Slider Gebrueder Wiget

Geduld bringt Munis und Kränze

Mit gerade mal 19 Jahren holte Michael Wiget am Eidgenössischen in Zug den Kranz. Der Beginn einer grossen Karriere. Doch der ehrgeizige junge Mann wurde jäh gebremst – die Verletzungsgeschichte liest sich wie ein Horror-Roman.

Statt im Sägemehl und im Kraftraum hielt sich Wiget mehrheitlich in Arztpraxen und Physiotherapien auf. Am schlimmsten traf es den Modellathleten am Schwarzsee 2021, als er sich im Oberschenkel mehrere Muskeln und Sehnen riss. Doch Aufgeben war für ihn nie ein Thema. Mit Fleiss und Durchhaltewillen kämpfte sich Wiget beharrlich zurück, gewann die letzte Vorbereitung auf dem Bözingenberg und reiste voller Hoffnung als Mit­favorit auf den Königstitel ans Eidgenössische nach Pratteln. Dort holte ihn die Verletzungshexe erneut ein. Im Anschwingen gegen Nick Alpiger brach er sich zwei Rippen – für Michael Wiget kein Grund zum Aufgeben. Mit höllischen Schmerzen, nach einer schlaflosen Nacht und dank der 48-Stunden-Betreuung von Arzt Martin Rüegsegger und Physiotherapeut Michel Olivari, erkämpfte sich Wiget am Sonntag seinen zweiten eidgenössichen Kranz. «Er ist in positivem Sinn ein Verrückter – diese Schmerzen hätte kein anderer Sportler ausgehalten», blickt Olivari auf die dramatischen zwei Tage zurück. Michael Wiget: «Aufgrund der schwierigen Umstände stufe ich diesen Kranz in Pratteln als meinen bisher grössten Erfolg ein.»

Seit Pratteln kein Fest
Die Rippenbrüche erwiesen sich als kompliziert und hielten Michael Wiget bisher von den Schwingplätzen fern. Doch verlernt hat er in dieser schwierigen Zeit nichts. Der seit kurzem in einem Berner Vorort lebende Student ist mit sehr viel Talent ausgestattet, einer der technisch stärksten Schwinger des Landes, dessen Spezialität der «Kurz» ist. Wer immer sich bei älteren und jüngeren Schwingern umhört, erfährt über Michael Wiget nur Superlative. Die stupende Technik, die Einstellung, der Charakter und der unbändige Wille, das alles beeindruckt die Kenner der Traditionssportart.

«Im Dezember, im Sport-WK in Magglingen, war ich immer noch behindert und konnte erst im März mit schwingspezifischen Übungen beginnen. An eine Saisonvorbereitung, wie ich sie gewohnt bin, war nicht zu denken. In Absprache mit meinen medizinischen Betreuern trainierte ich anders, um das Verletzungsrisiko zu minimieren», sagt der Laupener, der schon mit sieben Jahren erstmals im Sägemehl stand. Nach dem Motto «Geduld bringt Munis und Kränze» liess Wiget auch das Bern-Jurassische Schwingfest aus, den Saisonauftakt der Berner.

Vorfreude auf das Mittelländische
Am Wochenende am Mittelländischen in Frauenkappelen soll es nun so weit sein. Wiget steigt wieder in die Zwilchhosen, um den Muni, den er vor Jahresfrist an der Seite von Regierungsrätin Astrid Bärtschi auf den Namen «Chäppu» getauft hat, zusammen mit dem Kranz mit nach Hause zu nehmen. «Ich freue mich ungemein, wieder zusammengreifen zu können, vor allem auch, weil dies in Frauenkappelen der Fall sein wird. Was die Organisatoren um Präsident Markus Kämpfer bereits im Vorfeld auf die Beine gestellt haben, ist bemerkenswert – es wird ein ganz toller Anlass werden», sagt Michael Wiget, Mitglied des mitorganisierenden Schwingklubs Laupen.

Nach seiner langen Leidensgeschichte mit zahlreichen schweren Verletzungen wäre es Wiget zu gönnen, könnte er einmal ein paar Jahre ohne Sorgen durchschwingen. Viele hochinteressante Anlässe, die jedem Schwingerfreund wie Honig auf der Zunge zergehen, warten auf Wiget und die anderen Berner Spitzenschwinger: Unspunnen Ende August, Jubiläums-Schwingfest 125 Jahre Eidgenössischer Schwingerverband in Appenzell, Eidgenössiches 2025 in Glarus, Kilchberg und 2028 das nächste Eidgenössische wohl in Thun, die Höhepunkte folgen sich Schlag auf Schlag. Und
Wiget sagt: «Ich will überall vorne mitmischen.»

Und jetzt kommt Adrian
In Frauenkappelen auch in die Arena steigen wird Michael Wigets jüngerer Bruder Adrian. Der 18-jährige Gymnasiast, der am Hallenschwinget in Bolligen mit drei Kranzern stellte, ist voller Hoffnung, ein gutes Resultat zu erreichen. «Für mich ist es etwas ganz Besonderes, dass ich mit meinem Bruder zusammen erstmals am gleichen Fest schwingen darf.»

Pierre Benoit

PERSÖNLICH

Michael Wiget wurde am 4. November 1998 in Bern geboren. Er ist Mitglied des Schwingklubs Laupen, holte am Eidgenössischen in Zug als 19-Jähriger und auch in Pratteln den Kranz und ist zweifacher Eidgenosse. Er studiert an der FernUni Schweiz Rechtswissenschaften.

Adrian Walther wurde am 23. Juni 2004 in Bern geboren. Er besucht in Freiburg das Gymna­sium St. Michel und ist Mitglied im Schwingklub Laupen.

DAS MITTELLÄNDISCHE

Mittwoch, 17. Mai
Gratis-Fürabebier für die Dorf­bevölkerung. Ab 21 Uhr VolXRoX

Donnerstag, 18. Mai
Ab 8 Uhr Kantonaler Jungschwingertag

Freitag, 19. Mai
Ab 8 Uhr Mittelländischer Jung­schwingertag, ab 18 Uhr Abend­unterhaltung mit Schwyzerörgeli-Trio Buurebuebe, ab 21.45 Uhr Schnulze und Schnultze

Samstag, 20. Mai
Ab 8 Uhr Mittelländisches Schwingfest. Ab 19 Uhr Party mit Kitsch (Oktoberfest uf Bärndütsch)

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge