Sie ist Olympiasiegerin, VizeOlympiasiegerin, fünffache Europameisterin – und das in der äusserst anspruchsvollen Disziplin Triathlon. Doch Nicola Spirig ist auch Gründerin und Seele des «Kids Cup by Nicola Spirig» und der «Nicola Spirig Stiftung», die Kindern und Jugendlichen aus allen sozialen Schichten Zugang zum Sport ermöglicht.
Kinder sind der zweifachen Mutter und Juristin, die ihre Studien mit dem Prädikat «magna cum laude» abschloss, sehr wichtig. Die Sportlerin des Jahres 2012 betreut verschiedene Projekte, welche Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle sportliche Betätigung ermöglichen. So auch den «Kids Cup by Nicola Spirig», der am Samstag im und rund um das Freibad Weyermannshaus stattfindet. Den Anfang machen die Ältesten (Jahrgang 2005) um 11 Uhr, als Letzte starten die Jüngsten um 13.40 Uhr.
Nicola Spirig, als Spitzensportlerin in einer zeitaufwendigen Sportart mit nach wie vor hohen Zielen und zweifache Mutter sind Sie voll ausgelastet. Was ist Ihre Motivation, so viel für die Jugend zu tun?
Ich wurde als Kind von den Eltern, die Sportlehrer sind, immer unterstützt und durfte viele Sportarten ausprobieren. Auch später hatte ich Glück im Leben und durfte auf grosse Unterstützung zählen. Davon möchte ich der Jugend etwas zurückgeben. Ich arbeite gerne mit Kindern zusammen und freue mich, wenn ich sehe, wie sie auf spielerische Art lernen und sich sportlich betätigen.
Sie geben den Kindern wertvolle Tipps, beispielsweise was die Kleidung an einem Wettkampf betrifft, über die sinnvolle Ernährung am Abend und unmittelbar vor einem Rennen. Sie sind zudem oft an den Kids Cups persönlich anwesend und unterstützen die Kinder.
Ich versuche, wann immer es mein Kalender erlaubt, an den Kids Cups vor Ort zu sein und die Kinder durch meine Anwesenheit zu motivieren. Die Kinder kommen mit vielen Fragen auf mich zu und wollen alles und jedes wissen. Muss ich nach dem Schwimmen die Kleider wechseln? Welches ist das beste Velo? Was mache ich gegen Seitenstechen? Die Liste der Fragen liesse sich beliebig verlängern.
Sie raten den Kindern, den Wettbewerb zu geniessen. Nach dem Motto des Gründers der Olympischen Spiele, Baron Pierre de Coubertin, der sagte: «Gut gekämpft zu haben, ist wichtiger als siegen.»
Ob die Kinder ihr gestecktes Ziel erreichen oder nicht – sie können im Sport viel lernen. Es ist gut und richtig, sich hohe Ziele zu stecken, aber man muss Spass haben. Hier können Kinder auf spielerische Art die Werte des Sports erfahren. Beim Kids Cup sind Schwimmhilfen oder Stützredli erlaubt – jeder und jede soll mitmachen können und Freude haben.
Wie sind Sie persönlich zum Triathlon gekommen?
Meine Eltern haben mich motiviert. Ich habe im Sport viel gelernt, auch vieles, das im Alltag oder Beruf angewendet werden kann. Mit Sieg und Niederlage und mit Druck umzugehen . Ich bin dankbar, dass ich in meiner Jugend viel Sport treiben durfte. Meinen ersten Triathlon habe ich mit zehn Jahren gemacht und mich dafür entschieden, weil er vielseitig und abwechslungsreich ist.
Sie haben im Triathlon alles erreicht, das eine Athletin erreichen kann. Sie sind Olympiasiegerin und fünffache Europameisterin. Welche Ziele haben Sie noch vor Augen?
Ich sagte schon 2012 nach dem Olympiasieg in London, dass alles offen ist. Ich kann stolz auf meine Karriere zurückschauen und jederzeit zufrieden aufhören. Wichtig ist, ob mein Mann (Reto Hug, ehemaliger Triathlon-Europameister und Vizeweltmeister, Anm. d. Red.) weiterhin so viel Spass an seiner Rolle als Hauptverantwortlicher für unsere Kinder hat. Ich trainiere nach wie vor sehr gerne und habe auch noch Ziele. Verletze ich mich nicht, will ich mich für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifizieren.
Tochter Malea ist einjährig und noch zu klein, um Triathlon zu trainieren. Aber wie sieht es beim fünfjährigen Yannis aus? Will er in die tiefen Fussstapfen seiner Eltern treten?
Wir hoffen, dass er eine andere Sportart für sich entdeckt – eine Olympiasiegerin und einen Vizeweltmeister als Eltern in seiner Sportart zu haben, ist eine schwierige Ausgangslage. Wir freuen uns, wenn Yannis und Malea gerne Sport treiben und sich bewegen. Aber vor allem sollen sie in ihrem Leben etwas finden, das ihnen Freude und Spass macht, egal was.
Pierre Benoit