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«Mein Erfolg in Schweden blendet mich nicht»

Klub-Trainer wählten ihn zum besten Rookie, dazu war er zweitbester Torschütze der Liga: In der schwedischen Super ligan heimste Jan Zaugg eine Ehrung nach der anderen ein. Nun ist der 24-Jährige zurück in Köniz.

Im Gegensatz zu sogenannten Starspielern im Fussball, die in England auf der Tribüne sitzen oder durch rote Karten in die Schlagzeilen geraten, waren es bei Jan Zaugg allein die herausragenden Leistungen, die ihm Ruhm und Ehre einbrachten. Im Interview spricht Jan Zaugg über Heimweh, Titel und kuriose Siege.

Sie sind in Schweden ein Star, Unihockey hat im Norden den bedeutend grösseren Stellenwert als hierzulande, trotzdem kommen Sie zurück. Einfach «Längizyti» nach Ihren Kollegen und der Aare?
Das ist eine schwierige Frage, die sich nicht so einfach beantworten lässt. In Schweden sind die Leute entspannt, sehr cool, das Umfeld stimmte, es gefel mir. Ich denke, es war das Bauchgefühl, das mich den Entscheid fällen liess.

Ihr Könizer Kollege Manuel Maurer geht den umgekehrten Weg. Er zieht zum dritten Mal nach Schweden. Möglich, dass auch Sie dereinst wieder Kötbullar und Lutfsk statt Fondue oder Bärner Platte essen?
Der Erfolg, den ich in Schweden hatte, blendet mich nicht. Zwar ist der Stellenwert unserer Sportart dort viel höher, ich lebte als Prof, es reichte gerade zum Leben, mehr nicht. Aber die Frage blieb im Raum: Was mache ich sonst noch? Gehe ich nochmals nach Schweden, wird wohl wieder das Bauchgefühl entscheiden. Ich bin in solchen Entscheidungen recht spontan.

Wo liegen die grössten Unterschiede zwischen der schwedischen und unserer Meisterschaft?
Ich denke, dass sich die Spieler in Schweden im Durchschnitt in technischen Belangen auf einem höheren Niveau bewegen. Die Schweizer sind ungestümer und versuchen, mit der Physis das vielleicht vorhandene technische Manko wettzumachen.

Jetzt sind Sie zurück. Mit welchen Ambitionen, welchen Zielen?
Neben der Tätigkeit als Unihockeyspieler werde ich voraussichtlich im Eventbereich ein Praktikum mit einem 40- bis 50-Prozent-Pensum absolvieren, ich habe mich vorerst gegen ein Studium entschieden.

Und dann ist die Nationalmannschaft. Im nächsten Jahr fndet die Weltmeisterschaft in Zürich statt. Nach Silber 1998 und siebenmal Bronze seit 2000 wäre eigentlich in heimischer Umgebung endlich einmal der Titel fällig.
Wir kommen immer näher an die Schweden und Finnen heran. Wir haben Schweden schon geschlagen und mehrmals die Finnen. Ich weiss, es ist ein hochgestecktes, aber nicht unrealistisches Ziel. Ein Weltmeistertitel ist für uns möglich. Und vorher wollen wir den Champions Cup gegen Finnland, Schweden und Tschechien gewinnen.

Mit der Nationalmannschaft haben Sie vor zwei Jahren die Elfenbeinkünste in einem WM-Qualifkationsspiel 51:0 geschlagen. Macht ein solches Spiel Spass?
Nein, das macht überhaupt keinen Spass.

Ich habe mich gefragt, wie viele Tore Sie geschossen haben und war bei der Suche im Internet überrascht. Ein einziges «Gööli» für den Torschützen vom Dienst?
Ich hatte mir geschworen, in diesem Match kein Tor zu schiessen. Aber es lief eine interne Wette, in der es darum ging, nach einem bestimmten Spielzug zu treffen. Und als am Ende dieser Kombination der Ball bei mir lag, konnte ich nicht anders, sonst hätte ich die Wette verloren.

Die Leserinnen und Leser interessiert sicher, welche Ziele Sie mit Floorball Köniz anstreben. Schliesslich treten Sie als Titelverteidiger an.
Wir wollten alle drei Titel holen, das ist nach der Halbfnal-Niederlage im Supercup gegen den SV WilerErsigen nicht mehr möglich. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Meisterschaft und den Cup – beide Wettbewerbe wollen wir gewinnen.

Erlauben Sie noch eine Schlussfrage: Wie sind Sie überhaupt Unihockeyspieler geworden?
Mein drei Jahre älterer Bruder Sven ging einmal an ein Unihockey-Schnuppertraining und kam total begeistert nach Hause. Da wollte ich natürlich nicht hintenanstehen und auch einen Versuch starten. So fng alles an, ich kam von dieser Sportart nicht mehr weg, das Virus hatte mich erwischt und nie mehr losgelassen – da hilft auch der beste Medizinmann nicht.

Pierre Benoit

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