Geplant war, mit SCB-Sportchef Alex Chatelain vor den letzten beiden wegweisenden Partien in der Champions Hockey League ein bisschen über die Aussichten des Teams in den Begegnungen gegen Grenoble zu sprechen. Doch die aktuelle Situation in der Qualifikation der National League verlangt auch nach anderen Fragen.
Nach zwei Siegen zu Beginn ist der SCB in fünf folgenden Begegnungen ohne Erfolg geblieben. Wo, das ist die Frage, die im Raum steht, drückt den Sportchef und sein Team der Schuh?
Drei Titel in vier Jahren als SCB-Sportchef. Deshalb stellten wir Ihnen vor Saisonbeginn im Bärnerbär die Frage, ob Sie ein Glückspilz seien. In der aktuellen Situation drängt sich die Wiederholung dieser Frage geradezu auf.
Ein paar verlorene Spiele ändern meine private Stimmung nicht wesentlich, auch wenn es derzeit nicht bombastisch läuft. Ich fliege nie extrem hoch und falle deshalb auch weniger tief.
Als Zuschauer gewinnt man den Eindruck, die Spieler versuchten alles, um es besser zu machen, erfolgreicher zu sein. Punkto Einstellung können Sie dem Team keine Vorwürfe machen.
Sieht man vom Spiel in Lugano ab, wo einiges nicht gestimmt hat, waren Einstellung und Einsatz in den anderen Begegnungen okay. Uns plagen vielfältige Probleme. Zu wenig Effizienz im Angriff, bisher nur eine Linie, die Tore schiesst. Wir suchen die Abstimmung, auch in der Abwehr und in den «Special Teams». Es gibt viele Baustellen, in jedem Spiel eine andere.
Wie stark gewichten Sie die Goaliefrage? Niklas Schlegel und Pascal Caminada erledigten ihre Aufgabe bisher ordentlich, ohne mit Glanzleistungen allein Spiele zu gewinnen.
Wir gewinnen und verlieren zusammen. In der Champions Hockey League hielt uns beispielsweise Niklas Schlegel mit grossartigen Paraden 40 Minuten lang im Spiel. Und er trug grossen Anteil, dass wir beim 3:1-Sieg in Freiburg nach fünf Niederlagen in Serie wieder zum Erfolg zurückfanden. Es sind im mer wieder andere Sachen, die fehlen, um erfolgreich zu sein.
Was erwarten Sie in den nächsten Meisterschaftsspielen vom Team? Mit sechs Punkten aus den letzten drei Spielen ist eine Aufwärtstendenz zu sehen.
Ich erwarte, dass die Spieler den Kopf nicht in den Sand stecken, sich jeder punktuell verbessert, dann kommen die Resultate von allein. Die Einsatzbereitschaft war in den letzten Partien in Ordnung, da gibt es nichts zu bemängeln, die Resultate waren auch besser.
Kommen wir zur Champions Hockey League. Es hier besser als in den letzten Jahren zu machen, war eines der vor Saisonbeginn klar formulierten Ziele. Noch besteht die Chance, die Gruppenphase auf Platz 1 oder 2 abzuschliessen und weiterzukommen. Wie beurteilen Sie die Situation?
Da hat sich nichts geändert. Wir müssen gegen Grenoble zwei Mal gewinnen und unsere Chance wahren. In der Gruppe mit Skelleftea AIK und Kärpät Oulu war im Vorneherein klar, dass einer der drei Grossen auf der Strecke bleiben würde. Unsere Ausgangslage ist gut.
Drei Mal unterlag der SCB im Penaltyschiessen, auch in der Meisterschaft klappt es in diesem Bereich nicht. Weshalb?
Wir haben einen von insgesamt 18 Penaltys verwertet. Sie haben recht, es klappt wirklich nicht. Es ist eine Kopfsache, eine Frage des Selbstvertrauens auch. Wir trainieren das zwar, aber Penaltys im Training und im Spiel – das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Je länger man erfolglos bleibt, umso grösser wird die Verunsicherung.
Eine Frage drängt sich noch auf, Sie wissen welche. Wo stehen Sie in den Verhandlungen mit Trainer Kari Jalonen in Bezug auf eine Vertragsverlängerung?
Wir sind seit August im Gespräch. Es stellt sich für den Coach auch die Frage, wie es beim SCB weitergeht. In den letzten Jahren hatte ein Quartett Titelambitionen: die ZSC Lions, Lugano, Davos und den SCB. Zuletzt sind Zug und Lausanne dazu gekommen, die beide über quasi unbeschränkte Mittel verfügen. Auch Biel und Gottéron, mit den neuen Stadien, verbessern sich und haben Ansprüche. Die Liga wird ausgeglichener, es wird immer schwieriger, Meister zu werden. Entscheidend wird deshalb auch sein, welche Strategie wir fahren, in welche Richtung der Weg geht. Die gegenwärtigen Resultate sind in der Trainerfrage sicher nicht entscheidend.
Pierre Benoit