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«Heute soll jeder talentierte Junior auf die Karte Eishockey setzen»

Einer, der weiss, welche Trumpfkarten ein talentierter Junior im Eishockey heute ausspielen muss, ist Andreas Beutler.

Der heute 56-Jährige feierte mit dem SCB in den Jahren 1989/91/92 drei Meistertitel, den Aufstieg in die NLA mit dem SC Langnau 1998, nahm mit der Nationalmannschaft an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen teil und ist seit seinem Karriere-Ende im Beruf genau so erfolgreich wie zuvor als Eishockeyaner. Bereits während seiner Zeit als SCB-Erstteamler und Nationalspieler schenkte der Mann aus Ostermundigen seiner Ausbildung höchste Beachtung. In einer Ära, die noch anders war als heute, als zugegebenermassen noch nicht jeder, der auch linksrum übersetzen konnte und den Puck von der blauen Linie aufs Tor brachte, von einer NHL-Karriere und dem grossen Geld träumte, absolvierte Andreas Beutler trotz fünfmaligem Training und zwei Spielen wöchentlich eine vierjährige Lehre als Maschinenzeichner, besuchte anschliessend die Höhere Technische Lehranstalt (heute Eidgenössische Fachhochschule), machte in der Armee Karriere und sich gleichzeitig im Schweizer Eishockey als zuverlässiger und beinharter Abwehrspieler einen Ruf (Übername: «Granit»). So hart und erfolgreich er im Eishockey spielte, so hart und vernünftig war Andreas Beutler auch neben dem Eis mit sich selbst. «Oft fragte ich mich, was nachher folgt, denn das Leben danach ist bedeutend länger als die Karriere als Eishockey-Profi. Was hat höhere Priorität? In Nachhinein kann ich behaupten, dass ich zum Glück beides erfolgreich kombiniert habe.»

Unter Bill Gilligan als Halbprofi
Als Bill Gilligan beim SCB mit durchschlagendem Erfolg das Traineramt übernahm, hatte Andreas Beutler das Glück, seine Ausbildung am «Tech» in Burgdorf gerade abgeschlossen zu haben und dass er als Halbprofi wirken konnte. Andreas Beutler diente in wichtigen Funktionen diverser Unternehmen, angefangen bei Hans Dietrich (ehemals DV Bern AG), Vizepräsident des SCB-Verwaltungsrats, bis heute bei der amerikanischen Firma DXC Technology, verantwortlich für den Betrieb der Informatik der Berner Kantonalbank und weitere Banken. Doch damit nicht genug. Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit schaffte es der ehemalige Nationalspieler auch, eine erfolgreiche Trainer-Tätigkeit auszuüben. Burgdorf, SCB-Elite (Schweizermeister 2005), Zuchwil (zweimal Amateur-Schweizermeister 2007/08), Lyss, Brandis und seit zwei Jahren Hockey Huttwil in der dritthöchsten Schweizer Liga, heissen die Stationen, in welchen er erfolgreich tätig war und ist. Einen kurzen Abstecher machte Andreas Beutler auch zurück zum SCB. Zusammen mit Rolf Bachmann wirkte er in der Saison 1999/00 als Sportchef, in einer Zeit, als der SCB ums Überleben kämpfte. Höhere Ambitionen in seiner Trainer-Karriere hegt Andreas Beutler derzeit nicht. «Ich habe ein spielstarkes Team, viel Spass – was will ich neben meinem tollen Beruf mehr? Voll auf eine Trainerkarriere zu setzen, wäre mir in diesem schnelllebigen Geschäft ein zu grosses Risiko.» Wie, so fragt man sich, ist es möglich, dass jemand so viele Jobs unter einen Hut bringen kann? «Zuerst einmal gilt es, auf vieles zu verzichten. Ich war während meiner Aktivzeit zwar auch, aber wohl bedeutend weniger als meine Mitspieler im Ausgang, dazu braucht es heute von meiner Frau sehr viel Verständnis, wenn ich vier Abende pro Woche unterwegs bin (Training oder Spiele). Dafür geniessen wir die Sommerzeit umso mehr, beim Golfen oder wenn wir gemeinsam Reisen unternehmen und in die Ferien fahren.»

Der Ratschlag an die Jungen
«Blicke ich zurück, darf ich beruhigt sagen, dass ich alles noch einmal genau gleich machen würde, der eingeschlagene Weg sich bewährt hat», blickt Andreas Beutler auf seinen Werdegang zurück. Doch die Zeiten haben sich bekanntlich geändert. «Heute soll jeder talentierte Junior auf die Karte Eishockey setzen. Schafft er den Durchbruch nicht, bietet sich ihm immer noch die Möglichkeit, mit viel Wille auf dem zweiten Bildungsweg seine Zukunft zu sichern.»

Pierre Benoit

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