In einem Monat, am 23. Juli, hätten in Tokio die 32. Olympischen Sommerspiele beginnen sollen. Doch das Coronavirus macht dem Anlass mit rund 11 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Strich durch die Rechnung. Zu den Leidtragenden gehören auch Mujinga Kambundji und Mirco Gerson.
Der Bärnerbär unterhielt sich mit der Spitzen-Leichtathletin und dem Top-Beach-Volleyballer. Beide qualifizierten sich für diesen Riesen-Event mit sportlich ausgezeichneten Leistungen. Die WM-Bronzemedaillengewinnerin von 2019 über 200 Meter und der auf der FIVB-Tour zusammen mit seinem Partner Adrian Heidrich erfolgreiche Beach-Volleyballer hatten sich für Tokio einiges vorgenommen. Doch das Covid-19-Virus veränderte fast alles im Leben der zwei Spitzensportler und machte auch die Verschiebung der Spiele notwendig. Das Internationale Olympische Komitee entschied Ende März, Olympia neu vom 23. Juli bis 8. August 2021 durchzuführen. 339 Medaillenentscheide fallen in 33 Sportarten und 51 Disziplinen.
UNSERE FERIENFRAGEN
- Statt sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten, sitzen Sie zuhause. Was tun Sie gerade?
- Wie fit sind Sie?
- Wie sah ihr Trainingsprogramm in den letzten vier Monaten aus?
- Wie steht es um die Motivation, wenn die Wettkämpfe fehlen?
- Haben Sie in den letzten Monaten selbst gekocht?
- Haben Sie während Corona auch Positives erlebt?
Mujinga Kambundji
1. Ich habe mein Studium wieder aufgenommen. Trainieren kann ich jetzt normal. In den letzten Monaten hatte ich auch Termine mit Sponsoren, Partnern und Medien und trainierte oft in den eigenen vier Wänden.
2. Das ist schwierig zu beurteilen. Wir haben die Planung etwas nach hinten verschoben. Ich denke, dass ich in einem Monat topfit bin und Ende August oder im September gute Resultate erzielen kann.
3. Das Training war anders als in einem „normalen“ Jahr. Das gewohnte Umfeld fehlte, ich war oft im Kraftraum oder trainierte zuhause auf dem Spinning-Velo, das ich mir gekauft habe, Ich habe mein Training der Situation angepasst.
4. An der Motivation fehlt es nicht. Ich habe keine Mühe und freue mich bereits auf die nächste Saison.
5. Ich koche sehr gerne und habe in den letzten Monaten viel gekocht und – nicht nach Rezeptbuch – auch einige Sachen ausprobiert.
6. Ja, sicher. Das Leben war anders. Ich hatte Zeit, mich wieder einmal auf mich zu konzentrieren, zuhause aufzuräumen und mich mit den Nachbarn zu unterhalten, sie wieder mal zu fragen, wie es ihnen geht, was man sonst ja selten tut.
Mirco Gerson
1. Es ist in der Tat eine schwierige Situation. Man hat das Gefühl, man trainiere für nichts, aber man muss doch etwas tun, um fit zu bleiben. Im Moment bin ich am Wäsche waschen, vorher habe ich gekocht.
2. Es ist nicht einfach, das selbst zu beurteilen. Ich denke, wenn in einem Monat ein Turnier stattfände, wäre ich bereit, das würde ich hinbekommen. Wir sind in einem anderen Modus als sonst. Im Vordergrund steht physisches und technisches Training. Die Explosivität fehlt, aber wir trainieren sehr bewusst auf diese Art.
3. Das Schwergewicht liegt klar auf der Physis. Kraft und Ausdauer mit vielen Wiederholungen, damit man in der letzten Phase eines Spiels noch genauso frisch ist wie bei Beginn.
4. Motivation ist ein grosses Thema. Ich bin mehr der Wettkampf- Typ, bei meinem Teampartner Adrian Heidrich verhält es sich ähnlich. Für mich ist es sehr heikel, mich zu motivieren.
5. Nicht immer, aber oft. Ich habe schon früher viel selbst gekocht und mache das auch gerne. Aber irgendeinmal gehen die Ideen aus, dann sind meine WG-Partner an der Reihe.
6. Wenn überhaupt, ist es die Tatsache, dass ich zum ersten Mal seit zwölf Jahren um diese Zeit zuhause bin und mehr Zeit für meine Familie und Freunde zur Verfügung habe.
Pierre Benoit