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Neuer SCB-Coach: «Nicht das Alter, sondern die Leistung ist entscheidend»

Jussi Tapola, der neue SCB-Trainer aus dem Süden Finnlands, ist in Bern angekommen. Die Trainerkabine ist bezogen, den ersten Schwumm in der Aare hat er hinter sich, die Altstadt und Interlaken mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau auch schon besichtigt.

Mit dem ersten Auftritt vor den Medien hat der neue Mann zwar noch keinen Punkt auf dem Konto, doch er überzeugt mit Ruhe und Sachlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass er sich in der Reihe der finnischen SCB-Trainer auf der Seite einreihen wird, mit der positive Erinnerungen verbunden sind.

Welches sind Ihre ersten Tätigkeiten als SCB-Coach?
Zuerst geht es für mich darum, mit allen Mitgliedern des Staffs und mit jedem Spieler Gespräche zu führen. Damit bin ich vorerst voll ausgelastet. Die Spieler wissen, was ich verlange und wer ihr neuer Coach ist. Und ich will mir auch ein Bild von meinem zukünftigen Team machen, erfahren, wie die Spieler auf und neben dem Eis, auch im Privatleben, funktionieren.

Sie wurden zuletzt mit Tappara Tampere dreimal in Folge Meister und sind sich den Erfolg gewöhnt. Der SCB dagegen hat magere Jahre hinter sich. Wie wollen Sie den SCB auf die Erfolgsspur zurückführen?
Im Eishockey gibt es nur einen Weg zum Erfolg, ob in Tampere oder Bern, ist unwichtig. Wir müssen ein defensiv hartes und offensiv schnelles Spiel pflegen, aber den Spielern trotzdem gewisse Freiheiten lassen. Wichtig ist dabei, die richtige Balance zu finden. Das alles erreicht man nur mit einem hohen Niveau im täglichen Training.

Kritik gab es in der letzten Saison vor allem, weil oft nur mit drei Linien gespielt wurde und die Eiszeiten sehr unterschiedlich ausfielen.
Wir werden nicht mit zwei oder drei, sondern mit vier Linien spielen. Kurze, aber intensive Einsätze, das schwebt mir vor und das habe ich auch bei Tappara so praktiziert. Das System ist nicht so wichtig. Wir müssen hart spielen, die Checks fertigmachen und vor dem gegnerischen Tor hohe Präsenz markieren, dann werden unsere Fans Freude an ihrer Mannschaft haben. Das alles werden wir im Training auf einem hohen Level üben und versuchen, im Spiel umzusetzen. Auch eine gewisse Kreativität soll durchaus erlaubt sein. Wir wollen ständig besser werden. Auch nach einem 5:1-Sieg war vielleicht nicht alles gut und gibt es Punkte, die es zu besprechen gilt.

Ein wunder Punkt war auch die Tatsache, dass die jungen Spieler oft kaum oder nur selten berücksichtigt wurden und ihre Qualitäten gar nie richtig ausspielen konnten.
Nicht das Alter, sondern die Leistung ist entscheidend. Sind sie gut und überzeugen sie im Training, werden die Jungen spielen. Es gilt für uns, die nächste Generation zu entwickeln.

Die Coaches, die zuletzt in Bern waren, haben sich nicht durchgesetzt und in entscheidenden Punkten nicht hart genug durchgegriffen. Was ist Ihnen im Umgang mit den Spielern besonders wichtig, worauf legen Sie grossen Wert?
Ehrlichkeit. Ich weiss, dass die Spieler es schätzen, wenn man im Umgang mit ihnen ehrlich ist. Ich selbst bin hier nicht so wichtig, die Spieler sind wichtig. Es ist auch nicht von Bedeutung, ob ich selbst ein Star- spieler war oder nicht – das interessiert niemanden.

Mit welchen Erwartungen steigen Sie in die Saison?
Wir wollen ein unangenehmer Gegner sein, ein Team, gegen das niemand gerne spielt. Dieses Ziel erreicht man nur, wenn jeder in jedem Einsatz das Beste gibt, Checks hundertprozentig durchführt und wir in der gegnerischen Abwehrzone und vor dem Tor eine grosse Präsenz zeigen. Dann werden die Fans Freude haben.

Sie haben in der Champions Hockey League auch gegen Schweizer Teams gespielt, gegen Zug, Biel und Davos. Wie stufen Sie das Schweizer Eishockey ein?
Ich denke, dass die Schweiz mit sechs Importspielern sich vor Schweden und Finnland nicht verstecken muss und in den nächsten drei Jahren einen weiteren Schritt zu Top of Europe machen wird.

Weshalb haben Sie sich für den SCB entschieden? Sie hätten Ihre Arbeit doch auch im schönen Süden Finnlands im gemachten Nest bei Tappara weiterführen und den Erfolg geniessen können. An anderen Angeboten soll es auch nicht gemangelt haben.
Nach den Gesprächen mit Sportchef Andrew Ebbett war der SCB definitiv meine erste Wahl. Der Entscheid ist mir nicht schwergefallen. Wir sprechen beide die gleiche Sprache, wir haben uns sofort verstanden.

Pierre Benoit

PERSÖNLICH

Jussi Tapola wurde am 13. Juni 1974 in Kerava (Fi) geboren. Als Spieler bestritt er in der höchsten finnischen Spielklasse «Liiga» 116 Partien für Ahmat Hyvinkää (30 Tore/44 Assists/74 Punkte). Seine Trainerkarriere startete er im Nachwuchs von Hämeenlinna. Von 2014  – 17 und von 2021 – 23 Cheftrainer von Tappara Tampere. Vier Meistertitel und 2023 Champions-League-Sieger. Wahl zu Europas Trainer des Jahres 2023. 2018/19 coachte er Kunlun Red Star Peking in der KHL. Ab 2023/24 Headcoach SCB.

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