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«Ich liess den Bus absichtlich den Aargauerstalden runterfahren»

Der Empfang, den die rund 5000 YB-Fans Adi Hütter vor dem ersten Uhrencup-Spiel in der Bieler Tissot-Arena vor Monatsfrist bereiteten, dürfte für einen Coach der gegnerischen Mannschaft einmalig sein.

Dass er der Held ist, der YB nach 32 meisterlosen Jahren zum 12. Titelgewinn führte, haben die Anhänger der Gelb-Schwarzen selbstverständlich nicht vergessen. «Das ging mir schon unter die Haut und hat mich tief berührt», sagt der Erfolgstrainer rückblickend. Auch die wenigen freien Stunden in und rund um Bern während des Aufenthalts mit der Frankfurter Eintracht genoss er in seiner alten Heimat und liess daran auch seine Spieler und den Staff der Hessen teilhaben. «Wir fuhren mit Gummibooten auf der Aare und ich liess den Bus absichtlich den Aargauerstalden hinunterfahren, damit die ganze Gesellschaft den Ausblick auf die Altstadt geniessen konnte», schwärmt Adi Hütter.

Wie gross war vor Jahresfrist die Umstellung von der beschaulichen Beamtenstadt Bern in die pulsierende Finanzmetropole Frankfurt?
Es war vor allem spannend. Nach Bern bin ich aus Salzburg gekommen, zwei Städte, die durchaus vergleichbar sind. Ruhig, gemütlich. Frankfurt dagegen ist dynamisch, international. Für mich als Trainer war es fussballerisch eine andere Welt. Statt fünf oder sechs kommen 50 bis 60 Medienvertreter zu den Presseterminen, an den Trainings sind oft mehr als 2000 Zuschauer anwesend. Aber wie bei YB werde ich auch in Frankfurt im Verein grossartig unterstützt.

Ein Blick zurück in die vergangene Saison: Sie erreichten mit Platz 7 in der Meisterschaft die Qualifikation für die Europa League, in deren Wettbewerb Sie in der letzten Saison begeisternden Fussball zeigten. Alle Gruppenspiele gewonnen und im Halbfinal gegen Chelsea erst imPenaltyschiessen ausgeschieden. Wie gross war die Enttäuschung danach?
Viele dachten nach den zahlreichen Abgängen, wir seien ein Abstiegskandidat. Der Druck war gross, der neue Trainer in der Bundesliga ein unbeschriebenes Blatt. Unsere internationale Kampagne war in der Tat beeindruckend, so gesehen konnten wir das Ausscheiden gegen Chelsea relativ rasch abhaken, auch wenn wir gerne das Endspiel bestritten hätten.

Bereits haben Sie verschiedene Ehrungen erhalten. Die Spielergewerkschaft hat Sie als besten Bundesliga-Trainer mit der «Silbernen Trainerbank» ausgezeichnet und auch die «Bild»-Zeitung wählte Sie zum besten Trainer.
Solche Auszeichnungen sind schön und Ansporn für die kommenden Aufgaben.

Mit Luka Jovic verloren Sie Ihren Starspieler an Real Madrid, wie bei YB gibt es auch bei der Eintracht zahlreiche Wechsel. Was erwarten Sie von Djibril Sow?
Sehr viel, Er bringt mit seinen Sprints Dynamik ins Spiel, geht ein hohes Tempo und ist ein Boxspieler. Schade, dass er sich im Training verletzt hat.

Ein Wort zum ehemaligen Schweizer Nationalspieler Gelson Fernandes.
Er ist mein verlängerter Arm auf dem Platz, gewissermassen ein Spielertrainer. Er spricht sieben Sprachen und führt auf dem Feld das Team. Ein unglaublich positiver und für das Team wertvoller Typ.

Wie verfolgten Sie YB in der vergangenen Saison?
Sehr aufmerksam. Ich war immer informiert, wenn es ging, durch das Fernsehen, sonst halt per Internet. Die entscheidende Partie um die Champions-League-Qualifikation gegen Dinamo Zagreb haben wir zusammen vor dem Fernseher verfolgt, mitgelitten und mitgehofft.

Was erwarten Sie in der kommenden Saison von YB und Ihrer Eintracht?
YB ist nach dem Umbau eine sehr spannende Mannschaft, der ich alles zutraue, die Spielphilosophie stimmt. Für uns wird es schwierig, die vergangene Saison zu bestätigen. YB ist in der Schweiz in 85 Prozent aller Spiele in der Favoritenrolle, in der Bundesliga weiss man nie, da muss man Woche für Woche voll da sein. Wir nehmen die Herausforderung an, wollen international wieder Schlagzeilen schreiben und im Pokal besser abschneiden. Schade, dass YB jetzt so viel Verletzungspech hat. Hoffentlich sind in der Champions League-Barrage wieder alle zurück.

Wo denken Sie, stünde YB in der Bundesliga?
Eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Aber ich denke, dass sich YB im Mittelfeld platzieren könnte.

Pierre Benoit

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