Das BSV-Urgestein Luca Mühlemann freut sich auf das 95. Derby gegen den Erzrivalen Wacker Thun vom Samstag ab 19 Uhr. Das Berner Kraftpaket ist ein absoluter Sympathieträger. Ein gestenreicher Motivator für seine Teamkollegen, aber vor allem auch für das Publikum.
«Für jeden Spieler des BSV und Wacker sind die Derbys immer wieder besondere Erlebnisse. Klar ist, dass die bessere Tagesform über Sieg oder Niederlage entscheiden wird. Ich bin zuversichtlich, dass der BSV gewinnt», meint BSV-Kreisläufer Mühlemann vor dem Aufeinandertreffen.
Zur Frage, was er am Kreis jeweils so alles erlebt, antwortet Luca mit einem Schmunzeln: «Gegen meine direkten Widersacher gibt es immer wieder hautnahen und harten Körperkontakt. Das liebe ich. Vor allem, wenn ich mich durch Sperren und Absetzen freispielen kann und der Ball hinter dem Goalie im Netz landet. Die Freude ist auch noch ausgeprägter, wenn mein Gegner für seine foulwürdige Aktion gar noch eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt erhält.»
Wichtiger Stimmungsfaktor
Keiner verkörpert den BSV Bern leidenschaftlicher als der 31-jährige Luca Mühlemann mit der legendären
Rückennummer 31. Er ist auch als Stimmungsfaktor wichtig und bringt die Mannschaft auf und auch neben dem Platz weiter. Mühlemann debütierte beim BSV als 18-Jähriger im Jahr 2008 unter Trainer Peter Bachmann, der ihn nur zu gerne definitiv in den Kader aufgenommen hätte. Doch der Junior gab eine Absage, weil die Berufslehre erste Priorität genoss. Unter Headcoach Lukas Magnaguagno wechselte Mühlemann in der Saison 2013/14 definitiv ins BSV-Fanionteam, nachdem er zuvor Spieler beim B-Verein Grauholz und der SG Grauholz/Solothurn war. Der Kreisläufer wurde wegen Verletzungen oft zurückgeworfen und musste deshalb auch immer wieder längere Pause erdulden.
Einsatz im Derby ungewiss
«Im Match vom 11. November kam gegen die Kadetten zehn Minuten vor dem Spielende nach einem Zusammenprall das Aus. Wie befürchtet lautete die Diagnose auf eine Gehirnerschütterung», erklärt Mühlemann. Ob der Kreisläufer zum Derby überhaupt einlaufen wird, ist noch unsicher. «Die Gesundheit geniesst nun erste Priorität und ich werde mich erst kurz vor der Partie für einen Einsatz entscheiden.»
Der bullige Kreisläufer verlängerte erst kürzlich seinen Vertrag bis im Sommer 2022. «Das mir entgegengebrachte Vertrauen, noch eine weitere Saison für den BSV einzulaufen, ehrt mich. Wie es weitergeht, werde ich dann sehen. Aber leider hat alles mal ein Ende.» Die Loyalität, die er seinem Stammverein immer wieder entgegenbringt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Viele schöne Erinnerungen aus seiner 13-jährigen Karriere vergisst der bullige Kreisläufer nie. «Da wäre sicher der 21. Dezember 2017 zu erwähnen, als wir in der mit 3000 Fans gefüllten Wankdorfhalle den Cupfinal gegen Pfadi sehr unglücklich 30:33 verloren. Die Atmosphäre war einfach sensationell.» Einmalig war für Luca Mühlemann auch der Playoff-Krimi im Jahr 2018, als der BSV St. Otmar St. Gallen im Viertelfinal nach zweimaliger Verlängerung stoppte und die Ostschweizer dann erst noch im Penaltyschiessen 39:38 aus dem Rennen warf. «Nicht vergessen werde ich auch das Spiel vom 23. August 2018, als wir vor 1850 Fans zum ersten Mal bei der Halleneröffnung in die Mobiliar Arena einlaufen durften. Das war ein spezieller Moment.» Um noch nachzuschieben: «Der Gewinn einer Meisterschaft oder eines Cups fehlt mir leider immer noch. Das würde in meiner langen Karriere bestimmt das absolute Highlight bedeuten.»
Luca Mühlemann arbeitet als Projektleiter im baulichen Brandschutz bei der Firma Roth mit einem Pensum von 60 Prozent. «Beruf und Leistungssport fordern schon viel körperliche Kraft. Das nehme ich aber gern in Kauf. Mein Chef hat für mein Hobby sehr grosses Verständnis.»
Die klare Ansage des Trainers
Die Vorfreude auf das Derby gegen seine langjährigen Wacker-Schützlinge ist auch bei BSV-Trainer Martin Rubin deutlich spürbar. Der gebürtige Spiezer erlebt in der Mobiliar Arena gegen die Berner Oberländer seine Premiere als BSV-Headcoach. «Da haben sentimentale Gefühle keinen Platz, ich will einfach gewinnen», lautet sein trockener Kommentar. Das erste Derby der Saison hat der BSV knapp 24:26 verloren.
Jürg Jungi