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Gerardo Seoane: Der Trainer, der seine Versprechen hält

«Harmonie in der Kabine, Härte und Ehrgeiz auf dem Feld. Der Charakter des Teams ändert sich nicht.» Dies eine Aussage Gerardo Seoanes kurz nach seinem Amtsantritt bei YB in einem Bärnerbär-Gespräch. Alle Erwartungen von damals hat der YB-Coach bisher in die Tat umgesetzt. Ändern wird sich das auch nach Corona nicht.

Der Ehrgeiz des Innerschweizers ist ungebrochen, er ist noch keineswegs erfolgsgesättigt. In Luzern arbeitete er im ersten Halbjahr so erfolgreich, dass ihn YBs cleverer Sportchef Christoph Spycher als Nachfolger Adi Hütters zu den Bernern holte. Jetzt schickt sich Gerardo Seoane nach dem Lockdown an, seinen Titel zu verteidigen und YB zum Triple zu führen.

Der Ball rollt wieder. Wie gross ist Ihre Freude?
Wir freuen uns alle sehr darauf, dass es wieder losgeht. Die lange Pause und der nun dicht gedrängte Spielplan sorgen für komplett neue Voraussetzungen. Wir haben aus unserer Sicht alles getan, um für die grossen Herausforderungen bereit zu sein.

Und wie gross ist die Enttäuschung, dass das Team und Sie auf die Unterstützung der Fans verzichten müssen?
Geisterspiele wünscht sich niemand, aber Geisterspiele sind das viel kleinere Übel als ein Saisonabbruch. Sie ermöglichen immerhin sportlich faire Entscheidungen. Aber wir freuen uns sehr auf den Moment, an dem die YB-Fans wieder ins Stadion dürfen. YB-Heimspiele vor vollen Rängen sind für alle ein spezielles Erlebnis.

Sie beginnen gegen den FCZ. Ein Schelm, wer einen 4:0-Sieg voraussagt?
Ja. Was gewesen ist, zählt überhaupt nicht mehr. Der FCZ ist ein sehr starker Gegner und hat in den Testspielen viele Tore erzielt. Wir müssen sehr gut sein, um zu gewinnen.

Wie haben Sie die dreimonatige Pause genutzt? «Dolce far niente» oder harte Arbeit? Haben Sie auch Analysen vorgenommen und Vorbereitungen für die Fortsetzung der Meisterschaft getroffen?
Ich konnte die Batterien aufladen, habe mich aber auch mit meiner persönlichen Entwicklung und mit jener der Mannschaft beschäftigt. Wie wollen wir nach dem langen Unterbruch spielen? In welchen Bereichen können wir uns verbessern? Welche Werte und Prinzipien sind uns wichtig und erhöhen unsere Siegchancen? Die Antworten auf solche Fragen haben mich beschäftigt.

Gehen Sie mit uns einig, dass YB dank der Rückkehr der lange verletzten Muhamed Ali Camara, Miralem Sulejmani, Frederik Sörensen, Michel Aebischer, Vincent Sierro, Gianluca Gaudino und Christopher Martins in den verbleibenden 13 Runden noch stärker auftreten wird als vor dem Corona-Unterbruch?
Wir sind auf jeden Fall sehr froh, dass uns mit Ausnahme von Sandro Lauper und Esteban Petignat derzeit alle Spieler zur Verfügung stehen. Das Programm wird sehr intensiv sein; es wird Sperren und leider auch Verletzte geben. Wir werden jeden Spieler im Kader brauchen. Der Teamgedanke ist gerade bei derart vielen Partien in so kurzer Zeit sehr wichtig.

In Bern träumt man seit 1958 vom ersten Double. In diesem Jahr winkt einmal mehr die Chance, Meister und Cupsieger zu werden. Die Aufgabe mit dem Viertelfinal bei Ihrem heimstarken Ex-Klub ist schwierig, aber für YB lösbar. Wie beurteilen Sie die Ausgangslage?
Der Viertelfinal Anfang August in Luzern ist für uns noch sehr weit weg. Was zählt, ist das Heimspiel vom Freitag gegen Zürich und wieder gut in die Meisterschaft einzusteigen.

Die Gerüchte um Ihren Abgang in die Bundesliga sind in der Corona-Zeit abgeflacht. Sind wegen des Virus die Chancen gestiegen, dass Sie YB weiter erhalten bleiben?
Ich will mich nicht an Spekulationen beteiligen. Was ich sagen kann: Ich fühle mich bei YB seit meinem Einstand vor zwei Jahren sehr wohl und bin hier weiterhin am richtigen Ort. Wir sind ein sehr ambitionierter Klub, der als Einheit funktioniert. Das weiss ich sehr zu schätzen.

Pierre Benoit

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