Mit dem Zuzug von Filip Ugrinic, schweizerisch-serbischer Doppelbürger, scheint den Young Boys ein wichtiger Transfer gelungen zu sein. Darin sind sich die Fachleute einig.
Während YBs Gesamtverantwortlicher Sport, Christoph Spycher, sagt: «Es ist beeindruckend, wie sich Filip Ugrinic in den letzten Jahren entwickelt hat. Wir freuen uns, dass sich einer der begehrtesten Spieler der Super League für YB entschieden hat», tönt es in der Innerschweiz umgekehrt. «Herber Schlag für den FC Luzern», lautete der Titel in der «Luzerner Zeitung» zum Wechsel des Mittelfeldspielers in die Bundesstadt.
Bei den Young Boys ist man überzeugt, mit Filip Ugrinic einen Top-Transfer getätigt zu haben, zumal der Innerschweizer auch von anderen Vereinen umworben wurde. Christoph Spycher: «Er wird mit seinen sportlichen Qualitäten, seiner Mentalität und seinem Charakter ein wichtiges Element in unserer Mannschaft sein. Wir planen mit ihm auf einer Aussenposition im Mittelfeld, dank seiner vielseitigen Fähigkeiten kann er aber auch anderswo für Unberechenbarkeit sorgen.» Auch der Präsident des FC Luzern, Stefan Wolf, ist des Lobes voll über seinen ehemaligen Schützling (s. Kasten); bedauert, aber versteht den Abgang seines besten Torschützen.
Da lief auch was mit Basel …
«Es ist schmeichelhaft, so viel Lob zu erfahren, doch damit kann ich mir nichts kaufen. Bei YB beginnt alles wieder bei null. Ich muss in jedem Training und jedem Spiel meine Bestleistung erbringen, denn die Konkurrenz ist gross.» Das Lob seines ehemaligen Präsidenten schätzt der Innerschweizer trotzdem hoch ein. «Stefan Wolf und ich haben eineinhalb Jahre zusammengearbeitet; wir schätzen uns, seine Aussagen sind eine Bestätigung für meine Leistungen beim FC Luzern.»
In der Innerschweiz schätzte man vor allem die Tatsache, dass Filip Ugrinic sich bis zur letzten Minute voll und ganz für den Verein eingesetzt hat, obwohl sich sein Wechsel zu YB schon abgezeichnet hatte. In den beiden Barrage-Begegnungen gegen den FC Schaffhausen trug der neue YB-Spieler Wesentliches zum Klassenerhalt bei. «Für mich war das keine Frage und es ist auch mit ein Grund, dass ich den Verein mit einem guten Gefühl und einem guten Gewissen verlassen kann.»
Bei den Fans des FCL bedankte er sich für die tolle Unterstützung, doch jetzt freut sich Filip Ugrinic auf seine neue Aufgabe bei YB. Vor einem Jahr führte er auch Gespräche mit dem FC Basel, doch letztlich entschied er sich nach der Euphorie, die in Luzern nach dem Cupsieg herrschte, gegen einen Wechsel. Diesmal war die Ausgangslage anders. «Ich hatte von Beginn der Gespräche an ein gutes Gefühl, die sportlichen Entscheidungsträger bei YB haben mich hundertprozentig überzeugt.»
Für die Schweiz oder Serbien?
Für die kommende Saison hat sich Filip Ugrinic einiges vorgenommen. Er weiss, dass der Konkurrenzkampf im breiten YB-Kader hart sein wird. «Ich werde versuchen, möglichst keinen Leistungsschwankungen unterworfen zu sein und in meinen Darbietungen konstant zu bleiben. Doch über die Einsätze entscheidet einzig und allein der Trainer.»
Viel weiter mag der offensive Mittelfeldspieler nicht denken. Was sein wird, wenn sein Vierjahresvertrag dereinst ausläuft, kümmert ihn nicht. «Von solchen Gedanken bin ich weit entfernt. Ich denke an YB, bin im Klub von allen hervorragend aufgenommen worden und will hier Erfolg haben und den Fans Freude bereiten.»
Auch die Nationalmannschaft ist für den ehemaligen Nachwuchs-Internationalen noch kein Thema. «Ehrlich gesagt, denke ich derzeit nicht daran. Wenn ein Aufgebot kommt, dann kommt es und sage ich sicher nicht Nein, doch im Moment interessiert mich dieses Thema nicht.» Eine weitere internationale Türe stünde offen, denn Ugrinic besitzt ebenso den serbischen Pass, doch auch da winkt er ab. Internationale Spiele stehen mit YB auf dem Programm. In dieser Saison in der Conference League und danach vielleicht wieder … doch lassen wir das vorerst.
Pierre Benoit