Die National Handball Academy Bern (NHAB) trainiert zurzeit 27 talentierte junge Athleten für eine nationale und internationale Handballkarriere. Matthias Reverdin, verantwortlich für Sport und Betrieb in der NHAB, ermuntert die Jugendlichen, ihre Freizeit dieser faszinierenden Sportart zu widmen.
Seit wann spielen Sie selbst Handball?
Angefangen habe ich mit ungefähr zehn Jahren, damals beim Handball-Club Muri-Gümligen, der später mit GG Bern und dem BSV Bern fusioniert hat.
Was begeistert Sie an dieser Sportart?
Das Tempo und die Intensität. Es gibt immer Action im Spiel und kaum ruhige Momente. Zudem gibt es selten einen Zufallstreffer wie in anderen Sportarten, sondern sie sind ein Resultat richtiger Entscheidungen und guten Timings.
Im August 2020 wurde die National Handball Academy Bern (NHAB) gegründet. Was war der Grund?
Die Academy wurde von der Stiftung Jugendförderung SPORT FOR KIDS gegründet und soll als vereinsunabhängiges Leistungszentrum talentierten Nachwuchsspielern professionelle Trainingsbedingungen bieten. So können die Junioren im Alter zwischen 13 und 19 Jahren sieben bis acht Trainingseinheiten pro Woche auf höchstem Niveau absolvieren. Diese Trainings können dank guter Ausbildungslösungen, zum Beispiel mit einer verlängerten Lehre, tagsüber und nicht abends stattfinden. So bleibt auch Zeit für genügend Schlaf.
Die NHAB verfolgt das Ziel, den Nachwuchs auf eine nationale und internationale Karriere vorzubereiten. Welches quantitative Ziel verfolgen Sie?
Wir haben aktuell 27 Athleten bei uns im Trainingsbetrieb. Unser Ziel ist es, diese Anzahl mittelfristig auf 35 bis 40 Athleten zu erhöhen. Vier Spieler, welche letztes Jahr noch in der Academy trainiert haben, sind nun bereits im Kader der ersten BSV-Mannschaft und erhalten regelmässig Spieleinsätze. Wenn wir pro Jahr zwei bis drei Spieler in die oberste Handballliga der Schweiz bringen, sind wir zufrieden. Umso besser wird es, wenn einige davon später dann auch in der Nationalmannschaft und nach Möglichkeit auch im Ausland spielen.
In der Alterskategorie zwischen 13 und 20 Jahren befinden sich die Jugendlichen in ihrer Entwicklungsphase. Was entpuppt sich dabei als besondere Herausforderung?
Einerseits ist schon die Organisation des Ausbildungstages bei jedem Spieler eine Herausforderung. Mache ich eine Lehre, gehe ich ans Gymnasium? Da gibt es kein Patentrezept, der Spieler muss mit Freude durch den Alltag gehen können und nicht nur im Training Spass haben. Gerade der Einstieg in solche Gefässe erfordert von den Spielern viel Selbstdisziplin und auch Zeit. Normalerweise erfolgt dieser Schritt aus der Volksschule mit 14 Jahren. Andererseits ist die Individualität in der Entwicklung nicht zu unterschätzen. Es gibt 15-Jährige, die bereits einen Körper eines 17-Jährigen haben, aber im Kopf noch nicht in der Pubertät angekommen sind und umgekehrt. Diese Unterschiede muss man auch im Training berücksichtigen.
Mit wöchentlich 12 bis 14 Trainingsstunden sind die Nachwuchsspieler neben Schule und Berufsausbildung stark eingebunden. Gibt es da noch Platz für weitere Hobbys?
Dank der speziellen, von Swiss Olympic zertifizierten Ausbildungsangebote im Raum Bern mit der verlängerten Lehre oder Schulzeit haben die Athleten entsprechende Zeitressourcen für den immensen Aufwand. Da bleibt auch noch Zeit für andere Hobbys. Die Freizeit ist aber sicher kürzer als bei anderen Jugendlichen in diesem Alter.
Erleben Sie auch Trainingsabbrüche?
Nein, das passiert selten bis gar nie. Wir betreiben ein Belastungsmonitoring bei sämtlichen Spielern und dispensieren sie wenn notwendig bereits im Vorfeld von bestimmten Trainings. Bei intensiven Meisterschaftsphasen werden zugunsten der Regeneration auch mal komplette Trainings abgesagt.
Welches sind ideale Voraussetzungen, um in die Academy aufgenommen zu werden?
Nebst einem gewissen Grundtalent und dem Ziel, später den Sprung in die Nationalliga zu schaffen, ist vor allem die Motivation entscheidend, über vier bis fünf Jahre ein Leistungssportleben führen zu wollen. Die Academy steht grundsätzlich allen offen, die sich die Trainings zeitlich einrichten können. Ein Ausbildungsplatz in der Schule oder in einem Lehrbetrieb muss jedoch vorhanden sein.
Peter Widmer
AUF DEM SPRUNG IN DIE ERSTE MANNSCHAFT DES BSV BERN:
DREI VON ZAHLREICHEN TALENTEN AUS DER NHAB
Matthieu Seravalli
U19 ELITE 2021/22
Position: Torwart
Nummer: 16
Jahrgang: 2004
Felix Aellen
Erweitertes Kader 2021/22, NLA seit 2019
Position: Rückraum Mitte
Nummer: 11
Jahrgang: 2003
Matthias Widmer
Erweitertes Kader 2021/22, NLA seit 2019
Position: Kreisläufer
Nummer: 22
Jahrgang: 2002