Geduld bringt Rosen, aber leider keinen Cupsieg

Der 18-jährige Pelé schoss Brasilien in Schweden zum Weltmeistertitel. YB-Legende Martin Weber feierte seinen ersten Geburtstag. Der SCB wurde erstmals Schweizermeister. Und YB holte das Double – wurde Meister und Cupsieger. Das war 1958, vor 60 Jahren.

Dwight Eisenhower war US-Präsident, Thomas Holenstein Bundesprä- sident der Schweiz und Elvis Presley leistete Dienst in Deutschland. Dieser Blick zurück in der Geschichte verdeutlicht, wie viel Zeit vergangen ist, seitdem dem BSC Young Boys zum letzten und bisher einzigen Mal das Husarenstück gelungen ist, beide Wettbewerbe – Meisterschaft und Cup – im gleichen Jahr zu gewinnen. Es war die Zeit, als im Cup bei unentschiedenem Ausgang noch Wiederholungsspiele ausgetragen wurden. 1:1 nach Verlängerung lautete das Resultat im ersten Spiel, gleich mit 4:1 entzauberten die Gelb-Schwarzen den Rekord-Cupsieger GC an der Auffahrt bei der Wiederholung. Den Meistertitel hatte sich YB mit acht Punkten Vorsprung auf GC und Chiasso (!) gesichert.
Auch schon 31 Jahre sind vergangen, seit YB letztmals den Cup gewann, damals mit einem 4:2 nach Verlängerung gegen Servette.

Die Hoffnung stirbt zuletzt
Und nun, in der glanzvollen Saison 2017/18, in der YB vom ersten Spieltag an so begeisterte und in Meisterschaft und Cup eine Konstanz und Souveränität an den Tag legte, dass der Konkurrenz Hören und Sehen und oft auch die Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis verging, sollte die sechs Dezennien dauernde Durststrecke endlich ein Ende finden. Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagten sich die Fans, doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. 60 Jahre nach der bisher glanzvollsten Ära in der 120-jährigen Klubgeschichte haben es die Gelb-Schwarzen erneut nicht geschafft, das Kunststück fertigzubringen, im gleichen Jahr Meisterschaft und Cup zu gewinnen. YB-Fans, die in den letzten Jahren am Cupwettbewerb nur wenig Freude hatten, weil immer wieder peinliche Niederlagen gegen Unterklassige und ein frühzeitiges Ausscheiden zur Normalität wurden, waren überzeugt, dass diesmal alles anders werde. Zweimal gegen Winterthur, gegen Buochs, Le Mont oder Wil verloren die Berner in den letzten Jahren, selbst der Halbfinal blieb in weiter Ferne. In dieser Saison war für einmal alles anders und deshalb schien die Aussicht auf den zweiten Double-Gewinn so gut wie schon lange nicht mehr zu sein. Souverän spielten sich die Young Boys bis in den Final durch. Die Unterklassigen Breitenrain, Old Boys und Münsingen waren nicht mehr als tapfere, aber chancenlose Gegner und zuletzt im Halbfinal liess sich YB auch vom abtretenden Meister Basel nicht bremsen.

Alles war angerichtet
Nun, 60 Jahre nach dem Triumph, sollte alles anders werden. Im heimischen Stade de Suisse, auf dem gewohnten Plastik-Rasen, galt es den letzten Schritt zu machen. Schon Stunden vor Spielbeginn bevölkerten gelb-schwarz gekleidete YB-Fans erwartungsfroh die Plätze rund ums Stadion, davon überzeugt, dass sie nach Spielschluss eine weitere Party zu feiern haben.
Doch so winzig klein, wie viele glaubten, war dieser Schritt dann doch nicht. Der hochmotivierte FC Zürich erwies sich als Gegner voller Tatendrang und spätestens nach dem Führungstor des Ex-YBStürmers Michael Frey mit anschliessender deplatzierter, unsportlicher und unentschuldbarer Geste gegen- über YB-Coach Adi Hütter wurde jedermann im Stade de Suisse klar, dass aus dem winzig kleinen Schritt ein unüberwindbares Hindernis werden könnte. Und so müssen die zuletzt so verwöhnten YB-Fans weiterhin auf den ersehnten ersten Double-Gewinn warten, hoffentlich nicht weitere 60 Jahre. Geduld bringt bekanntlich Rosen und vielleicht auch bald einmal wieder einen Cupsieg und ein Double.

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