Übermorgen Donnerstag jährt sich der erste von bisher 15 Meistertiteln in der 88-jährigen Vereinsgeschichte des SCB zum 60. Mal. Grund genug für den Bärnerbär, zurückzublicken.
Der Titel dieser Geschichte stammt aus der Einleitung zum Matchbericht der «Bund»-Ausgabe vom 23. Februar 1959. Der legendäre Berichterstatter Fritz Gurtner, der während Jahrzehnten für den «Bund» über den SCB berichtete, zitierte den internationalen Spitzenschiedsrichter «Haschi» Hauser: «Ich habe bis jetzt in meiner 25-jährigen Tätigkeit als Schiedsrichter schon viel gesehen, aber was im Spiel SCB – HCD geboten wurde, gehört zum Besten: Wucht, Tempo, Fairness, Spannung und eine Begeisterung, die einfach unbeschreiblich ist.».

Nach 14 Spielen war Schluss
14 Spiele umfasste damals die Meisterschaft der obersten Spielklasse, dem Kader des SCB gehörten 13 Spieler an. 6,6 Tore erzielte der erstmalige Meister durchschnittlich pro Spiel, insgesamt 587 Treffer schossen die 14 Klubs in 56 Partien – eine heute unvorstellbare Quote. 4:10 wurde der SCB ein paar Tage vor dem entscheidenden Match gegen Davos im Hallenstadion vom ZSC gedemütigt, jedermann erwartete, dass die seit über drei Jahrzehnten anhaltenden Bündner Vorherrschaften ein weiteres Jahr Bestand haben und die Davoser die Ka-We-De als Sieger und Meister verlassen würden. Seit 1929 war es nur GC und dem ZSC je einmal gelungen, Arosa oder Davos als Meister abzulösen – jetzt aber gelang dieses Kunststück auch dem SCB. 10 500 Zuschauer füllten die nochmals ausgebaute Eisbahn neben dem Tierpark und gerieten beinahe aus dem Häuschen, als der SCB das Stadtdrittel dominierte. «Ehe die Gäste klarsahen, wurde an der Resultattafel gleich ein 4:0 herausgehängt», schrieb Fritz Gurtner, der auch erkannte, dass Rolf Diethelm das 4:0 «aus unmöglichem Winkel mit einem Effetschuss» erzielte.

Alles etwas anders
Der Effetschuss und das Eigentor waren nicht das Einzige, das sich vom heutigen Eishockey unterscheidet. Zwei Schiedsrichter pfiffen das Spiel, die Banden verschoben sich nach Kontakten, wurden von eifrigen Helfern wieder zurechtgerückt und nach Torerfolgen gingen die Arbiter nicht
automatisch minutenlang zum Zeitnehmertisch, um nachzuschauen, ob das Tor nun wirklich auf reguläre Art und Weise erzielt worden sei. Anders als heute verliefen auch die Meisterfeierlichkeiten. Es gab weder einen Umzug durch die Stadt noch einen Empfang auf dem Bundesplatz – nein, die beiden Teams und Betreuer begaben sich gemeinsam (!) ins Hotel Metropol und weihten den Meisterbecher ein, der zum ersten, aber nicht zum letzten Mal vom SCB erkämpft wurde. Bereits vorher trafen auf der Ka-We-De die ersten Gratulationen ein. Nicht per Mail, SMS oder WhatsApp, sondern persönlich oder per Telegramm. Fritz Gurtner schaute genau hin, in der Garderobe und auch bei den nachfolgenden Festivitäten im Metropol. So sah er, dass Albert Sing, der ein paar Monate später mit YB den dritten Titel in Serie holte und damit den bisher einzigen doppelten Titelgewinn SCB/YB möglich machte, «den Spielern persönlich in der Garderobe gratulierte». Der Eishockeyclub Höfen und die in Mürren an einem Turnier weilenden Berner Curler gaben ihrer Freude per Telegramm aus der Ferne kund und auch Davos-Spielertrainer Stu Robertson meinte sportlich fair: «Der Beste hat gewonnen.» Aus Berner Sicht war der dreifache Torschütze Rolf Diethelm gefragter Interview-Partner. «Gut, dass wir so früh in Führung gehen konnten, das gab uns mächtigen Auftrieb», sagte «Mister Backhand», der sich auch an diesem Abend mit seinen Sturmpartnern Peter Stammbach und Bruce Hamilton blind verstand. Noch wenig gesprächig zeigte sich dagegen der gerade 20-jährig gewordene Schlussmann René Kiener, von allen wegen seiner geringen Körpergrösse «Gagu» genannt. Deshalb sei nochmals Fritz Gurtner zitiert: «Davos suchte mit aller Kraft zu weiteren Treffern zu kommen, doch stellte Kiener sein ausserordentliches Können eindrücklich unter Beweis.» Merci «Gagu».

Pierre Benoit