Wie in jedem Jahr, wenn nicht gerade eine Pandemie das verhindert, wird auch heuer eine ganz besondere Laufveranstaltung in der Bundesstadt durchgeführt. Gegen 10 000 fitnessbewusste und lauf­freudige Frauen nehmen am grössten Frauensportanlass der Schweiz teil.

Dass sich mit Viola Amherd und Elisabeth Baume-Schneider sowie Alt-Bundesrätin Ruth Metzler gleich drei Magistratinnen eine Startnummer überziehen, macht Organisator Markus Ryffel besonders glücklich. «Diese Frauen nehmen ihre Vorbild­rolle wahr – sie stossen nicht nur am VIP-Anlass mit Champagner an, sondern machen auch als Aktive mit. Das ist keineswegs selbstverständlich und verdient hohe Anerkennung.»

Zwei Frauen am Beginn
Verena Weibel und Jacqueline Ryffel standen mit ihrer Idee, für Einsteigerinnen in den Laufsport einen Anlass durchzuführen, am Anfang des Frauenlaufs. Sie stiessen auf offene Ohren. Weil Einsteigerinnen eine Wettkampfteilnahme unter ihresgleichen bevorzugen, entschied man sich für einen Anlass, an dem ausschliesslich das weibliche Geschlecht zugelassen ist. 1000 Teilnehmerinnen wurden bei der Erstaustragung erwartet, mehr als 2000 nahmen teil, heute ist die Teilnehmerinnenzahl rund fünfmal so hoch. Markus Ryffel, auch heute noch Schweizer Rekordhalter über 3000 und 5000 m, obwohl diese Zeiten rund 50 Jahre zurückliegen (!) weiss, weshalb bei den Frauen eher der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund steht als bei den Männern. «Der Schweizer Frauen­lauf ist Jahr für Jahr ein Fest für Alle, von den Kleinkindern bis zu den Erwachsenen, flippig, fröhlich, frisch und farbig. Der Gemeinschaftsgedanke ist wichtig. Jede findet für sich den passenden Lauf im vielseitigen Angebot.» Der erfahrene Leichtathlet, der auch mit 68 Jahren immer noch viele Läuferinnen in seinen Workshops und Lauftrainings erfolgreich unterrichtet, betont auch, weshalb sich immer mehr Frauen für den Laufsport begeistern. «Laufen macht schlank, erhöht die Schlafqualität, reduziert den Stress, verhindert Heisshunger­attacken – die gesundheitlichen Aspekte stehen klar im Vordergrund und darin liegt vielleicht auch einer der Gründe, dass sich jährlich 3000 Frauen zum Lauf neu anmelden.»

Eindrückliche Zahlen
Dieser Trend lässt sich durch Zahlen belegen. Am Grand Prix von Bern am 13. Mai betrug der Frauenanteil 43 Prozent, Tendenz steigend, und am Santarun, der am 1. Dezember wieder stattfinden wird, war das weibliche Geschlecht zuletzt mit sage und schreibe 63 Prozent klar in der Mehrheit.

Wenn Markus Ryffel in diesem Zusammenhang den deutschen Philosophen Arthur Schoppenhauer zitiert, der bereits vor 150 Jahren wusste, «dass Gesundheit zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit alles nichts ist», mag dies ein Hinweis dar­auf sein, dass die Gesundheit nicht erst seit wenigen Jahren bei vielen Menschen im Zentrum des Alltags steht, aber zweifellos bei der Mehrheit der Teilnehmerinnen am 37. Schweizer Frauenlauf.

Pierre Benoit