Bekanntlich soll man die Feste feiern, wie sie fallen. Dieses Sprichwort hat auch für den neuen Schweizer Futsal-Meister Minerva Gültigkeit. Am vorletzten Samstag holten sich die Berner zum vierten Mal den Titel, am kommenden 4. Mai ab 18.30 Uhr feiert der Verein sein 10-Jahr-Jubiläum mit einem grossen Fest in der Vidmar-Halle in Köniz.
Seit Einführung der offiziellen Futsal-Meisterschaft in der Schweiz in der Saison 2006/07 ist Minerva aus Bern der weitaus erfolgreichste Verein. Minerva – den Namen der Göttin der Weisheit und der taktischen Kriegsführung haben die Futsaler nach der Loslösung vom FC Ostermundigen vor zehn Jahren nicht zufällig gewählt. «Mut, Stolz und Leidenschaft sind unsere Attribute – wir sind alle Futsal-verrückt, da passt der Name Minerva hervorragend», sagt Präsident und Rechtsanwalt Miro Prskalo, der Mann mit Wurzeln aus dem Wallis und aus Kroatien, der sechs Sprachen spricht. 100 bis 150 Zuschauer verfol
gen derzeit in der Weissenstein-Halle die Heimspiele des Schweizermeisters, am Samstag, nach der letzten Partie gegen MNK Croatia 97, wurde der Titel ausgiebig gefeiert.
Gerne würde der Präsident in der kommenden Saison öfters mal eine mit 1700 Zuschauern ausverkaufte Halle sehen. «Futsal ist spannend, technisch attraktiv, erfordert geistige Flexibilität und schnelle Entscheide», sagt Miro Prskalo, der ohne Umschweife zugibt: «Ich bin verliebt – in Futsal.»
Spieler sind reine Amateure
Der Mann, der dafür mitverantwortlich zeichnet, dass am Samstag in der Weissensteinhalle nach dem 6:1 gewonnenen Spiel gegen MNK Croatia 97 ausgiebige Festivitäten steigen konnten, ist Coach und Trainer Pedro Santos, der im Alter von neun Jahren mit Futsal begann und auch schon bei Sporting, einem der drei weltbesten Futsal-Clubs weltweit, und Benfica Lissabon aktiv war. Miro Prskalo und der Vorstand von Futsal Minerva lotsten den Fachmann vor drei Jahren nach Bern – mit bisher zwei Titelgewinnen war dieser Zuzug ein Glücksgriff.
«Wir sind in allen Bereichen besser als die Konkurrenz.»
Fragt man Pedro Santos, weshalb Futsal Minerva überlegen Meister wurde, ist er um eine Antwort nicht verlegen. «Wir sind in allen Bereichen besser als die Konkurrenz. Das Kader mit einem Durchschnittsalter von knapp 26 Jahren ist talentiert. Wir trainieren wöchentlich viermal, sind taktisch und technisch stark, unsere Spieler werden optimal gepflegt, auch von einem ausgewiesenen Team von Physiotherapeuten, und wir verfügen über das höchste Budget.» Leider reicht dies noch lange nicht, um Gedanken an einen professionellen Betrieb zu verlieren. Santos arbeitet neben seinem Job als Trainer und Coach zu 50 Prozent. «Die Spieler sind reine Amateure und erhalten höchstens eine kleine Spesenentschädigung», sagt Präsident Miro Prskalo, der immerhin erwähnen kann, dass das Vereinsbudget mittlerweile die 200 000-Franken-Grenze überschreitet, auch dank der Unterstützung durch zahlreiche Sponsoren. Um in der Öffentlichkeit und in den Medien ein grösseres Echo zu finden, hat der Verein kürzlich ein 20-seitiges Kommunikationskonzept erstellt. Die Spieler kommen aus verschiedenen europäischen Ländern, vornehmlich aus Portugal, einer der europäischen Futsal-Hochburgen, aber dabei sind mit Captain Yves Mezger und Fabio Santona (Mitgründer und treibende Kraft im Verein) auch zwei Schweizer Spieler, die aus dem Fussball den Weg zum Futsal gefunden haben. «Sonst ist der Weg eher umgekehrt. Spieler wie Iniesta, Messi, Pele, Xavi oder Cristiano Ronaldo kamen vom Futsal zum Fussball», sagt Pedro Santos. «Beim Futsal muss man schnell denken und spielen können und technisch versiert sein. Das macht es später leichter, wenn man zum Fussball wechselt», sagte mit Pele, dem weltbesten Fussballer aller Zeiten, einer, der es wissen muss. Schnell, technisch stark und ehrgeizig sind sie, die Futsaler von Minerva.
Die beiden bevorstehenden Feste sollen nicht die letzten sein. Pedro Santos hat einen zwei Jahre weiterlaufenden Vertrag und ist, genauso wie Präsident Miro Prskalo, Futsal-verrückt und erfolgshungrig.
Pierre Benoit