Cs 7410

«Ich erledige meine Arbeit, solange ich Spass habe»

Wer einen Grund für die Erfolge des BSC Young Boys und den Wechsel an der Spitze der Hierarchie im Schweizer Fussball sucht, wird rasch fündig: Christoph Spycher. Dieser Tatsache ist sich in Bern jedermann bewusst, ob VR-Präsident Hanspeter Kienberger, CEO Wanja Greuel oder der Hardcore-Fan hinter dem Tor.

Vielleicht halten Sie nicht viel von Tierkreiszeichen. Trotzdem sei für einmal Folgendes erwähnt: Sie haben grosse Ziele, lassen sich nicht aufhalten, machen keine halben Sachen, sprühen vor Tatendrang, besitzen Leidenschaft, Freude, Scharfsinn und Ehrgeiz und sind willensstark. Die Rede ist von Leuten, die im Tierkreiszeichen Widder geboren sind – Christoph Spycher erblickte am 30. März 1978 das Licht der Welt.

Christoph Spycher, wann haben Sie zuletzt auf die Tabelle geschaut?
Nach dem letzten Spiel gegen Xamax.

Was denken Sie, wenn Sie die Tabelle anschauen?
Schaut man als Mitarbeiter von YB oder als Fan auf die Tabelle, hat man grundsätzlich ein positives Gefühl.

Haben Sie noch nie gedacht, Sie könnten träumen?
Ich stehe mit beiden Beinen auf dem Boden und hoffe, dass sich der Abstand stetig vergrössert. Aber Träume? Nein.

Wie sehen Ihre persönlichen Pläne aus? Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Haben Sie bei YB bereits eine Zusammenarbeit bis 2030 mit Ausstiegsklausel für die Bundesliga unterschrieben?
Grundsätzlich gehe ich entspannt durchs Leben und mache mir keine Pläne für die nächsten zehn Jahre. Im Fussball verändert sich alles sehr schnell. Ich erledige meine Arbeit, solange ich Spass und die notwendigen Kompetenzen habe.

Das heisst, Sie haben bei YB noch keinen langfristigen Vertrag unterschrieben?
Nein.

YB schiesst auffällig viele Tore gegen Ende des Spiels. Nicht weniger als 27 der insgesamt 57 Treffer fielen zwischen der 69. Minute und dem Schlusspfiff. Schreiben Sie diese Tatsache der hervorragenden Kondition der Spieler zu oder denken Sie, dass es eher eine Frage des Selbstvertrauens und der Euphorie ist, welche das Team auszeichnen?
Da kommt alles zusammen. In konditioneller Hinsicht befindet sich unsere Mannschaft auf einem sehr hohen Niveau. Unsere Gegner spielen meist sehr defensiv. Gelingt uns kein frühes Tor, muss man immer einen neuen Plan erfinden, den Gegner mit ständigem Druck müde spielen. Wir haben auch hervorragende Möglichkeiten mit Auswechslungen. Unsere Trainer machen einen grossartigen Job, bei uns ist alles zusammengewachsen. Aber klar, dass auch das Selbstvertrauen eine wesentliche Rolle spielt.

Wie laufen die Vorbereitungen für die Meisterfeier?
Das ist überhaupt kein Thema. Vielmehr geht es jetzt darum, die Rückrunde optimal zu planen und wenn nötig, die Transfers erfolgreich über die Bühne zu bringen.

Ist es nur ein Gerücht, dass Steve von Bergen und Guillaume Hoarau in der Rückrunde an Xamax ausgeliehen werden, um dem sympathischen Nachbarn den Ligaerhalt zu ermöglichen?
Das ist wirklich ein Gerücht. Schon solche Gedanken wären der Anfang vom Ende.

Wie sieht Ihr Terminkalender über Weihnachten und Neujahr aus? Haben Sie Zeit für Ihre Familie oder sind Sie mit dem Verkauf von Spielern so sehr ausgelastet, dass das Privatleben zu kurz kommt?
Bis Weihnachten arbeite ich ganz normal im Büro. Es wird sicher etwas passieren, das Handy wird mein ständiger Begleiter sein. Aber ich werde mit meiner Familie auch Skifahren und in Davos den Spengler Cup besuchen.

Ein Wort noch zum Abschneiden in der Champions League.
Schon nur dabei zu sein, war ein grossartiges Erlebnis. Bereits in Monte Carlo, bei der Auslosung, war ich mir bewusst, dass es ganz schwierig wird. Wir gingen jeden Match wie einen Final an, es galt, andere Lösungen zu finden als in einem Meisterschaftsspiel. Für die Spieler war es ein Lernprozess und eine wunderschöne Erfahrung mit einem perfekten Abschluss.

Pierre Benoit

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge