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«Immer zuerst denken und erst dann Entscheidungen treffen»

«Ich kann mir durchaus vorstellen, in Bern sesshaft zu werden. Trete ich einmal vom Spitzensport zurück, gibt es im SCB auch noch andere Aufgaben», sagte Andrew Ebbett vor zwei Jahren zum Verfasser dieser Zeilen. Nun ist er tatsächlich wieder da – als Sportchef.

Andrew Ebbett hat in seiner langen Karriere, die in diesem Frühjahr in München definitiv abgeschlossen wurde, die ganze Welt gesehen. Er war stets auf Reisen, flog um den Erdball, logierte in Hotels – doch am besten scheint es ihm in Bern zu gefallen. Während seiner Aktivzeit verkörperte er das, was man sich unter einem Teamplayer vorstellt. Für ihn stand der Erfolg der Mannschaft stets über persönlichen Meriten. Genau diese Qualitäten werden jetzt auch in seiner neuen Funktion als Sportchef gefragt sein.

«Beim SCB ist alles perfekt. Die Fans, die Führung, die Ambiance im Stadion, die Möglichkeit, Titel zu gewinnen», haben Sie uns vor ihrer letzten SCB-Saison gesagt. Sind Sie immer noch dieser Meinung? Zuletzt gab es vorwiegend sportliche Enttäuschungen, keine Zuschauer in der PostFinance Arena – perfekt ist anders. Wie soll es besser werden?
Es stimmt, die letzten zwei Jahre waren sehr schwierig. Keine Zuschauer in den Stadien, sieht man vom Cupsieg ab auch wenig Erfolg. Es gilt jetzt, nach vorne zu schauen, die Batterien neu zu laden. Oder, anders ausgedrückt, die «Reset»-Taste zu drücken.

Ihre Entscheidungen treffen Sie immer in Absprache mit ihrer Freundin und den Eltern. Waren sie alle damit einverstanden, zum SCB zurückzukehren?
Ja, alle waren dabei, ich sprach mit meiner Freundin und meinen Eltern und alle waren mit dem Entscheid, dass ich zum SCB zurückkehre, einverstanden und fanden es eine gute Wahl. Mein Motto lautet «Immer zuerst denken und erst dann Entscheidungen treffen.»

Bevorzugten Sie den SCB, weil Sie besser Bärndütsch als Bayrisch sprechen?
Es ist für mich lustig, die beiden Dialekte hören sich sehr unterschiedlich an. Mein Bärndütsch lässt immer noch sehr zu wünschen übrig und mit dem Bayrisch ist es nicht besser. Aber ich verspreche, mich zu verbessern.

Auch die Tatsache, dass Sie mit Calle Andersson und den anderen Golfern im SCB wieder auf dem Golf Court abschlagen können, beeinflusste den Entscheid nicht?
(lacht) Nein, das Wetter war bisher zu schlecht und in den ersten Monaten wird mir sicher auch die Zeit fehlen, um mit Calle Golf zu spielen.

Was reizt Sie an der neuen Aufgabe? Als Sportchef werden Sie beim SCB nicht allein entscheiden können, sondern haben mit Raeto Raffainer noch eine Art Supervisor, der mitentscheidet.
Für mich ist es eine neue Position, die sicher mehr Arbeitsstunden mit sich bringen wird. Aber Raeto (Raffainer, der Sportdirektor, die Red.) wird an meiner Seite sein. Ich werde mit ihm eng zusammenarbeiten und das wird mir den Einstieg sicher erleichtern. Ich weiss, dass ich Erfahrungen sammeln muss.

Es ist bekannt, dass Sie nichts mehr hassen, als zu verlieren. Wird dies genau so sein, wenn Sie auf der Tribüne sitzen?
Das Gefühl wird nicht das gleiche sein, aber ich werde, auch wenn ich auf der Tribüne sitze, lieber gewinnen als verlieren. Bei einer Niederlage ist für mich entscheidend, wie das Team aufgetreten ist, ob die Spieler gekämpft und alles versucht haben. Ist dies der Fall, kann ich eine Niederlage akzeptieren.

Viele Ihrer alten SCB-Weggefährten wie Simon Moser, Beat Gerber, Tristan Scherwey oder Eric Blum, um nur einige zu nennen, sind noch da und Sie sind jetzt deren Chef. Ein Problem für Sie?
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wir sind alle Profis und wissen, worum es geht.

Was trauen Sie dem SCB zu? Haben Sie den SCB nach Ihrem Abgang verfolgt und kennen Sie die Stärken und Schwächen des aktuellen Teams?
Es wird nicht einfach werden, das ist klar. Wichtig wird jetzt sein, dass wir zwei gute Ausländer verpflichten und die Chance nutzen, talentierte Spieler, die bei SCB Future gross geworden sind, in die erste Mannschaft einbauen. Den SCB habe ich verfolgt, aber über Stärken und Schwächen kann und will ich mich noch nicht äussern, das ist noch zu früh.

Holen Sie Sidney Crosby, Ihren alten Weggefährten, mit dem Sie bei den Pittsburgh Penguins zusammenspielten und Sie als besten Spieler der Welt bezeichnen, zum SCB?
Das wünschte ich mir, da ginge wirklich ein Traum in Erfüllung. Aber ich denke nicht, dass er schon bereit ist, seine Karriere in der NHL zu beenden.

Pierre Benoit

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