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«Ich muss mich nicht verstecken»

Die Schweizer Tennishoffnung Dominic Stricker zeigt das, was sich die Schweizer Fans von ihm erhoffen. Vor exakt zwei Jahren tauchte er als Nummer 1671 erstmals im ATP-Ranking auf, heute ist er die Nummer 117 – und schnuppert bereits an den Top 100.

Im Januar dieses Jahres äusserte der Mann aus Grösshochstetten im Bärnerbär folgende Zielsetzung für die kommenden zwölf Monate: «Gut spielen, mich ständig verbessern und im Ranking in Richtung Platz 100 vorstossen.» Der 20-jährige Linkshänder hat Wort gehalten.

Ziel erreicht, kann man für das Jahr 2022 bilanzieren. Was sagen Sie dazu?
Es war kein einfaches, aber ein gutes Jahr. Mein Trainer (Sven Swinnen, die Red.) und ich hatten uns den Vorstoss in die Top 150 vorgenommen, dieses Ziel haben wir erreicht. Es ist viel passiert, auf der Tour und im Davis Cup.

Sie haben zehn Siege gegen Spieler aus den Top 100 geschafft, nachdem Sie in Ihrem ersten Jahr als Profi bereits Topcracks wie Marin Cilic, Marton Fucsovics, Hubert Hurkacz, Radu Albot und Andreas Seppi bezwangen. Was bedeutet das für Sie?
Das ist ein extrem positives Zeichen und zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin und mit den Besten mithalten kann. Ich muss mich nicht verstecken.

Man weiss, dass es jetzt nochmals schwieriger wird, weiter nach vorne zu stossen. Die Leistungsdichte im Männertennis ist eng. Wie lautet Ihre Zielsetzung für 2023?
Es wird nicht einfacher, denn es braucht noch mehr, um weiter vorzurücken. Eines der Ziele ist sicher, an den Grand Slams direkt ins Hauptfeld aufgenommen zu werden.

Zuletzt haben Sie sich als erster Schweizer für die Next Gen ATP-Finals in Mailand qualifiziert und dort auch geglänzt. Wie erlebten Sie das Turnier, bei dem die Sätze bekanntlich nur auf vier Games gespielt werden?
Es war ein cooler Anlass, alle Spieler haben diesen Saisonabschluss genossen. Ich habe mich gefreut, dass ich mich qualifizieren und in Mailand erfolgreich spielen konnte. Die Version mit vier gewonnenen Games pro Spiel ist speziell. Kassiert man ein Break, ist der Satz praktisch gelaufen, aber weil «Best of Five» gespielt wird, ist noch nichts verloren.

Ihr Alterskollege Carlos Alcaraz war bei den «grossen» ATP-Finals in Turin mit von der Partie. Jannik Sinner scheiterte erst im letzten Moment. Warum sind diese zwei noch erfolgreicher?
Beide sind schon länger dabei und zeigen, was selbst in diesem jungen Alter möglich ist. Was sie noch besser machen, weiss ich leider nicht.

Wie sieht Ihr Programm bis zu den Australian Open aus?
Jetzt steht vorerst aktive Erholung auf dem Programm. Wir werden früh anreisen, damit ich mich seriös vorbereiten und gut akklimatisieren kann.

Bleibt Sven Swinnen auch in Zukunft Ihr Coach? Davis-Cup-Captain Severin Lüthi wäre nach dem Rücktritt Roger Federers jetzt auch verfügbar.
Ja, Sven Swinnen wird mich weiterhin betreuen. Severin Lüthi bleibt Davis-Cup-Captain, er braucht nach dem Rücktritt Roger Federers wohl auch etwas Zeit, sich neu zu orientieren.

Wie und in welcher Form erhalten Sie von Swiss Tennis noch Unterstützung?
Ich darf weiterhin bei Swiss Tennis in Biel trainieren.

Und neben dem Court? Werden Sie in den Bereichen Sponsoring und Kommunikation weiterhin von Ihrem Vater betreut? Oder kommen jetzt die grossen Agenturen ins Spiel?
Im Moment melden sich viele, die gerne mit mir zusammenarbeiten möchten. Aber es ist kein Wechsel geplant. Mein Vater macht das hervorragend, ich bin sehr zufrieden.

Weilen Sie zwischendurch in der Schweiz, sieht man Sie oft an Heimspielen der Young Boys. Was sagen Sie zu den Leistungen der Gelb-Schwarzen?
Ich verfolge YB ziemlich aufmerksam. Ich war auch am letzten Spiel vor der WM-Pause gegen Luzern im Wankdorf, da sah ich, dass YB sehr gut in Form ist. Und ich freue mich auch für Fabian Rieder und Christian Fassnacht, dass sie bei der WM dabei sind.

Sind Sie nach seinem Rücktritt noch in Kontakt mit Roger Federer? Er hat es als bekennender Fan des FC Basel im Fussball derzeit bedeutend schwieriger als Sie.
In letzter Zeit hatten wir wenig Kontakt. Dass der FC Basel nicht erfolgreicher ist, wird ihn bestimmt nicht freuen.

Pierre Benoit

Dominic Stricker wurde am 16. August 2002 in Münsingen geboren. Er gewann 2020 im Einzel und Doppel das Junioren-Grand-Slam-Turnier von Roland Garros. 2021 verbesserte er sich in der Weltrangliste um 922, in diesem Jahr um 129 Ränge und belegt derzeit im ATP-Ranking Platz 117. Bei den Next Gen ATP-Finals, wo die acht besten Unter-21-Jährigen teilnehmen, erreichte er im November in Mailand den Halbfinal.

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