Guillaume Hoaraus Penalty in St. Gallen in der Nachspielzeit war am 23. Februar der vorläufig letzte Höhepunkt der FussballSaison 2019/20. Am Freitag wird an einer ausserordentlichen Generalversammlung der Swiss Football League (SFL) entschieden, wie es weitergeht. YB will die Saison zu Ende spielen.
Dass an besagtem 23. Februar die St. Galler, angeführt von Sportchef Alain Sutter und Trainer Peter Zeidler, in Unkenntnis des Regelwerks bei Schiedsrichter Alain Bieri zum Proteststurm aufs Feld stürmten, interessiert heute nicht mehr, im Zentrum wird für Titelverteidiger YB und alle anderen Vereine der Super League die Frage nach dem «Wie weiter» stehen.
Auch bei YB blickt man voller Hoffnung der Fortsetzung der Meisterschaft entgegen. Was erwarten Sie von der Versammlung der SFL?
Wir hoffen, dass sich die Mehrheit der Klubs dafür ausspricht, die Saison auf sportlich faire Art zu Ende zu spielen. Niemand wünscht sich Geisterspiele. Aber im Moment können wir nur zwischen Geisterspielen und Saisonabbruch wählen, und da ist für uns klar, dass Geisterspiele das viel kleinere Übel sind.
Wie haben Trainer Gerardo Seoane mit seinem Coaching-Team und die Spieler den zwei Monate dauernden Trainingsausfall überbrückt?
Es war beeindruckend, wie die Spieler und der Trainerstab das Beste aus der schwierigen Situation gemacht haben. Es war nicht leicht, in der langen Phase der Ungewissheit immer den Blick nach vorn zu richten und konzentriert zu arbeiten. Jeder Profifussballer ist sich gewöhnt, seinen Körper im Training praktisch täglich ans Limit zu führen. Das war während rund zwei Monaten nur noch auf andere Art möglich.
Sind Sie mit dem Fitnessstand der Spieler zufrieden?
Ja, beim ersten gemeinsamen Training der Mannschaft am 18. Mai zeigte sich, dass die Spieler auch in der Quarantäne sehr professionell gearbeitet haben. Es wird auf dem Rasen bereits wieder auf sehr hohem Niveau trainiert.
Wie steht es um die Moral im Team?
Die Spieler haben sich darauf gefreut, wieder als Mannschaft zu trainieren. Im Moment fehlt das gewohnte Zusammensein in der Kabine, weil wir die Spieler aus Sicherheitsgründen noch auf fünf Garderoben aufgeteilt haben. Aber die ersten Schritte zurück zur Normalität haben dem Team sehr gut getan.
Können Sie uns etwas über den Gesundheitszustand der vor dem Unterbruch verletzten Spieler verraten? Wer ist – so denn gespielt wird – neu wieder einsatzbereit und wer fällt immer noch aus?
Beim ersten Mannschaftstraining am 18. Mai standen mit Ausnahme von Sandro Lauper, Esteban Petignat, Vincent Sierro und Marco Wölfli alle Spieler auf dem Rasen im Einsatz. Lauper und Petignat fallen mit Kreuzbandrissen noch länger aus, Sierro hatte Kniebeschwerden, Wölfli Probleme mit dem Rücken.
Als Sportchef liegt es auch in Ihrem Aufgabenbereich, die sportliche Zukunft des Vereins langfristig zu planen. Welche Auswirkungen hat das Coronavirus im Hinblick auf die kommende Saison und die folgenden Jahre?
Das ist derzeit noch schwierig abzuschätzen. Wir fahren mehrgleisig und versuchen, für praktisch alle Fälle gewappnet zu sein. Im Moment weiss niemand, was im Sommer auf dem Transfermarkt passieren wird. Die Krise wird aber ganz sicher noch lange Auswirkungen auf unsere Arbeit haben.
Spieler, Trainerstab und Geschäftsleitung verzichten auf Teile ihres Lohns, um die Klubkasse zu entlasten und in den Monaten Mai und Juni die Lohneinbussen der übrigen Mitarbeitenden, die Kurzarbeit verrichten, zu kompensieren. Wie ist es zu dieser Solidaritätsaktion gekommen?
Es war schon zu Beginn der Krise für alle Beteiligten klar, dass wir etwas in diese Richtung machen werden. Aber wir wollten nichts überstürzen, sondern die Ideen gemeinsam diskutieren. Und nun haben wir Lösungen, hinter denen alle stehen und die der gegenwärtigen Krise gerecht werden.
Pierre Benoit