Fc Breitenrain Ac Bellinzona

Gibt es diesmal ein Happy End?

Auf die Challenge League hat der FC Breitenrain freiwillig verzichtet. Nun startet am Samstag die neue Saison. Die Fans fragen sich nun, was passiert, wenn das Team erneut zuoberst mitmischt.

Am 17. Mai meldete der Klub, dass er freiwillig auf den Aufstieg verzichtet, just nachdem die AC Bellinzona in der Nachspielzeit ein Unentschieden abgetrotzt worden war und die Tür zur Challenge
League sperrangelweit offenstand.
Das Herz sagte Ja, doch bei den Verantwortlichen siegte der Verstand. Nach dem «Wunder von Bern» sollte es 68 Jahre später nach dem WM-
Titel Deutschlands kein «Märchen von Bern» geben. Die ganze Fussball-Schweiz hatte auf den «Spitz» geschaut, sogar die «Neue Zürcher Zeitung» widmete dem Quartierklub einen grösseren Artikel. Weil der Platz, auf dem die Schweizer Nationalmannschaft 1911 ein Länderspiel vor 7000 Zuschauern gegen England 1:4 verlor und Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen im Zweiten Weltkrieg im Rahmen der «Anbauschlacht» Kartoffeln pflanzen liess, für Challenge-League-Spiele die Anforderungen nicht erfüllt, gab es für Präsident Claudio A. Engeloch und seine Vorstandskollegen schweren Herzens keine andere Lösung.
«Der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Entscheids war schon speziell», blickt Goalie Felix Hornung mit etwas Distanz zurück. «Gleich nach dem 1:1 gegen Bellinzona und dem grossen Jubel und dem praktisch sicheren Titel war das für uns alle sehr hart.»
Doch noch mehr getroffen hat den Keeper, der mit 14 Partien ohne Gegentor einen neuen Rekord in der Promotion League aufgestellt hat, die Tatsache, dass wohl als Folge der Enttäuschung letztlich auch noch der Meistertitel verspielt wurde. «Als wir im letzten Spiel gegen den FCZ II nach 50 Minuten 0:3 zurücklagen und so den Titel verspielten, war meine Enttäuschung noch grösser als Tage zuvor nach dem Verzicht.» Ähnlich beurteilt Erfolgstrainer Martin Lengen rückblickend die Lage. «Vor allem für die jungen Spieler, die sich in der Challenge League hätten präsentieren können, war es hart, alles zu verdauen.»

Jetzt geht es wieder bei null los
Mit einem Heimspiel gegen Luzern II steigt der Beinahe-Aufsteiger am Samstag (Spitalacker, 16 Uhr) in die neue Meisterschaft. «Wir bleiben bei der gleichen Zielsetzung wie vor der letzten Saison. Die Liga ist eng, die Qualität hoch. Wir müssen realistisch bleiben und dürfen nicht vergessen, dass wir viele Spiele nur knapp und oft erst in den Schlussminuten gewinnen konnten», so der Trainer. Ähnlich sieht Torhüter Hornung die Ausgangslage. «Wir sind l’équipe à battre, müssen uns noch besser vorbereiten und wieder zur Normalität finden. Die vergangene Saison ist vorbei.»
Als grosse Stärke des Teams bezeichnet Martin Lengen, der auch in regelmässigem Kontakt mit seinem Walliser Kollegen und neuen YB-Trainer Raphael Wicky steht, den grossen Zusammenhalt im Team. «Bei uns helfen alle einander, vor jedem Spiel wird im Chat besprochen, wer in der Organisation wofür zuständig ist und alles klappt stets bestens. Bei uns steht die Freude im Vordergrund. Schaue ich auf andere Vereine in unserer Spielklasse, wo viel Geld im Spiel ist, sehe ich mit grosser Befriedigung, dass unsere Spieler mehr geben als nehmen.»

Wohin führt Hornungs Weg?
Goalie Felix Hornung, einst beim FC Thun unter Vertrag, ist einer der Schlüsselspieler im Erfolgs-Puzzle von Trainer Lengen. Sein Vertrag läuft Ende Saison aus, wie bei allen anderen Spielern auch, weil stets nur Einjahres-Verträge abgeschlossen werden. Was, wenn ein Angebot von oben kommt? «Ich will nichts ausschliessen, aber ich fühle mich beim FCB sehr wohl», sagt der Mann, der von sich behauptet, «dass ich sehr schnell hässig werde und meine Mitspieler oft lautstark anschreie, im Training noch fast mehr als im Spiel».
Neben der mannschaftlichen Geschlossenheit ist vor allem auch die taktische Flexibilität eines der Erfolgsgeheimnisse des FC Breitenrain. «Die Spieler setzen meine Ideen auch während eines Spiels sehr schnell um. Je nach Spielstand kann ich bedenkenlos umstellen. Alle wissen, was sie zu tun haben», sagt Coach Lengen.
Nun warten die «Breitsch»-Fans gespannt auf die neue Saison, in der es zwei Aufsteiger geben wird und dem Dritten die Chance winkt, eine Barrage gegen den Challenge-League-Letzten zu bestreiten. Ein Jahr hat der Vorstand Zeit, die Weichen zu stellen, damit einem möglichen Aufstieg aufgrund von Vorschriften der Swiss Football League nichts mehr im Weg steht. Oder mit den Worten von Klub-Oberfan Max Haller ausgedrückt: «Hopp Breitenrain, hu!»

Pierre Benoit

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge