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«Meine Beine haben gezittert»

Die Geschichte von Lewin Blum liest sich wie ein Märchen. Doch nicht die Gebrüder Grimm stehen am Ursprung dieser Fabel – der YB-Verteidiger ist selbst dafür verantwortlich, dass seine Träume Wirklichkeit wurden.

Kurz nachdem er gelernt hatte, sich auf zwei Beinen fortzubewegen, begann er mit Fussball. «Ich war dreijährig, als ich in Roggwil zu kicken begann. Bald spielte ich bei den Piccolo, und als ich zehn Jahre alt war, meldete mich mein Vater bei YB zu einem Schnuppertraining an, zusammen mit drei Mannschaftskollegen, denn wir hatten damals in Roggwil einen starken Jahrgang», sagt Lewin Blum.

Sein Vater, das ist Mario, einst selbst im YB-Nachwuchs aktiv und in frühen Jahren auch Lewins Trainer. So kam es, wie es kommen musste: Nach jedem Schnuppertraining wurde Lewin Blum für die nächste Übungseinheit aufgeboten, übersprang sämtliche Hürden und war schon bald Teil der U12-Selection der YB Youth Base. Klein, aber schnell.

Und weshalb entschied sich der junge Mann schon frühzeitig, sich als Aussenverteidiger zu versuchen? «Ich war im Nachwuchs immer einer der Kleinsten, aber sehr schnell. Deshalb spielte ich auf Aussenpositionen, mal am Flügel und oft in der hintersten Reihe. Ich finde diese Position sehr spannend, man hat viele Möglichkeiten, auch in offensiver Hinsicht.» Er eiferte dem Brasilianer Marcelo von Real Madrid nach, dessen Spielstil ihn beeindruckte, genauso wie bei YB Kevin Mbabu und Scott Sutter.

Doch jetzt ist Lewin Blum dort angelangt, wo er schon selbst für Nachwuchs-Spieler zum Vorbild wird. Er durchlief bei YB sämtliche Juniorenstufen, schaffte es in jeder Alterskategorie auch in die Schweizer Nationalmannschaft und ist jetzt fester Bestandteil der U21 von Trainer Patrick Rahmen, die sich noch mit Coach Mario Lustrinelli für die Euro-Endrunde im Juni in Rumänien und Georgien qualifiziert hat. Mit vielen YB-Teamkollegen notabene. Auch Fabian Rieder, Kastriot Imeri, der an Thun ausgeliehene Alexandre Jankewitz und Felix Mambimbi, vorübergehend in Holland beim SC Cambuur aktiv, gehören zur hoffnungsvollen Equipe. «Die Euro ist ein grosses Ziel von mir und dem ganzen Team. Wir haben, wie bei YB auch, eine grossartige Stimmung und verfügen über eine starke Mannschaft. Unser Ziel muss es sein, trotz starker Gegnerschaft die Gruppe unter den ersten zwei zu beenden und uns für die Viertelfinals zu qualifizieren.» «Diesen Moment werde ich nie vergessen».

Auch wenn er momentan mit der U21 in Marbella im Trainingslager weilt, steht derzeit YB im Vordergrund. Blum: «Wir sind gut unterwegs, im Cup eine Runde weiter, die Mannschaft und der neue Trainerstaff funktionieren bestens.» Der Konkurrenzkampf ist gross, gerade auf Lewin Blums Position erheben mit Quentin Maceiras und Kevin Rüegg zwei andere starke Spieler Anspruch auf möglichst viele Spielminuten. «Es ist klar, dass wir Konkurrenten sind, doch wir verstehen uns trotzdem gut», gibt Lewin Blum zu Protokoll.

Den Wechsel von Yverdon, wohin er zu Beginn der letzten Saison ausgeliehen wurde, um möglichst viel Spielpraxis zu erhalten, zurück zu YB hat er gut verkraftet. Es ging nach dem Abgang Silvan Heftis nach Italien alles ziemlich schnell. «Nach Gesprächen mit Patrik Schuler (Assistent des Sportchefs, d. Red.) und Christoph Spycher war klar, dass ich früher als ursprünglich geplant zurückkehre.»

Bereits am 22. Januar kam er beim Heimspiel gegen Lugano (1:1) zum ersten Einsatz. «Es war ein unglaubliches Erlebnis. Ein beinahe volles Stadion, eine grossartige Stimmung, Mitspieler, die mich aufmunterten und mich die Nervosität vergessen liessen, halfen mir. Doch trotzdem: Meine Beine haben gezittert, als mir Martin Fryand mitteilte, dass ich in fünf Minuten eingewechselt werde. Diesen Riesenmoment werde ich nie vergessen. Es war eingetroffen, wovon ich als kleiner Bub und YB-Fan geträumt hatte.» Vertrag bis 2025 – und dann?

Lewin Blum hat bei den Young Boys einen Vertrag bis 2025 unterzeichnet. Was danach geschieht, steht in den Sternen. «Ich fühle mich bei YB sehr gut aufgehoben. Der zwischenzeitliche Wechsel zu Yverdon war eine grosse Umstellung. Ich wohnte erstmals nicht mehr im Elternhaus, doch die Stimmung war auch im Waadtland sehr familiär, was mir die Umstellung erleichterte. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich jetzt zurück bin und bei dem Verein spielen kann, für den mein Herz schon immer schlug.»

Was wird in drei Jahren sein? «Ich möchte schon gerne einmal ins Ausland. Die Bundesliga würde mich reizen, auch die Primera Division in Spanien ist interessant. Doch momentan ist das noch Zukunftsmusik.»

Pierre Benoit

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