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Gerardo Seoane in den Fussstapfen von YB-Trainerlegende Albert Sing

Vor 62 Jahren gewann YB letztmals Meisterschaft und Cup im gleichen Jahr. Jetzt winkt den Bernern nach 2018 erneut die Chance, dieses seltene Kunststück zu realisieren.

Coach Gerardo Seoane würde sich so endgültig ganz oben in den YB-Geschichtsbüchern einreihen, genauso wie Albert Sing nach den goldenen YB-Jahren.

Was sagen Ihnen die Namen Heinz Schneiter, Geni Meier, Toni Allemann und Ernst Wechselberger?
Das sind YB-Legenden, oder?

Richtig. Sie waren die Torschützen, die YB am 15. Mai 1958 mit dem 4:1-Sieg im Cupfinal-Wiederholungsspiel gegen GC letztmals in der Vereinsgeschichte zum Double schossen. Trainer war Albert Sing. Jetzt hofft «Tout Berne», dass Sie Sings Nachfolger werden und YB das Double holt.
Diese Zahlen zeigen, wie aussergewöhnlich es ist, sowohl Meister als auch Cupsieger zu werden. Es wäre grossartig, könnten wir auch den Cupfinal gewinnen.

Wie erleben Sie Spiele wie am Donnerstag in Luzern und am Sonntag gegen Sion? Sie bleiben nach aussen stets beeindruckend ruhig, auch wenn das entscheidende Tor – wie in Luzern und gegen Sion – erst kurz vor dem drohenden Penaltyschiessen fällt. Wie sieht es in Ihrem Inneren aus?
Es ist nicht so, dass ich immer ruhig bleibe. Ich spürte gegen Luzern und gegen Sion eine grosse Anspannung. Aber ich versuche, stets souverän zu bleiben, weil ich überzeugt bin, auf diese Weise der Mannschaft am meisten Impulse verleihen zu können.

Sie wurden zweimal Meister in zwei YB-Jahren. Besser geht es nicht. Einmal 20 Punkte, einmal acht Punkte Vorsprung. Ist YB der Konkurrenz enteilt?
Nein. Die Saison 2018/19 war ein Jahr der Rekorde. Das darf man nicht zum Massstab nehmen. In dieser Spielzeit mussten wir zahlreiche Hindernisse aus dem Weg räumen. Aber wir sind uns immer treu geblieben, haben in heiklen Momenten die Ruhe bewahrt und wurden aus meiner Sicht zu Recht belohnt.

Das YB-Team trägt klar Ihre Handschrift, trotz der vielen Abgänge ist die Kontinuität beeindruckend. Sie können es sich sogar leisten, gegen den Zweiten einige Spieler pausieren zu lassen und gewinnen trotzdem souverän. Das Selbstvertrauen Ihrer Spieler scheint unerschütterlich zu sein. Weshalb?
xDie funktionierende YB-Mannschaft ist nicht mein Produkt, sondern das Produkt einer beispielhaften Teamarbeit auch neben dem Rasen. Wir haben eine Kultur des Vertrauens, aber auch der hohen Ambitionen. Wir wollen aus jeder Situation das Beste machen, obwohl wir wissen, dass Rückschläge zum Fussball gehören. Aber dann gilt es, sofort wieder aufzustehen, die Lehren zu ziehen und es beim nächsten Mal besser zu machen.

Als Beobachter stellt man fest, dass Sie je nach Gegner Ihre Spielweise anpassen, manchmal sogar während dem Match Taktik und System ändern. Liegt in dieser Vielseitigkeit eine der YB-Stärken?
Ich denke schon. Es ist uns wichtig, dass wir für die Gegner nicht leicht auszurechnen sind und wir über taktische Flexibilität verfügen.

Erfolgreiche Schweizer Trainer werden regelmässig von Bundesligisten abgeworben. Adi Hütter zog es zu Eintracht Frankfurt, auch Ihr Name wird in Deutschland immer wieder ins Gespräch gebracht. Hat Corona den positiven Einfluss, dass Sie noch eine Saison in Bern bleiben, weil in Deutschland die Saisonvorbereitung bereits begonnen hat?
Ich betone gern, dass es mir bei YB sehr gut gefällt. Es macht grossen Spass, Teil in diesem Klub zu sein. Es gibt für mich keinen Grund, jetzt zu wechseln. Es müsste schon ein aussergewöhnliches Angebot kommen, damit ich mir einen Wechsel überlegen würde.

Wie wichtig ist nach den Meisterfeierlichkeiten für Sie und Ihre Spieler der Cupfinal? Die YB-Fans wünschen sich nichts sehnlicher als das erste Double seit 1958.
Wie eingangs erwähnt, bekommt man nicht oft die Chance, den Cup zu gewinnen – erst recht als Meister. Wir werden alles dafür tun, dass wir bestmöglich vorbereitet in den Final steigen. Aber zuerst gilt es für die Mannschaft und den Staff, die Batterien aufzuladen und sich mittels aktiver Erholung für die nächsten Wochen bereit zu machen.

Es geht Schlag auf Schlag weiter: Am 25./26. August folgt das Spiel der zweiten Qualifikationsrunde zur Champions League gegen Slovan Bratislava oder KI Klaksvik von den Färöer Inseln, danach der Cupfinal am 30. August gegen Basel oder Winterthur. Was sagen Sie zur Auslosung der Champions League?
Wir freuen uns, dass wir im Wankdorf spielen können. Auch hier gilt, dass wir uns bestmöglich vorbereiten. Unmittelbar nach der Auslosung haben wir begonnen, Informationen über die möglichen Gegner einzuholen. Und wir werden das Direktduell zwischen Klaksvik und Slovan Bratislava verfolgen.

Pierre Benoit

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