Dreimal bestritt der FC Köniz in den Siebziger- und Achtzigerjahren die Aufstiegsspiele in die Nationalliga B und etablierte sich in den letzten Jahren als wahrer Cupschreck. Mit verschiedenen Achtelfinal- und einer Viertelfinalqualifikation mit einem Sieg über das damals noch mächtige GC.
Nicht weniger, aber anders ambitioniert zeigt sich der Klub heute in der 1. Liga Promotion. Die Brötchen, die im Berner Vorort gebacken werden, sind etwas kleiner, aber nicht weniger knusprig geworden.
Trainer Silvan Rudolf, seit einem halben im Amt als Chef des Könizer Fanionteams, entwickelt eine neue Philosophie. Das Bild, das sich der Fussball-Interessierte in der Region Bern in den letzten Jahren vom FC Köniz machte, soll sich ändern. Fertig die Zeiten, in denen alternde ehemalige «Stars» ihre Karriere für gutes Geld auf dem Liebefeld ausklingen liessen. «Wir wollen das Sprungbrett für junge, talentierte Spieler sein; ein Ausbildungsverein, der Talente mit Potenzial an höhere Ligen heranführt», sagt Silvan Rudolf.
In den letzten Jahren hat er einigen Anschauungsunterricht genossen, was junge Spieler auf dem Weg nach oben erreichen können. Denis Zakaria, Kevin Mbabu oder Djibril Sow sind Beispiele, dass ein Spieler auch auf Umwegen den Schritt nach ganz oben und ins Nationalteam schaffen kann. Sie alle hat Silvan Rudolf hautnah begleitet, seit er vor fünf Jahren in den Staff des Schweizer Nationalteams aufgenommen wurde und hauptberuflich als Materialverwalter beim Schweizerischen Fussballverband verantwortlich zeichnet.
«Wir wollen das Sprungbrett für junge, talentierte Spieler sein; ein Ausbildungsverein.»
Zusammenarbeit mit YB und Thun
Silvan Rudolf ist des Lobes voll über die Zusammenarbeit mit den beiden Grossvereinen im Kanton, mit Meister YB und dem FC Thun. «Der Austausch ist hervorragend, gerade auf die neue Saison konnten wir Spieler aus den U21-Teams der beiden Vereine übernehmen.» Und was passiert mit ihnen, wenn sie Fortschritte erzielen und zu den Stammklubs zurückwollen? «Kein Problem, da machen wir mit, weil wir uns mit dieser Aufgabe identifizieren und sicher keinem Spieler auf dem Weg nach oben Steine in den Weg legen.» Seinen Job beim Fussballverband wird Silvan Rudolf weiter ausüben, mit der Tätigkeit als Materialverwalter des Nationalteams hingegen ist Schluss. «Das ständige Reisen mit der Nationalmannschaft quer durch Europa und auch auf andere Kontinente ist zwar abwechslungs- und lehrreich, doch mit dem viermaligen Training und den Spielen am Wochenende würden die Terminkollisionen zu viel, um das Amt beim FC Köniz seriös ausüben zu können.»
Erfahrung verloren, aber …
Mit der Reduktion des Budgets und der damit verbundenen Verjüngung des Kaders auf die kommende Saison hat der FC Köniz zwar an Erfahrung verloren, möglicherweise jedoch nicht an Durchschlagskraft. «Wir wollen eine Einheit werden, eine Gemeinschaft bilden und als Team zusammenwachsen», sagt Silvan Rudolf, der mit einem breiten Kader in die Meisterschaft startet. 26 Spieler stehen derzeit im Training, auch der Austausch mit der zweiten Mannschaft, die in der 2. Liga interregional spielt, soll intensiviert werden. «Spieler aus der zweiten Equipe haben mit guten Leistungen durchaus die Chance, ins Fanionteam aufzusteigen, nach oben und unten ist der Lift in Betrieb, so werden auch an jedem Wochenende vier Spieler, die in der 1. Liga nicht zum Einsatz kommen, in der 2. Liga spielen», so Silvan Rudolf.
Auf dem Liebefeld scheint in der Tat ein neuer Wind zu wehen, eine leichte Brise, die sich sympathisch ankündigt. Gelingt es den Schwarz-Weissen, die Ideen und Pläne in die Tat umzusetzen, kündigt sich in Köniz ein vielversprechendes Projekt an, das die Berner Fussballfreunde mit Spannung verfolgen werden.
Pierre Benoit