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Martin Fryand – Das Unikat unter den Konditionstrainern: «Ich habe auch lieber gschuttet»

Martin Fryand ist als Spieler auf Umwegen zu YB gekommen. Einst unterschrieb er bei Christian Constantin beim FC Sion einen Vertrag, doch als er aus den Ferien zurückkehrte, war er in der Hierarchie weit zurückgefallen. So wurden Raron und Lausanne weitere Stationen, ehe er zu den Gelb-Schwarzen stiess.

Der Konditionstrainer, heute noch fit wie vor 30 Jahren und ohne ein Gramm Fett am Körper, der ursprünglich in Steg eine Bäckerlehre absolviert, nach dem Karriere-Ende Versicherungen verkauft und in einem Fitnesscenter gearbeitet hat, kehrte schon bald zu YB zurück. Zuerst als Trainer im Nachwuchs, dann als Fitnesscoach bei der U21 und ab 2008 im Fanionteam.

Normalerweise sind die Konditionstrainer bei den Spielern nicht sehr beliebt. Ihr lasst die Akteure rennen, leiden, schwitzen. Sie sind ein Unikat unter den Konditionstrainern, denn die Spieler mögen Sie. Weshalb?
Ich selbst empfinde das nicht so. Vielleicht, weil ich selbst Spieler war und weiss, wie sie denken. Das Konditionstraining geht auch ganz anders vor sich als vor zwanzig Jahren. Heute wird das vermischt, sind konditionelle Blöcke in das gesamte Training eingebaut. Aber glauben Sie mir. Ich habe auch lieber gschuttet.

Hat der interne Konkurrenzkampf auch Auswirkungen auf das Konditionstraining?
Der Konkurrenzkampf ist gross, die Spieler wissen, dass die Fitness mitentscheidend ist, ob sie spielen oder nicht. Wichtig ist auch, dass die jüngeren Spieler in diesem Bereich Vorbilder haben wie Lustenberger oder Nsame.

Die drei Interimstrainer Erminio Piserchia, Harald Gämperle und Matteo Vanetta mitgerechnet, waren Sie unter zwölf Trainern für die Fitness des Teams zuständig. Fiel es immer leicht, auf die Wünsche der Chefcoaches einzugehen?
Dass es so viele sind, war mir gar nicht bewusst. Jeder Cheftrainer ist anders, jeder sagt, was er erwartet. Aber ich habe meine Grundprinzipien, die ich umsetzen will. Entgegen kommt mir mit der anstehenden Doppelbelastung auch meine Erfahrung. Am Schluss wird es eine Mischung, eine Kombination aus den Ideen des Chefs und von mir.

Sie beendeten mit 30 Jahren wegen einem Riss der Achillessehne Ihre Aktivkarriere. Marco Wölfli, Fabian Lustenberger und Jean-Pierre Nsame standen nach der gleichen Verletzung rund sechs Monate später wieder im Einsatz. Hat die Medizin derartige Fortschritte gemacht?
Ich hatte damals auch noch ein paar andere Baustellen. Aber es ist zweifellos so, dass heute die Betreuung nach einer solchen Verletzung viel professioneller ist. Da liegen Welten dazwischen.

In den Trainings und den Spielen tragen die Spieler unter den Dresses Westen, die eine exakte Leistungskontrolle erlauben. Was genau kontrollieren Sie?
Ersichtlich ist die Belastung jedes einzelnen Spielers, auch Details, die Zahl gelaufener Kilometer oder die Intensität der Sprints, um nur zwei Beispiele zu nennen. Man muss auch berücksichtigen, dass jedes Spiel anders verläuft und man dies immer in Betracht ziehen muss.

Verraten Sie uns ein Geheimnis. Wer läuft am meisten? Fabian Rieder?
Sie liegen nicht schlecht. Rieder läuft in praktisch jedem Match zwölf oder mehr Kilometer. Aber auch andere sind viel unterwegs.

Vor jeder Saison stossen neue Spieler zum Team. Welche Erfahrungen machen Sie mit den Neulingen? Bewegen sich diese auf einem ähnlichen Fitnessstand wie die Bisherigen oder müssen Sie speziell den Hebel ansetzen, damit diese dasselbe Niveau erreichen?
Je nach Klub, von dem der Spieler zu uns stösst, je nach System, das dort gespielt wurde, gibt es sicher Unterschiede. Darauf gilt es in einer ersten Phase einzugehen. Aber die Grundlagen bringt sicher jeder Neue mit.

Viel Freizeit bleibt Ihnen neben Ihrer Tätigkeit bei YB nicht. Wie sieht es mit Ihrer Form im Kite­surfen aus?
Da bin ich in Topform. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, bin ich auf dem Murtensee. Noch schöner ist es in Silvaplana aufgrund der idealen Windverhältnisse auf dem See. Aber Silvaplana liegt leider nicht um die Hausecke.

Sind Sie glücklich, dass Sie mit Raphael Wicky, der wie Sie aus Steg kommt, wieder den Oberwalliser Dialekt pflegen können?
(Lacht). Ja klar, normalerweise mischt sich immer wieder Bärndütsch ein. Mit Raphi, der an der gleichen Strasse wie ich aufgewachsen ist, kann ich wirklich so reden, wie mir der Schnabel gewachsen ist.

Sie sind sich mittlerweile an Meisterfeiern und Cupsiege gewohnt. Gibt es im kommenden April erneut Grund für Festivitäten?
Jede Feier ist anders, keine gleich wie die andere. Es ist klar, dass wir in einem Jahr wieder festen wollen, doch aufgepasst. Die Konkurrenz schläft nicht, verstärkt sich, und alle sind gegen YB besonders motiviert. Dazu kommen der Erfolgsdruck und die Doppelbelastung. Aber ich bin gerne dabei, wenn im nächsten Jahr wieder gefeiert werden kann.

Pierre Benoit

PERSÖNLICH

Martin Fryand wurde am 27. März 1972 in Sitten geboren. Er spielte für den FC Steg, den FC Sion, den FC Raron, Lausanne-Sports, YB und den FC Münsingen. Seit 2007 ist er Konditionstrainer bei YB, seit 2008 bei der ersten Mannschaft. Sein Sohn Joel spielt beim FC Münsingen in der 1. Liga classic.

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