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Persönlichkeit, Strahlemann, Klassegoalie

In den letzten sieben Jahren hütete Patrick Eder das Tor von Floorball Köniz. Er führte das Team zu zwei Meistertiteln und vier Erfolgen im Supercup. Doch es sind nicht nur die sportlichen Erfolge, die Eder zu einer Ausnahmeerscheinung machen.

Was der Zurücktretende für Floorball Köniz bedeutet, kann niemand treffender ausdrücken als Samuel Thut, selbst eine Könizer Torhüterlegende und Eders Goalietrainer. «Seit seiner Rückkehr aus Winterthur ist er eine der ganz wichtigen Stützen der Mannschaft. Dank seiner taktischen und strategischen Denkweise geht sein Einflussbereich weit über den Torraum hinaus. Er ist ein äusserst intelligenter Torhüter und Perfektionist. Dies ermöglichte ihm, seine Technik über die Jahre bis aufs Letzte zu optimieren. Mit seinem Rücktritt verliert das Schweizer Unihockey einen grossen Torhüter und eine aussergewöhnliche Persönlichkeit.»

Patrick Eder, was fühlen Sie beim Lesen der Lobeshymne Ihres Trainers?
Es freut mich sehr, diese Worte aus berufenem Mund zu hören. Samuel Thut ist für mich eine wichtige Bezugsperson.

Sie werden im Juli 33 Jahre alt, das ideale Alter für einen Goalie. Nehmen wir Yann Sommer als Beispiel, er wird in diesem Jahr 35 und hat eben erst bei Bayern unterschrieben. Weshalb treten Sie zurück?
In körperlicher Hinsicht wäre die Fortsetzung meiner Karriere kein Problem, aber das war für meine Entscheidung nicht relevant. Es gab zwei Optionen: Entweder ich mache noch zwei Jahre bis zur nächsten Weltmeisterschaft weiter – oder ich höre auf. Hätte ich mich fürs Weitermachen entschieden, wäre eine Reduktion des Arbeitspensums unumgänglich gewesen, weil ich noch einmal mehr in den Sport investiert hätte.

Hat die Enttäuschung mit dem vierten Platz an der Heim-WM Ihren Entschluss beschleunigt?
Sie hat eher den Wunsch verstärkt, noch härter zu arbeiten und eine weitere WM zu bestreiten. Aber die Belastung für Nationalspieler ist riesig. Während der Saison gibt es vielleicht zwei freie Wochenende, mehr Freizeit bleibt da nicht.

Welche Ziele wollen Sie in dieser Saison noch erreichen? Am Samstag geht es in der Wankdorfhalle zuerst einmal um den Cupsieg.
Dreimal Gold. Den Supercup haben wir bereits gewonnen, am Samstag wollen wir im Cupfinal obenaus schwingen und nachher Meister werden. Das muss unsere Zielsetzung sein, alles andere wäre falsch.

Aber gegen GC gilt Floorball Köniz im Cupfinal als Aussenseiter.
Nein, das sehe ich anders. Wir haben in dieser Saison gegen GC zwar zweimal verloren, aber wir waren nicht schlechter. Dazu kommt, dass alle Köniz-Spieler mit dem Cupfinal gross geworden sind. Er fand immer in Bern statt, wir waren schon als Junioren in den Cupfinal involviert, halfen in irgendeiner Funktion mit. Für uns hat der Cupfinal einen noch höheren Stellenwert als für andere Vereine. Sicher wird uns auch das Publikum unterstützen – das bringt zusätzliche Energie.

In der Meisterschaft stehen bald die Playoffs an. Die Liga ist ausgeglichener geworden, die jahrelang dominierenden Teams tun sich schwerer als auch schon. Köniz hat bereits sieben Spiele verloren und liegt trotzdem auf Platz 3. Weshalb läuft es nicht wunschgemäss?
Die Liga ist enger, ausgeglichener geworden. Aber spielen wir gut, dominieren wir jeden Gegner. Das gibt uns ein gutes Gefühl. Es ist eine Frage der Konsequenz. Ziehen wir unser Spiel 60 Minuten lang durch, sind wir erfolgreich.

Wenn Sie Ende Saison zurücktreten, öffnet sich nicht nur im Verein eine grosse Lücke, sondern auch in der Nationalmannschaft, in der Sie während Jahren zusammen mit Pascal Meier ein grossartiges Duo bildeten. Sehen Sie Nachfolger?
Köniz hat eine Vorreiterrolle in der Torhüter-Ausbildung. Es wird konsequent mit allen Goalies trainiert, in der U19-Nationalmannschaft kommen die Goalies seit Jahren immer aus Köniz. In der ersten Mannschaft hat Daniel Münger schon einige Male bewiesen, dass er sehr stark ist und mich gut vertritt. Es wird keine Lücke entstehen – auch in der Nationalmannschaft mache ich mir keine Sorgen.

Wenn Sie auf zwölf Jahre Spitzen-Unihockey zurückblicken, welches war der schönste Moment?
Sicher der erste Meistertitel, der erste der Vereinsgeschichte. In Erinnerung bleiben werden mir sicher auch die Erlebnisse mit den Mitspielern und die Trainer, die mich geformt, geprägt und gefördert haben. René Berliat, Jyri Korsman, Rolf Kern, Jakob Lieske, Samuel Thut und David Jansson. Eindrücklich ist die Entwicklung, welche die Sportart gemacht hat. Statt vor ein paar Dutzend Zuschauerinnen und Zuschauern in der Lerbermatthalle haben wir zuletzt an der WM vor 11 000 Fans gespielt, Hunderttausende haben die Spiele am TV verfolgt.

Bei Köniz wird nicht nur der Stammgoalie, sondern auch der Strahlemann, wie Sie von Ihren Teamkollegen genannt werden, fehlen.
Ja und mir wird das Team fehlen. Dass ich zum Strahlemann wurde, hat wohl mit meiner positiven Lebenseinstellung zu tun. Meine positiven Gedanken versuchte ich immer im Team einzubringen. Wenn beispielsweise vier Stammspieler verletzt waren und durch Junioren ersetzt wurden, haderte ich nicht mit dem Schicksal, sondern freute mich für die Jungen, die eine Chance erhielten.

Was werden Sie in Zukunft ohne Unihockey tun? Planen Sie eine Karriere als Trainer?
Zuerst steht eine Ferienwoche mit dem Team auf dem Programm. Danach werde ich abschalten, und dann habe ich geplant, die Welt zu erforschen, Reisen zu unternehmen, in den Bergen zu wandern. Ohne daran denken zu müssen, dass wir im nächsten Spiel wieder eine Topleistung abliefern müssen. Und in irgendeiner Form werde ich mit dem Unihockey in Verbindung bleiben.

Pierre Benoit

Patrick Eder wurde am 25. Juli 1990 in Zürich geboren. Er lebt in Bern und ist ledig. Seine Karriere begann er im Nachwuchs von Floorball Köniz, wechselte 2010 für eine Saison zu Bern Capitals in die NLB. 2014 –16 spielte Eder für Rychenberg Winterthur, sonst seit 2011 stets für Köniz. 50 Länderspiele, Zweimal Meister, viermal Supercupsieger.

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