Jonathan Fuhrimann, eben erst 18 Jahre alt geworden, ist eines der grössten Talente im Schweizer Fechtsport. Er ist ehrgeizig, talentiert, weltoffen und steckt sich hohe Ziele.
Gabriel Nielaba, seit über 20 Jahren Fechtmeister im Fechtclub Bern, kennt seinen Sport wie seine Hosentasche. Er hat vieles erlebt, im deutschen Fechtzentrum Tauberbischofsheim Weltmeister und Olympiasieger geformt und in Bern wäre der Fechtsport ohne den Maître d’armes nicht das, was er heute ist. Und er füttert uns, ehe Jonathan Fuhrimann im Fechtkeller zum Training erscheint, mit wichtigen Hintergrund-Informationen. «Jonathan hat gute Hände und er tanzt sich jeweils ein, bevor das richtige Fecht-Training beginnt.» Gute Hände will heissen, er trifft sehr genau und schnell. Seine bisherigen Erfolge sind beachtlich und lassen auf eine grosse Karriere hoffen, wie sie einst die Berner Olympia-Medaillengewinner Daniel Giger und Christian Kauter auf die Planche legten. Anfang Juni holte Jonathan Fuhrimann an den Schweizermeisterschaften in Biel im Teamwettkampf A zusammen mit Hadrien Favre, Aurel Favre und Philipp Becker den zweiten Platz, vorher gab es bereits Platz 2 im Team und Rang 3 im Einzel in der Kategorie U20. Vor dem Training unterhielt sich der junge Berner mit dem Bärnerbär.
Wie sind Sie zum Fechten gekommen? Nicht viele Junge wählen heute diese Sportart.
Mein Vater Christoph war bis zur U20 aktiver Fechter.
War schon früh ersichtlich, dass Sie über Talent verfügen?
Ich begann mit zwölf und mein Ehrgeiz stachelte mich an, so dass ich schon bald in höheren Alterskategorien mittun durfte. Trainer Silvio Fernandez meinte schön früh, ich hätte eine «gute Hand».
Wie verhält es sich mit dem Tanzen? Weshalb tanzen Sie beim Aufwärmen?
Ich habe wettkampfmässig getanzt, war zusammen mit meiner Partnerin Cinzia Dalla Vecchia Schweizer Juniorenmeister in den Standardtänzen und wir wurden als «Bärn Champion» ausgezeichnet. Irgendeinmal wurde die Belastung zu gross und Cinzia war so ehrgeizig, dass ich aufhören und sie sich einen anderen Partner suchen musste.
Schade. Pflegen Sie noch andere Sportarten?
Ja, ich spiele aktiv im Rugby Club Bern und bestreite einige Spiele. Nicht zu viele, denn die Verletzungsgefahr ist zu gross.
War die Belastung Schule und Fechten zu ertragen?
Es war irgendwie komisch. Je mehr Zeit ich fürs Fechten aufwendete, umso besser wurden meine Leitungen am Gymer, wahrscheinlich weil ich effizienter lernte.
Wie sieht Ihr Trainingsplan aus?
Dreimal in der Woche steht Krafttraining auf dem Programm, viermal bin ich im Fechtkeller anzutreffen. Beinarbeit, freies Fechten. Simulieren des Wettkampfs, das alles und vieles mehr steht auf dem Programm. Und Trainer Silvio Fernandez versteht es, auch am Ende eines Trainings noch die letzte Energie aus mir herauszukitzeln. Schön, dass er selbst dann auch sichtbar müde ist …
Welche Ziele haben Sie sich für die nähere Zukunft gesteckt?
Ich will weiterhin erfolgreich für die Junioren-Nationalmannschaft fechten. Und ein weiteres Ziel sind die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris.
Sie sind als Fechter viel auf Reisen. Haben Sie Gelegenheit, auch etwas von den Städten zu sehen oder bewegen Sie sich nur zwischen Flugplatz, Fechthalle und Hotel?
Klar reisen wir, um sportlich erfolgreich zu sein. Aber zwischendurch gibt es auch Gelegenheit, auf einem Spaziergang etwas zu sehen. Speziell gefallen hat es mir an der Junioren-WM in Torun, Polen. Eine wunderschöne Altstadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Auch das Essen ist hervorragend und erschwinglich, da ginge ich gerne nochmals hin.
Pierre Benoit