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Pizza fürs Team gibt es nur bei ganz besonderen Anlässen

Mit Thomas Ringgenberg hat YB einen echten Weltmeister im Team. Der Klubarzt erklärt dem Bärnerbär, wie sich die Spieler ernähren: nämlich höchst professionell. Ausnahmen gibt es nur sehr selten.

Thomas Ringgenberg, einer der zuletzt leider viel beschäftigten vier Teamärzte, die sich 365 Tage pro Jahr um ihre Spieler kümmern, ist Weltmeister. Als Einziger. Nach Siegen über Mexiko, Japan, Brasilien, Deutschland, Italien und Kolumbien stand die Schweiz sensationell im Endspiel der U17-WM in Nigeria und schlug am 15. November 2009 mit einem Tor von Haris Seferovic und dank der perfekten taktischen Einstellung von Trainer Dani Ryser Gastgeber Nigeria mit 1:0. Sieben Jahre nach dem Europameistertitel der Gleichaltrigen unter Trainer Markus Frei der grösste Erfolg, den ein Schweizer Nationalteam jemals erreichte. Und mittendrin Thomas Ringgenberg , der YB-Teamarzt, der sich auch 13 Jahre später noch diebisch freut, wenn er an die Tage in Nigeria zurückdenkt. «Neben Dani Ryser hatte vor allem unser Koch, Justus Lucas, ein grosses Verdienst, dass dieser Titel unter schwierigsten Umständen möglich geworden ist. Betrat er jeweils die Küche, schloss er alle Türen hinter sich ab, sorgte für grösste Hygiene und so gab es im Team auch keinen Spieler, der von Magenbeschwerden oder Durchfall betroffen war. Er brachte auf den Tisch, was wir von zuhause mitgenommen hatten und bekochte das Team grossartig – er hat einen grossen Beitrag zu diesem Erfolg geleistet. Und als uns die Esswaren ausgingen, weil wir viel länger im Turnier verblieben als erwartet, kaufte er kurzerhand den ausgeschiedenen Italienern ihre Spaghetti und andere Köstlichkeiten ab», sagt Thomas Ringgenberg mit einem Schmunzeln.

Ein Kenner der Materie
Thomas Ringgenberg ist nicht nur ein profilierter Mediziner, er kennt sich auch in Sachen Ernährung aus, weiss, was «seine Schäfchen» essen müssen, damit sie auf dem Spielfeld in der Lage sind, ihre Höchstleitung zu erbringen. «Die richtige Ernährung ist für einen Spitzenfussballer und eine Spitzenfussballerin von grosser Bedeutung, ein wichtiges Teil im Erfolgspuzzle. Bei YB ist das alles sehr gut organisiert und geregelt. Vor einem Heimspiel essen die Spieler gemeinsam im Hotel Ambassador, wobei rund vier bis fünf Stunden vor Spielbeginn Wert auf eine genügende Aufnahme von Kohlehydraten gelegt wird. Zwei Stunden vor Anpfiff gibt es nochmals eine kleine Süssigkeit zusammen mit Tee oder Kaffee. Nach dem Match wird in der Kabine sofort in flüssiger Form ein Regenerations-Shake getrunken, ehe es dann in die Gstaad Lounge geht, zum gemeinsamen gemütlichen Essen und Beisammensein mit den Familien, wobei diese Zusammenkunft in Zeiten von Corona derzeit leider nicht stattfinden kann.»

Der Bluttest am Anfang der Saison
Anders sieht es bei Spielen auf fremdem Terrain aus: Nach Genf, Lugano, St. Gallen und Sion wird meistens 24 Stunden vor dem Spiel angereist, im Hotel geschlafen und gegessen. «Nach dem Spiel erhalten die Spieler aus den bereitstehenden Wärmebehältern das Essen, das sich nach einer solchen körperlichen Anstrengung empfiehlt», erklärt Thomas Ringgenberg. Und für die Bärnerbär-Leserinnen und -Leser gibt er auch noch ein kleines Geheimnis preis. «Nach dem letzten Match des Jahres 2021 und dem 5:0-Sieg wurde die Mannschaft in Lugano gar mit einer Pizza überrascht. Aber Pizza fürs Team liegt nur nach ganz besonderen Anlässen drin.» Anfang Saison werden die Spieler immer einem Bluttest unterzogen. «Früher wiesen sie oft einen zu tiefen Eisengehalt auf, doch seitdem die Ernährungsberaterin Karin Frey die Akteure betreut und ernährungstechnisch coacht, haben sich diese Werte deutlich verbessert. Schwieriger ist dies bei den Frauen, die stets einen tieferen Eisenwert aufweisen, was zwar normal ist, sich aber leistungshemmend auswirken kann.»

Pierre Benoit

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