Wie überall auf der Welt, nicht nur im Fussball, steht auch beim BSC Young Boys die Welt still. Kein Training, die Spieler halten sich im Homeoffice fit. Coach Gerardo Seoane schreibt Trainingsprogramme und Sportchef Christoph Spycher nutzt die Zeit, um die nächste Saison zu planen.
Was macht Albert Staudenmann, seit zehn Jahren Kommunikationschef, Mitglied der sechsköpfigen YB-Geschäftsleitung und Vorsitzender des 22500 Mitglieder zählenden Vereins YB? Wie kommuniziert er mit «seinen» Spielern, dem Staff, dem Verwaltungsrat, der sportlichen Leitung um Chef Christoph Spycher und Trainer Gerardo Seoane?
Keine YB-Spiele, kein Training, gähnende Leere statt pulsierendes Leben im Stade de Suisse, der Rasen leer, die Beizen geschlossen, keine nervenden Journalisten – was machen Sie den ganzen Tag?
Die YB-Kommunikationsabteilung hat nach wie vor einiges zu tun. Es gilt vor allem, die Kommunikation nach innen und nach aussen pflichtbewusst wahrzunehmen und die vielen Anfragen der Medienschaffenden zu bearbeiten.
Sie sagen, es träfen nach wie vor viele Medienanfragen ein …
Ja, es zeigt sich auch in der CoronaKrise, dass YB die Leute bewegt und sich die Menschen für den Klub und ihre Exponenten interessieren. Die TV-Stationen und Zeitungen möchten Interviews, die Online-Portale wollen Informationen, die RadioStationen hätten für ihre Sendungen gerne Spieler zugeschaltet.
Wie kann man sich die Arbeit der YB-Geschäftsleitung in dieser Notsituation vorstellen?
Bei uns wird Teamarbeit stets grossgeschrieben, was sich auch in dieser Zeit bewährt. Unter Führung von CEO Wanja Greuel findet ein intensiver Austausch statt. Es hat sich gezeigt, dass wir technisch sehr gut ausgerüstet sind und nun problemlos Homeoffice betreiben können, auch wenn dies eine grosse Umstellung bedeutet.
Man hat den Eindruck, YB sei derzeit auf allen Ebenen gut aufgestellt.
Das kann ich nur unterstreichen. Das beginnt beim Verwaltungsrat, der seine Entscheide sorgfältig und sachlich zum Wohl von YB fällt, und führt über alle Mitarbeitenden, die dafür gesorgt haben, dass YB in den letzten Jahren Aussergewöhnliches erreichen konnte. Auf diesem Weg wollen wir nach der Corona-Krise weiterfahren.
Ihre Spieler zeigen auf der YB-Website, wie sie versuchen, die Zwangspause und die quälende Langeweile zu überbrücken und sich nicht als Teamplayer, sondern als Einzelkämpfer fit zu halten. Sie stehen im täglichen telefonischen Kontakt mit den Spielern: Wie ist deren Gemütslage?
Es ist beeindruckend, wie es die Spieler verstehen, das Beste aus der Situation zu machen. Der gute Teamgeist, der die Mannschaft auszeichnet, trägt sie gemeinsam durch diese Zeit.
Was können Sportchef Christoph Spycher und Trainer Gerardo Seoane tun, damit die Spieler bereit sind, wenn es wieder losgeht und der Titel verteidigt werden soll. Die Lage ist auch deshalb besonders heikel und anspruchsvoll, weil niemand weiss, wann dies der Fall sein wird.
Die Situation ist für alle schwierig. Aber Christoph Spycher versteht es glänzend, auch in den schwierigsten Momenten den Kontakt feinfühlig mit den Spielern zu pflegen. Bestes Beispiel dafür: Als feststand, dass Sandro Lauper nach seinem zweiten Kreuzbandriss in Innsbruck operiert werden würde, fuhr ihn der Sportchef ins Tirol. Gerardo Seoane versteht es ebenfalls beispielhaft, den Puls der Mannschaft zu spüren. Auch in der jetzigen Lage versucht er, gemeinsam mit seinen Trainerkollegen, ein bisschen Abwechslung in den Alltag zu bringen. In der letzten Woche wurde zum Beispiel eine Fitness-Einheit für die Spieler via Videoübertragung abgehalten. Die Spieler bekamen sich auf diese Weise als Mannschaft wieder einmal zu sehen und zu hören.
Sie sind auch Präsident des Vereins YB mit 22 500 Mitgliedern. Wie reagieren diese auf die fussballlose Zeit?
Wir hätten am 23. März die Generalversammlung des Vereins BSC YB abhalten wollen, mussten diese aber auf einen noch unbestimmten Termin verschieben. Es ist auffallend und schön, wie viele Leute uns mitteilen, dass ihnen die YB-Spiele fehlen und sie dem Moment entgegenfiebern würden, bei dem sie die YB-Spieler wieder im Einsatz sehen können.
Pierre Benoit