Das Corona-Virus macht nicht nur YB, sondern besonders auch Jordan Lefort einen dicken Strich durch die Rechnung. Eben bei den Gelb-Schwarzen angekommen, hatte er sich mit guten Leistungen für weitere Einsätze empfohlen. Doch dann schlug das Virus zu; seither kann nicht mehr gespielt werden.
Jordan Lefort fühlte sich schon nach wenigen Wochen gut integriert, im Stade de Suisse war der Innenverteidiger vor dem abrupten SaisonUnterbruch endgültig angekommen. «Bern ist eine wunderschöne Stadt», beantwortet Jordan Lefort unsere erste Frage über sein Wohlbefinden in der Bundesstadt. «Ich habe vor Corona schon vieles gesehen. Die wunderschöne Altstadt, die Aare, besuchte bereits das Einstein-Haus und geniesse aus meiner Wohnung die Sicht auf die nahen Berge.»
«Es gefällt mir ausgezeichnet»
Im Sommer 2019 gab es erstmals Gespräche zwischen der sportlichen YB-Leitung und dem Verteidiger, der beim französischen Ligue-1-Verein SC Amiens unter Vertrag stand, die aber damals zu keiner Einigung führten. Als sich nach den Innenverteidigern Sandro Lauper und Mohamed Ali Camara auch noch der Däne Frederik Sörensen verletzte, herrschte in der zentralen YB-Verteidigung erneut Not am Mann. Christoph Spycher nahm den Kontakt mit dem SC Amiens und Jordan Lefort wieder auf. Diesmal fand man eine Lösung und so spielt der 26-Jährige auf Leihbasis bis mindestens Ende Saison bei YB.
«Wie es weitergeht, weiss in dieser besonderen Zeit niemand. Ich versuche, in jedem Spiel mein Bestes zu geben, konzentriere mich auf meine Leistung. Nach Abschluss der Saison wird entschieden, ob ich weiterhin ein Young Boy bleibe, ich hoffe, dass ich noch Gelegenheit erhalte, mich weiter zu empfehlen, denn mir gefällt es ausgezeichnet. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, die Infrastruktur ist perfekt und die Stimmung im Team könnte nicht besser sein».
Vorerst hat sich Jordan Lefort sportlich hohe Ziele gesteckt. Er will, so denn noch gespielt werden kann, mit YB Meister und Cupsieger werden und sich für eine Vertragsverlängerung aufdrängen.
Jordan wie Michael Jordan
Um sich weiter zu verbessern, trainiert der Linksfüsser im Training auch speziell seinen schwächeren, den rechten Fuss. «Es ist wichtig, beidfüssig spielen zu können, gerade für einen Abwehrspieler, der oft nicht viel Zeit hat zu überlegen, auf welche Art und Weise er nun den Ball übernehmen oder wegschlagen soll.»
Zum Fussball kam Jordan Lefort als Fünfjähriger. «Ich wuchs in einer sportlichen Familie auf. Mein Vater spielte Rugby und Fussball, meine Mutter, die noch fussballbegeisterter als mein Vater war und ist, spielte im Quartier Fussball. Sie war es auch, die mich ins erste Training brachte.»
Seinen Eltern verdankt Jordan Lefort übrigens seinen Vornamen. «Mein Name hat nichts mit dem Fluss Jordan zu tun. Meine Eltern tauften mich Jordan, weil sie Michael Jordan, einen der besten Basketballspieler in der NBA-Geschichte, bewunderten.» Auch sein Geschlechtsname sorgt ab und zu für Gesprächsstoff. «Auf Lefort (der Starke, die Red.) werde ich oft angesprochen, häufiger als auf Jordan, weil sich kaum jemand darum kümmert, weshalb mich meine Eltern so nannten. Von Lefort erwartet man Leadership, dass der Starke mit gutem Beispiel vorangeht, Verantwortung übernimmt. Das bekam ich schon hin und wieder zu hören, wenn die Leistung nicht so war, wie sie sein sollte. Doch in Bern war dies bisher nicht der Fall.»
Jordan Lefort ist ein «Campinois», wie die Bewohner von Champigny-sur-Marne genannt werden, eine Kleinstadt mit 70000 Einwohnern südöstlich von Paris. Der Fussball führte ihn jedoch weg von Mutters Herd und den beiden älteren Schwestern. In Strassburg näherte er sich schon einmal der Schweizer Grenze, ehe er über Rouen und Amiens zu seinem ersten Auslandabenteuer nach Bern kam.
Statt gegen den Abstieg um den Titel
«Amiens und YB sind verschiedene Fussballwelten», sagt Jordan Lefort. «In Amiens spielt man gegen den Abstieg, das ist hart. Man hat wenig Ballbesitz, was das Spiel entsprechend schwieriger macht. Bei YB sind wir stets Favorit, mehr im Ballbesitz, was die Sache vereinfacht und auch mir entgegenkommt.»
Das Lob der Teamkollegen
Die Teamkollegen sind unisono des Lobes voll über den Neuen, der sich nahtlos integriert hat. Auch Lefort hat nur Positives über seine neuen Mannschaftskameraden zu berichten. «Haben sie Ngamaleus Tor in St. Gallen gesehen?», fragt er. «Das war grosse Klasse und kein Zufall, im Training fabriziert er oft solche Kunststücke, er kann das.»
Auch sonst ist das Spiel in St. Gallen immer noch im Hinterkopf präsent, weil es das vorerst letzte war. Hat er den Sprint des St.-Gallen-Trainers der Seitenlinie entlang, die wilde Hüpferei des Präsidenten neben der Spielerbank und das Eindringen des Sportchefs aufs Terrain während und unmittelbar nach dem Spiel bemerkt? «Nein, das habe ich alles nicht richtig mitbekommen. Das Spiel war so intensiv, ich hatte mit mir selbst genug zu tun und konnte erst Aufschnaufen, als der Schiedsrichter den Match beendete.»
Pierre Benoit