Chris 9

«Persönlichkeit und Charakter sind viel wichtiger als nur Talent»

Der FC Muri-Gümligen, im Sommer erst im letzten Aufstiegsspiel knapp gescheitert, grüsst in der regionalen 2. Liga nach einem optimalen Saisonstart mit sechs Siegen in Serie derzeit von der Tabellenspitze.

Trainer Riccardo Pileggi, in der dritten Saison Chef des Teams, sieht trotzdem noch Verbesserungspotenzial. Als Spieler war Riccardo Pileggi, gebürtiger Italiener, der sechs Sprachen spricht, viel unterwegs auf nationalen und europäischen Plätzen. Seine Karriere führte ihn nicht nur bis in die erste Mannschaft der Young Boys, wo er unter Trainer Jean-Marie Conz bereits 1996 debütierte, sondern auch zu mehreren Vereinen in der Region und nach Italien und England. Seit sieben Jahren hat sich das geändert. Spieler, Assistenztrainer und jetzt in der dritten Saison Trainer beim gleichen Verein, dem FC Muri-Gümligen. «Der Klub ist gut geführt, die Mannschaft willig und lernbegierig – bei uns stimmt derzeit alles, auch die Leistungen sind zufriedenstellend, obwohl wir zuletzt vor allem vor dem gegnerischen Tor Mühe bekundeten, die zahlreichen Chancen auch in entsprechend viele Tore umzumünzen», sagt der Coach, der vor seinem Engagement beim FCMG zusammen mit einem anderen ehemaligen YB-Erstteamler, Mario Raimondi, bei YB die U15 trainierte. «Doch hätte mir jemand vor Beginn der Meisterschaft einen solchen Saisonstart angeboten, ich wäre einverstanden gewesen.» Als Spieler der YB Old Stars ist er nach wie vor mit den Gelb-Schwarzen eng verbunden, hin und wieder stösst auch ein junger YB-Spieler zu Muri-Gümligen, wenn er den Sprung nach ganz oben nicht schafft.

Langfristiges Ziel: Aufstieg!
Obwohl der Aufstieg Ende vergangener Saison im letzten Moment auf ärgerliche Art und Weise verpasst wurde, ist die Mannschaft von MuriGümligen zusammengeblieben und strebt in dieser Saison trotz harter Konkurrenz von Italiana und Prishtina einen Spitzenplatz an. «Das kurzfristige Ziel, auf Platz 1 zu überwintern, haben wir erreicht, das langfristige Ziel ist zweifellos der Aufstieg in die 2. Liga inter, weil dies für die Spieler sportlich interessanter ist», sagt Riccardo Pileggi.

Verein hilft auch bei Jobsuche
Holt Riccardo Pileggi einen Spieler nach Muri, ist für ihn vorerst einmal dessen Mentalität wichtig. «Persönlichkeit, Charakter und Wille sind viel wichtiger als nur Talent und müssen stimmen. Der Spieler muss und soll sich auch mit dem Verein identifizieren. Dass dann auch die spielerische Seite dazukommt, er über Qualitäten auf dem Feld verfügen muss, ist klar, doch das kommt bei der Einschätzung eines Spielers erst an zweiter Stelle», erzählt der Coach. Ein wichtiger Aspekt, Spielern den Wechsel zum FC Muri-Gümligen schmackhaft zu machen, ist der Umstand, dass sich der Verein heute bemüht, den Spielern auch bei der Jobsuche behilflich zu sein, was dank dem grossen Netzwerk mit zahlreichen Sponsoren oft von Erfolg gekrönt ist.

Profitrainer? (Noch) kein Thema …
Riccardo Pileggi ist derzeit Inhaber des Trainerdiploms B plus, mindestens A plus ist das nächste Ziel, die Uefa-Pro-Lizenz steht (noch) nicht zur Diskussion, «zuerst muss ich mir einen Leistungsausweis erarbeiten», gibt sich der Coach bescheiden. Als Verkaufsmanager in der Informatik branche tätig, ist die Belastung mit Spielen und Trainings für den 40-jährigen Familienvater tragbar, auch weil sein Arbeitgeber sehr sportaffin ist. «Logisch, dass ich mir vorstellen kann, dereinst einen Verein der 1. Liga oder der Challenge League zu coachen, doch das ist noch in der Ferne. Profitrainer zu werden, ist vorderhand für mich kein Thema», sagt Riccardo Pileggi, der sich voll und ganz auf seine anspruchsvolle Aufgabe beim FC Muri-Gümligen konzentriert. Wie gross im Verein die Akzeptanz des Trainers ist, lässt sich auch den Aussagen von Muris Urgestein Bernhard Thomann im nebenstehenden Kasten entnehmen. Seit sieben Jahren im Verein, sorgt er für die im Berner Vorort lange vermisste Konstanz und Kontinuität.

Pierre Benoit

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