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In schwierigen Zeiten rettete der «Götti» YB vor dem Konkurs

Als im Jahr 1921 der «Verein Fussballstadion Spitalacker» aus der Taufe gehoben wurde, setzten sich ein paar wackere Männer rund um den Präsidenten und späteren Ehrenpräsidenten des Schweizerischen Fussballverbands Otto Eicher ein Ziel: «Ein Stadion für YB».

Die abtrünnigen Gymnasiasten, die sich 1898 vom FC Bern gelöst und die Young Boys gegründet hatten, fanden jahrelang keine richtige Heimstätte. Zuerst kickten sie im Schwellenmätteli, danach im Kirchenfeld und anschliessend auf der Kasernenmatte, ehe sie ab 1902 auf dem Spitalacker Gastrecht genossen. Nach dem Ersten Weltkrieg diente der «Spitteler» zum Anbau von Kartoffeln, so dass YB erneut heimatlos wurde und ins Kirchenfeld und auf die Kasernenmatte ausweichen musste und erst 1920 auf den Spitalacker zurückkehren durfte. Otto Eicher rief 1921 den «Verein Fussballstadion Spitalacker» ins Leben. Für YB, damals bereits fünffacher Schweizermeister, ein wichtiger Schritt in der Vereinsgeschichte.

Das erste Wankdorf
1925 konnte das Wankdorf mit einem Fassungsvermögen von 22000 Fans eingeweiht werden, das vom VFSW verwaltet und betrieben wurde. In verschiedenen Schritten wurde das Stadion bis auf eine Kapazität von 40000 Zuschauerinnen und Zuschauern ausgebaut – dank der Initiative des «Vereins Fussballstadion Wankdorf» (VFSW), wie sich der Klub nun logischerweise nannte. Auf Wunsch des Schweizerischen Fussballverbands, der den Zuschlag für die Durchführung der Weltmeisterschaft 1954 erhalten hatte, wurde der Neubau des Wankdorfs in Angriff genommen, das nicht nur Austragungsort der WM 1954 mit dem Finalspiel Ungarn – Deutschland (2:3), sondern auch der legendären Europacup-Spiele der Young Boys wurde. Unter anderem fand 1959 der Halbfinal zwischen YB und Stade de Reims vor 63000 Fans statt sowie zahlreiche Länderspiele und Cupfinals.

Mordasini, Chèvre und Schaer
Als einige Jahrzehnte später der BSC Young Boys sportlich und wirtschaftlich auf der Intensivstation lag, sprang erneut der «Götti» ein und rettete den Verein nicht nur vor dem Konkurs, sondern übernahm 1993 durch das Trio Orlando Mordasini, Jacques Chèvre und Hansruedi Schaer die Führung des hochverschuldeten Klubs. «In diesen schwierigen Zeiten erkannte die Führungscrew des VFSW, dass das wirtschaftliche und fussballerische Überleben der Young Boys langfristig nur durch den Bau eines neuen Stadions gesichert werden konnte», sagte VFSW-Präsident Silvano Flückiger an seiner Festrede anlässlich des Jubiläumsanlasses. Die Berner Bevölkerung genehmigte den neuen Zonenplan mit 71,8 Prozent Ja-Stimmen. Womit der VFSW für YB auch diesen Kampf gewonnen hatte und dem Neubau des Wankdorfs nichts mehr im Wege stand. Bevor 2001 das alte Wankdorf abgebrochen und im Hinblick auf die EURO 2008 das neue Stadion gebaut und 2005 eröffnet werden konnte, waren politische Widerstände zu bewältigen. Durch das geschickte Taktieren von Orlando Mordasini, welcher neben seiner Vorstandsfunktion auch als Stadtrat politisch engagiert war, konnte das neue Wankdorf gebaut werden. Heute unterstützt der VFSW den BSC YB finanziell im Rahmen seiner Möglichkeiten. So werden das YB-Museum und der Nachwuchs der YB-Academy jährlich mit mehreren Tausend Franken gesponsert. Daneben erfolgen punktuelle Unterstützungen der Young Boys, so auch im Bereich der YB-Frauen.

Pierre Benoit

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