoie, wo er im biblischen Eishockey-Alter von 46 seine 1316. und letzte Partie in der Nationalliga absolvierte. Vier Meistertitel in den Jahren 1989/91/92/96, Schütze des entscheidenden Meistergoals 1991, nach sieben WM-Teilnahmen mit 116 Länderspielen, viele davon, wie auch beim SCB, als Captain – dies die beeindruckenden Eckpunkte in Martin Rauchs Leben als Eishockeyaner, in dem Sport, den er noch heute als Plauschspieler im Team der Cobras ausübt.
Zukunft lange vorbereitet
Bis 46 aktiv, hatte Martin Rauch das Leben nach dem Eishockey schon lange vorbereitet. Als Spieler des EHC Biel schaute er einmal, auf der Rückfahrt nach Kehrsatz, wo er seinerzeit zusammen mit seinen SCB-Kumpels Renato Tosio und Roberto Triulzi drei Einfamilienhäuser gebaut hatte, in Lyss bei der Firma Fimex Distribution AG vorbei, dem Exklusiv-Vertreiber für TechnoGym-Fitness-Geräte, die auch im Wellness-Bereich mit der Marke Starpool erfolgreich tätig ist. «Nach dem Gespräch begann ich zuerst mit einem 40-Prozent-Pensum als Aussendienstmitarbeiter, steigerte nach und nach während der Karriere bis auf 60 Prozent und bin seit meinem Rücktritt verantwortlich für die Gebiete Bern, Basel und Oberwallis. Es macht grossen Spass, ich bin mit der gleichen Leidenschaft dabei wie früher im Hockey. Wir sind als weltweiter Marktleader und Partner der Olympischen Sommer- und Winterspiele, in den Fitnesscentern der Schweizer Fünf-Sterne-Hotels, in Spitälern und renommierten Grossfirmen vertreten, auf den luxuriösesten Kreuzfahrtschiffen. Viele Stars aus Sport und Film halten sich auch zuhause mit TechnoGym-Geräten fit, die von rund 800 Personen im Village in Cesena nahe Rimini gebaut werden.» Der ehemalige Maurer, der auch schon selbstständig auf seinem Beruf arbeitete, fühlte, dass, je länger die Karriere als Spieler anhielt, die Distanz zu seinem erlernten Beruf immer grösser wurde und er sich deshalb in eine andere Richtung orientieren wollte. Erste Gedanken kamen zu seiner Ambrì-Zeit auf, als er in Bellinzona jeweils ein mit TechnoGym-Geräten ausgestattetes Center besuchte und sich an der SAFS (Swiss Academy of Fitness and Sports) zum Rücken-, Fitnesstrainer und Ernährungsberater ausbildete.
Die schönen Erinnerungen
Was bei Martin Rauch auch nach der Karriere geblieben ist: seine Lebensfreude, sein Wille und sein Ehrgeiz. «Es macht Spass, jeden Tag mit Freude aufzustehen, das war bei mir immer so und ist geblieben.» Geblieben ist selbstverständlich auch der prall gefüllte Chratten an Erinnerungen – wen wundert es, wenn einer 1316 Spiele in der Nationalliga und 116 Länderspiele bestritten hat. Das Perpetuum mobile des Schweizer Eishockeys, der Mann, der auch mit 46 noch unermüdlich lief und lief und nie müde wurde, wählte den Moment des Rücktritts selbst. In Ajoie lag der nächste Vertrag unterschriftsbereit auf dem Pult des Präsidenten. Die Verbindung zum Eishockey ist bis heute geblieben. Er besucht regelmässig Spiele des SCB und seines Sohns, der bei Thun bei den Junioren tätig ist. «Ich habe eine gewisse Distanz gewonnen, doch den SCB verfolge ich ziemlich regelmässig», sagt Martin Rauch, dessen Dress mit der Nummer 7 als Legende im Stadiondach der PostFinance-Arena hängt. «Der SCB befindet sich in einer ungewohnten Situation, kann nicht locker spielen. Doch das hat mit der Qualität der Spieler nichts zu tun. Ich habe das Gefühl, dass der Meister den Einzug in die Playoffs schafft.» Die schönste Erinnerung hat Martin Rauch zweifellos an den Playoff-Final 1990/91 gegen Lugano, als er in der alten Resega in der Verlängerung das entscheidende Tor zum 2:1 und zum Titelgewinn des SCB erzielte.
Pierre Benoit