Img 2425

Noch werden bei Volley Köniz kleinere Brötchen gebacken

Sechsmal gewannen die Volleyballerinnen aus Köniz in der 50-jährigen Vereinsgeschichte den Meistertitel und viermal den Cup. Doch diese Zeiten gehören vorerst der Vergangenheit an. Derzeit werden im Berner Vorort kleinere Brötchen gebacken.

Seit dem freiwilligen Abstieg im Jahr 2018 ist man in Köniz höchst vernünftig und setzt die wenigen vorhandenen finanziellen Mittel entsprechend zielgerichtet ein. Im Hinblick auf die laufende Saison kehrte die Amerikanerin Keira Moore, letztes Jahr noch eine Leaderin, nicht mehr zurück und wurde das junge Team, dessen Durchschnittsalter 20 Jahre beträgt und die älteste Spielerin 23-jährig ist, nochmals verjüngt. «Unsere Zukunft liegt ganz klar beim eigenen Nachwuchs», sagt Céline Ackermann, die nicht nur Captain des Teams ist, sondern zusammen mit ihrer Teamkollegin Luisa Schwander auch im Vorstand mitwirkt.

Erfolgreiche Juniorinnen
19-mal gewannen bisher Nachwuchs-Teams aus Köniz in verschiedenen Alterskategorien den Titel, 23- mal schaute Platz 2 und 20-mal Platz 3 heraus – eine eindrückliche Ausbeute. Derzeit sind rund 80 Juniorinnen bei Volley Köniz aktiv. «Wir haben einen Fünfjahresplan aufgestellt und streben die Rückkehr in die oberste Spielklasse mit Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs an. Es gibt viele Talente, die den Sprung in die erste Mannschaft bereits geschafft haben oder in der 1. Liga Erfahrungen sammeln», sagt Céline Ackermann.

Viele Verletzte
Der Captain ist am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt und fällt genauso aus wie ihre jüngere Schwester Michelle und Mona Rottaris, so dass den Könizerinnen die Hälfte der Startsechs derzeit nicht zur Verfügung steht. Dies erklärt auch, dass von den ersten vier Begegnungen nur zwei gewonnen werden konnten. Die Ziele bleiben allerdings trotz Verletzungspech die gleichen. Céline Ackermann: «Wir wollen an das Vorjahr anknüpfen, als wir ausgezeichnet im Rennen um Platz 1 lagen und uns Corona stoppte. Qualifikation für die Playoffs und um den NLB-Meistertitel mitzuspielen, bleibt unser klares Ziel.»

Zwei hauptamtliche Trainer
Obwohl der bisherige Hauptsponsor edelline nicht mehr dabei ist, beschäftigt Volley Köniz nach wie vor zwei hauptamtliche Trainer. Der Lette Agris Leitis kümmert sich um das Fanionteam, die Tschechin Martina Frankova coacht und trainiert das 1.-Liga-Team. Den Job bei den Junioren teilen sie sich. Weil ihre Mutter Anita, eine ehemalige Weltklassespielerin und bei vielen Könizer Meistertiteln als Leaderin dabei, Lettin ist, kann Céline Ackermann mit dem Trainer auch in ihrer Muttersprache problemlos parlieren. «Agris Leitis besitzt bei uns einen unbefristeten Arbeitsvertrag und ist motiviert, alles zu unternehmen, damit wir auch mit bescheideneren Mitteln unsere sportlichen Ziele bei den Aktiven und den Juniorinnen erreichen», so Céline Ackermann. Dass der Verein überhaupt trotz Corona und dem damit verbundenen Rückzug einiger Sponsoren überleben kann, ist mitunter das Verdienst von Vereinspräsident Thomas Gygax, der selbst viele Jahre aktiv in der obersten Liga Volleyball spielte und schon lange im Verein ist. Der Inhaber eines Architekturbüros in Wabern zeichnet selbst als Sponsor «und ist bei der Suche nach weiteren Firmen, die uns unterstützen, sehr aktiv», erklärt Céline Ackermann.

Inkonstanz als Problem
Wie der Teamcaptain sagt, ist die Inkonstanz der Mannschaft das grosse Problem. «Für den Trainer ist die Situation nicht einfach. Er hat genau wie die Spielerinnen Ambitionen, will jedes Spiel gewinnen, doch vor Beginn einer Partie weiss er nie, wie sich sein Team heute präsentiert. Aufgrund der Jugend der Equipe sind Leistungsschwankungen während einer Partie und von Spiel zu Spiel an der Tagesordnung. Bei uns ist immer etwas los, es ist spannend, auch weil man leider nie weiss, was kommt und Überraschungen positiver und negativer Art jederzeit möglich sind.» Um dieses Manko wettzumachen, sind die Könizerinnen sehr fleissig. Jeden Abend und auch am Vormittag vor den Meisterschaftsbegegnungen wird trainiert, dazu steht zweimal in der Woche ein nahrhaftes Krafttraining auf dem Programm – die Spielerinnen werden gefordert und gefördert. Dass sich unter diesen Voraussetzungen der Erfolg auf dem Rechteck lieber früher als später einstellen und in Köniz schon bald wieder Nationalliga-A-Volleyball gespielt wird, ist zwar nicht in Stein gemeisselt, die Chancen dazu stehen aber ausgezeichnet.

Pierre Benoit

Weitere Beiträge

Weitere Beiträge