Der SCB und die Young Boys sind nicht die einzigen Berner Sportvereine, die aufgrund des Coronavirus von Sorgen geplagt sind. Der Bärnerbär hat sich in der Region bei Klubs von der 1. Liga Promotion bis zur 3. Liga umgehört.
Überall ähneln sich die Probleme, ob in den nahe am Profifussball stehenden Promotions-Erstligisten oder in der 3. Liga, wo Wyler einem greifbar nahen Aufstieg nachtrauert. Auch darin sind sich die Vereinsverantwortlichen einig: Schmerzlich vermisst wurde der soziale Kontakt sowie das Klubleben, das in den unteren Ligen grossgeschrieben wird.
Die fünf Fragen
- Was bedeutet es für Ihren Verein, dass die Saison 2019/20 abgebrochen werden musste?
- Wie sieht es im Moment aus? Trainieren die Teams seit dem 11. Mai wieder?
- Was haben Ihre Spieler während des Lockdowns gemacht? Haben Sie individuell trainiert oder stand einfach «dolce far niente» auf dem Programm?
- Worauf hoffen Sie im Hinblick auf die kommende Saison?
- Hatte der Lockdown für Ihren Klub auch in finanzieller Hinsicht Folgen?
Martin Lengen, FC Breitenrain
1. Einerseits sind wir froh, dass jetzt «Planungssicherheit» gegeben ist, was die Saison 2019/20 betrifft. Andererseits ist es schade, denn Fussball lebt von Emotionen, die es nur rund ums Spielfeld gibt. Der Abbruch der Meisterschaft ist für alle Beteiligten (Spieler, Staff, Betreuer, Vorstand, ehrenamtliche Helfer) eine Enttäuschung. Doch Fakt ist, dass die Promotion League eine semiprofessionelle Liga ist. Es wäre unmöglich gewesen, die 13 fehlenden Runden in «englischen Wochen» zu absolvieren.
2. Im Moment trainieren wir immer noch nicht. Das hängt damit zusammen, dass unklar ist, wie sich in den unteren Ligen der Trainingsbetrieb auf die Entrichtung der Kurz- arbeitszeit-Beiträge auswirkt.
3. Zusammen mit meinen Trainer- kollegen Andreas Bachofner und Jon Gnehm habe ich ein Trainingsprogramm zusammengestellt und den Spielern Videos mit Trainings zukommen lassen. Kontrollieren können wir nichts, appellieren aber an die Eigenverantwortung jedes Einzelnen, dass er diese Trainings durchführt oder sich sonst sportlich betätigt. Sobald es auf dem Platz wieder losgeht, merkt man schnell, wer etwas gemacht hat und wer nicht. Zudem musste man bis vor kurzem immer bereit sein, weil es jeden Moment hätte weitergehen können. Wir als Team haben den Leuten aus dem Quartier angeboten, in dieser schweren Zeit für sie die Einkäufe zu erledigen, daneben machten wir ein zehnminütiges Video unter dem Motto «Stay at home» (siehe breitschfans.ch), welches eine kleine Abwechslung in die Stuben gebracht hat. Ich war mindestens einmal pro Woche mit jedem einzelnen Spieler telefonisch in Kontakt und einmal pro Woche über den Teamchat.
4. Wir hoffen, dass bald Klarheit herrscht, wann und unter welchen Rahmenbedingungen die nächste Saison beginnt und das Team mehr oder weniger zusammenbleibt. Erste Gespräche vor dem Lockdown verliefen positiv.
5. Durch den Entscheid, die Meisterschaft abzubrechen, fallen alle fix budgetierten Einnahmen bezüglich Ticketing und Catering bis mindestens Mitte 2020 vollständig weg. Dazu kommt, dass der Sponsorenlauf sowie der Burkhalter-Cup abgesagt werden mussten. Das sind für den Verein zwei gewichtige Einnahmequellen. Alles in allem fehlt eine sechsstellige Zahl, was uns vor grosse Herausforderungen stellt. Ohne die Kurzarbeit-Entschädigung wäre dies nicht zu stemmen. Dazu stellten wir weitere Unterstützungsanträge, die noch pendent sind und starten eine Solidaritäts-Aktion.
Philippe Page, FC Wyler Bern
1. Der Abbruch der Saison ist für uns doppelt bitter. Einerseits standen wir mit einem komfortablen Vorsprung an der Tabellenspitze und waren bereit für den Aufstieg, andererseits vermissen wir die sozialen Kontakte. Als Ausbildungsverein mit über 450 Mitgliedern will die «Wyler-Familie» wieder zusammen im Sportpark Wyler einen Schwatz halten und ihre Freizeit verbringen.
2. Die ersten beiden Aktivteams haben das Training unter den Anforderungen des BAG wieder aufgenommen. Um nahtlos an die vergangene Saison anzuknüpfen, wollen die Teams optimale Voraussetzungen schaffen.
3. Sie haben den Fussball und unser Vereinsleben schmerzlich vermisst. Die bestens ausgebildeten Trainer der ersten beiden Mannschaften, welche über die Uefa-Pro-Lizenz bzw. das Uefa-A-Diplom verfügen, gaben den Spielern individuelle Trainingsprogramme ab, um sich zuhause fit zu halten.
4. Ich hoffe, dass die kommende Saison im August losgeht. Wir hatten jetzt genügend Zeit, die Saison mit diversen anstehenden Projekten vorzubereiten. Nun sind wir «giggerig» auf Fussball und wollen beweisen, dass der FC Wyler in die 2. Liga gehört.
5. Finanziell haben wir die Rückrunde noch nicht ins Detail analysiert. Klar ist, dass wir einige Events nicht durchführen konnten und die Matcheinnahmen fehlen. Da wir getreu dem Motto wirtschaften, «es wird nur Geld ausgegeben, über welches wir verfügen», muss man sich keine Sorgen machen. Der FC Wyler ist finanziell sehr gesund.
Pierre Benoit