Der Gang in die PostFinanceArena hat für einmal etwas Gespenstisches. Zwei Arbeiter sind mit dem Abtauen des Aussenfelds beschäftigt, beim Blick ins Stadioninnere das gleiche Bild. So früh passierte das noch nie.
Mit besorgter Miene kommt uns vor dem Arena-Restaurant Pascal Gigandet, der Managing Director der Sportgastro AG, entgegen. «Die Lage ist schlimm und wird noch schlimmer», sagt er und betätigt mit dem Ellenbogen den Türöffner. Auch SCB-CEO Marc Lüthi begrüsst den Schreibenden nicht mit Handschlag und nimmt in sicherem Abstand von mir Platz. Corona hier – Corona dort – Corona überall.
Zuerst die derzeit obligate Frage: Wie geht es Ihnen?
Corona-dominiert, das beschäftigt derzeit alle mehr als der Sport. Die Leute arbeiten mit Vorgaben weiter.
Frei nach dem Motto «Wer sucht, der findet». Sind Sie auf der Suche nach Schuldigen für die missratene Saison bereits fündig geworden?
Wir suchen nicht Schuldige, wir sind mit Analysieren beschäftigt. Wir sind daran, herauszufinden, was und weshalb es nicht geklappt hat. Aber vorderhand werden wir sicher nichts kommunizieren.
Nach dem Abbruch der Saison könnte man auch sagen, der SCB hat sich das richtige Jahr ausgesucht, um die Playoffs zu verpassen.
Es gibt weder ein gutes noch ein schlechtes Jahr, um die Playoffs zu verpassen. Es ist nicht lustig und nicht das, was wir wollten. Zum sportlichen Misserfolg kommt jetzt noch viel anderes dazu. Allem voran die Corona-Tragik. Alle Sportarten stehen still, es passiert nichts. So gesehen war es halt vielleicht doch das richtige Jahr.
Sie übernahmen den SCB in einer desolaten Situation vor 22 Jahren. Der Klub war bankrott und hatte nicht einmal Geld, einen Trainer anzustellen. Seither stehen sechs Meistertitel auf Ihrem Konto, der Erfolg war quasi Ihr ständiger Begleiter. Und jetzt diese missratene Saison.
Grundsätzlich waren wir im Sport erfolgreich. Aber einmal mehr hat sich jetzt gezeigt, dass im Sport der Erfolg nur teilweise planbar und berechenbar ist. Ich wusste, dass früher oder später ein Rückschlag kommen würde, aber nicht gerade in der Art und Weise, wie er jetzt eingetroffen ist.
Der sportliche Misserfolg und Corona werden auch in der Kasse ein grosses Loch hinterlassen. Die Spieler und Trainer müssen 15 Prozent Lohneinbusse in Kauf nehmen. Betrifft diese Massnahme auch die anderen SCB-Mitarbeiter?
Nein, das beschränkt sich auf Team und Trainer.
Es gab schon Momente, da stiegen Sie nach schwachen Leistungen des Teams in die Garderobe hinab und hielten eine Predigt oder liessen die Spieler das Stadion wischen. In dieser Saison hörte man nichts von Ihnen. Sind Sie ruhiger und netter geworden oder sahen Sie keinen Anlass?
Es gab keinen Anlass. Unser Trainer war in den letzten Jahren so erfolgreich, dass wir lange dachten, er werde das Rad noch drehen können. Und es gibt auch einen berechtigten , grossen Respekt vor der Arbeit Kari Jalonens. Wir hofften immer, dass er es noch schafft. Und der Entscheid zum Wechsel fiel uns alles andere als leicht.
Nochmals zur Trainerfrage. Der Wechsel hat nichts gebracht, einverstanden?
Nein. Schaut man auf die Resultate in dieser Phase, belegt das Duo Kossmann/Leuenberger Rang 5. Ist Hans Kossmann für nächste Saison ein Thema? Auch diese Frage werden wir genau analysieren und kommunizieren, wenn es etwas zu kommunizieren gibt.
Die nächste Saison kommt bestimmt. Was werden Sie neu erfinden? Die Schweiz hat bekannte Erfinder hervorgebracht, Paracelsus, Le Corbusier, Georges de Mestral. Reiht sich Marc Lüthi in diese Reihe ein?
Blödsinn. Wir sollten jetzt nicht überbeissen. Wir werden alles kritisch hinterfragen. Wir wollten uns in der Klassierungsrunde möglichst gut aus der Affäre ziehen. Das ist jetzt leider nicht möglich. Wir sind an der Aufarbeitung, alles wird unter die Lupe genommen. Ich vertrete nach wie vor die Meinung, dass wir zwar vielleicht nicht die beste, aber eine gute Mannschaft haben. Wichtig ist jetzt zuerst einmal, dass alle gesund bleiben.
Pierre Benoit