Drei Ziele hatten sich die Young Boys vor Beginn des Jubiläums-Jahres gesteckt: Qualifikation für die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs, Meisterschaft und Cup.

Nach dem hauchdünnen Ausscheiden gegen Anderlecht in den Playoffs der Conference League steht der Meistertitel 13 Runden vor Schluss mit einem 13-Punkte-Polster praktisch fest, und auch zum dritten Double in der 125-jährigen Vereinsgeschichte haben die Gelb-Schwarzen mit dem 5:0-Cup-Erfolg in Thun und der Qualifikation für den Halbfinal in der vergangenen Woche einen grossen Schritt getan.

Einer, der wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Saison der Young Boys hat, ist Mittelverteidiger Cédric Zesiger. Der Modellathlet aus dem Seeland, der beim Fehlen von ­Fabian Lustenberger, David von Ballmoos und Christian Fassnacht auch schon die Captainbinde trägt, ist mit seiner Konstanz, Zweikampf- und Kopfballstärke nicht mehr aus dem YB-Abwehrzentrum wegzudenken. Dies, obwohl die Konkurrenz gerade auf dieser Position sehr gross ist.

«Es war keineswegs so einfach, wie es das Resultat vermuten lässt», blickt Cédric Zesiger auf den Derbysieg in Thun zurück. «Wir wussten, dass Thun kämpfen und dagegenhalten wird und deshalb nahmen wir die Partie auch nicht auf die leichte Schulter. Zuletzt blieben wir in der Meisterschaft nicht immer über 90 Minuten konstant, diesmal aber haben wir umgesetzt, was Trainer Wicky von uns verlangt und über die ganze Spieldauer aktiv und intensiv gespielt.»

Zesiger ist einer der sieben aktuellen YB-Spieler, die schon beim letzten Double mit dem Finalsieg gegen Basel mit von der Partie waren.

Wie all seine Mitspieler, ist auch der YB-Abwehrturm neben dem erfolgreichen Abschliessen der Meisterschaft auf den Cup fokussiert. «Nach dem Verpassen des ersten Saisonziels galt unsere volle Aufmerksamkeit Cup und Meisterschaft. Im Jubiläumsjahr das dritte Mal in 125 Jahren Vereinsgeschichte das Double zu erreichen, wäre grossartig. In der Meisterschaft gilt es, das ganze Jahr konstant zu spielen, im Cup sind Ausrutscher gleichbedeutend mit dem Ausscheiden. Das letzte Mal wurden wir ohne Zuschauer Cupsieger, umso schöner wäre das Erlebnis diesmal in einem ausverkauften Wankdorf.»

Der persönliche Aufstieg
Seit seinem Start beim FC Müntschemier hat Cédric Zesiger einiges erlebt. Xamax und GC waren die weiteren Stationen, ehe sein Höhenflug mit dem Wechsel zu YB begann und ihn bereits in die Nationalmannschaft führte. «Stetes hartes Schaffen, der Wille, sich in jedem Training zu verbessern und Fortschritte zu erzielen, haben dazu geführt, dass ich im Match lockerer und gelassener geworden bin. Ich bin selbst mein schärfster Kritiker und verstehe es, meine persönlichen Leistungen zu beurteilen», sagt der Mann mit der Nummer 5, der trotz seiner Jugend schon einiges an Routine gesammelt hat. Vielleicht ist es dieser Mix aus jung und erfahren, der mit dazu beiträgt, dass Zesiger heute einer der stärksten Abwehrspieler des Landes ist.

Wie geht es weiter?
«Zu weit vorausschauen will ich nicht, hoffe aber dennoch, dass mein Traum vom Ausland dereinst in Erfüllung gehen wird. Ich habe den Wunsch, einmal in einer grossen Liga zu spielen, in Deutschland oder England.» Vorerst besitzt der Linksfüsser bei YB einen Vertrag bis 2025 und er weiss, dass er an einer guten Adresse spielt. «Der ganze Verein ist top aufgestellt, ich denke da zum Beispiel an Christoph Spycher und Raphael Wicky, der mir wichtige Signale ausgegeben hat und mich aufforderte, noch mehr Verantwortung zu übernehmen.»

Das Verdienst des Teams
Cédric Zesiger ist sich bewusst, dass er nicht nur aufgrund seiner persönlichen Leistungen, sondern auch dank der Stärke der Mannschaft die Aufmerksamkeit ausländischer Beobachter auf sich gezogen hat. «Hat die Mannschaft Erfolg, wird es auch für den Einzelspieler einfacher, sich in den Vordergrund zu spielen. So gesehen liegt es an mir, mich weiter zu bestätigen und Siege zu feiern.» Auch mit dem insgesamt achten Sieg im Cup, denn das Double liegt in Griffnähe.

Pierre Benoit